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Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon!«
    Diana gehorchte wie ein Roboter. Sie brauchte sich nicht weit vorzubewegen, aber es kostete sie große Überwindung.
    In dieser Zeit fühlte sich der Pfarrer stärker als Diana. Im Gegensatz zu ihr schaute er ihr ins Gesicht, und er sah, dass sie dem Blick nicht standhalten konnte. Sie schlug die Augen nieder, ging aber weiter. Sie hob den Kopf erst wieder an, als sie direkt vor ihm stand.
    Diana weinte, das war zu sehen. Die Augen hatten sich mit Wasser gefüllt. Sie schluckte auch, aber sie hielt die Lippen weiterhin geschlossen.
    »Ich... ich kann nicht anders«, flüsterte sie. »Es ist so schlimm. Sonst nehmen sie mich. Tut mir leid.«
    »Ich weiß Bescheid.«
    Diana weinte jetzt stärker. Sie hob die rechte Hand an. Der Pfarrer sah das Messer, das sich seiner Brust näherte. Er hörte das Schluchzen und sah, dass die Tränen jetzt über Dianas Gesicht strömten.
    »Nur nicht so zimperlich!«, hetzte Silvia. »Denk lieber an dich, Diana. Das ist besser.«
    Sie hatte es gehört. Die Lippen zuckten, der Pfarrer verkrampfte sich, als er das Messer dicht unter dem Hals an seiner Brust spürte. Es war eine kühle Berührung gewesen, die schlagartig verschwand, als Diana das Messer von oben nach unten zog und er plötzlich den heißen und stechenden Schmerz spürte.
    Die Wunde war da, und der Pfarrer sah das Blut als langen, trägen Streifen...
    ***
    Der Rest der Fahrt war ein Kinderspiel. Noch leichter als das, was hinter uns lag. Wir konnten zudem auf der Straße bleiben und rechneten eigentlich damit, Susan Fenner auf ihrem Rad zu überholen. Seltsamerweise trat das nicht ein.
    »In Luft wird sie sich nicht aufgelöst haben«, meinte Suko. »Demnach muss es eine Abkürzung geben.«
    »Bestimmt. Als Radfahrer würde ich auch lieber durch blühende Felder fahren als auf der Straße zu bleiben.«
    Die schöne Landschaft war geblieben. Weiche Hügel und Senken. Voll ergrünt. Man hätte zum Poeten werden können, doch das wahre Gefühl bei mir stand dazu im krassen Gegensatz. Der äußere Eindruck täuschte. Hinter dieser Fassade verbarg sich etwas Schreckliches. Zwei Leichen hatte diese Welt freigegeben, in der alles andere reagierte als die normale Moral und Ethik.
    Wahrscheinlich war der Fixpunkt die Frau, die Lisa hieß und einen Kosmetikladen in Verbindung mit einem Foltermuseum betrieb. Eine Mischung, die uns bisher auch noch nicht untergekommen war. Man lernt eben nie aus.
    Natürlich schlug meine Phantasie Purzelbäume, wenn ich mir vorstellte, was in diesem Museum mit seinen ausgestellten Instrumenten alles passieren konnte.
    Wer da zum Beispiel auf die Streckbank gelegt wurde, der hatte keine Chance zur Gegenwehr, wenn ihm das Blut abgezapft werden sollte. Alles war möglich, nur wünschte ich es mir nicht.
    Wir sahen unser Ziel bereits vor uns. Zumindest die Dächer der Häuser schoben sich vor die unteren Strahlen der Sonne, als Suko nach links deutete. Da er auf dieser Seite saß, konnte er die Umgebung besser im Auge behalten.
    »Was ist?«
    »Eigentlich nichts, John. Ich wollte dich nur auf den Bach aufmerksam machen.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    »Ich bin mir noch etwas unsicher«, murmelte Suko.
    Wenn er so sprach, stimmte etwas nicht. Ich fuhr noch langsamer. Suko reckte den Kopf. Er wollte das Ufer absuchen. Sehr schnell sagte er dann: »Halt mal an!«
    Ich stoppte.
    »Da liegt ein Fahrrad.«
    »Und?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ist das normal?«
    »Lass uns nachschauen.«
    Wir stiegen beide aus. Ohne uns abgesprochen zu haben, bewegten wir uns recht leise.
    Das Plätschern des Bachs war zu hören. Mir kam seine Melodie nicht munter und frisch vor. Eher das Gegenteil davon. Ziemlich bedrohlich, als wollten die Wellen zusätzlich etwas verbergen.
    Die Straße war nicht breit. Schon nach einem langen Schritt stand Suko im Gras – und duckte sich sofort zusammen. Ich wusste nicht, was er gesehen hatte, aber ich folgte sofort seinem Beispiel.
    Jetzt gab uns das hohe Gras eine leichte Deckung. Wir konnten über die Halme hinwegschauen, sahen auch den Bach durch sein Bett strömen, und ich entdeckte auch das Rad, aber noch mehr. Andere Räder, auch das von Susan Fenner, einen Motorroller sah ich ebenfalls und nahm diese Dinge nur als Begleiterscheinungen wahr, denn die Menschen, die sich zwischen Bach und Straße aufhielten, waren wichtiger.
    Sechs junge Frauen und ein Mann!
    Der Mann war ein Gefangener. Zwar stand er auf seinen eigenen Füßen, aber in einer Haltung, die ich

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