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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zustand zurückzugeben. Aber man muss aufpassen, wenn man sie aus der Erde zieht, dann schreien sie nämlich und der Schrei der Alraune ist tödlich.«
    »Eine Pflanze, die schreit?« Franca lachte.
    »Mammi. Es handelt sich um Fantasy. Klingt doch plausibel. Sie will halt in der Erde bleiben und wenn sie herausgezogen wird, wehrt sie sich. Harry Potter muss Ohrenschützer tragen, als er die Alraune aus der Erde zieht.« Georginas Augen blitzten. »Ist doch lustig, der Gedanke.«
    »Und was macht Harry Potter damit?«
    »Die Schüler züchten im Unterricht von Professor Sprout Alraunen. Die werden gebraucht, um diejenigen zu heilen, die das Monster aus der Kammer des Schreckens versteinert hat.«
    Franca musste grinsen. »Und so was liest du? Du bist doch sonst so ein vernünftiges Mädchen.«
    »Ich kann Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden, Mama. Und bei Harry Potter geschehen nun mal Dinge, die in der Wirklichkeit nicht passieren würden. Es ist ja auch nicht alles total erfunden. Denk nur an die Hexen, die verurteilt wurden, weil sie angeblich über Zauberkräfte verfügten. Und dass Pflanzenextrakte eine bestimmte Wirkung haben, ist allgemein bekannt. Joanne K. Rowling spielt lediglich damit. Wenn man das weiß und unterscheiden kann, ist es doch gut, oder?«
    »Wenn alles nur so einfach wäre«, seufzte Franca.
    »Zauberer und Magier haben übersinnliche Kräfte. Das wünschen wir uns auch manchmal, nicht wahr? Besonders, wenn nicht alles so läuft, wie wir es gerne hätten.«
    »Da sagst du was Wahres.« Franca stand auf und räumte den Tisch ab.
    »Ich treff mich gleich noch mit Maik«, sagte Georgina.
    Maik war inzwischen ihr fester Freund. Franca hatte ihn kurz kennengelernt und fand ihn sympathisch. Doch so ganz waren ihre Vorbehalte gegen Internetbekanntschaften deswegen nicht aufgehoben.
    »Wann bist du zu Hause?«, fragte Franca gewohnheitsmäßig und musste gähnen. Für sie war der Tag schon fast zu Ende und für ihre Tochter fing er offensichtlich erst an.
    »Elf Uhr?«, beantwortete Georgina Francas Frage mit einem Fragezeichen.
    »Was ist mit Schule?«
    »Morgen erst zur zweiten Stunde. Außerdem ist deine Tochter eine hervorragende Schülerin. Ich hab letztens eine Eins in Englisch geschrieben.«
    »Als ob das eine Kunst wäre für dich.«
    »Man muss seine Vorteile nutzen«, sagte Georgina. »Bis später, Mammi.« Und schon war sie zur Tür hinaus.
    Franca setzte sich ins Wohnzimmer, blätterte in dem hohen Papierstapel, der auf dem Wohnzimmertisch lag, und suchte die E-Mails von Mandragora heraus. Der Name Alraune war nur ein einziges Mal aufgetaucht, und zwar in diesem letzten Chat-Protokoll. Renate Julien hatte am Rand notiert, dass die IP-Adressen identisch waren, nämlich die von Alfred Mendiges.
    Mandragora hatte ihr Profil so geschickt gestaltet, dass es kaum persönliche Informationen preisgab. Das ausgedruckte Foto zeigte sie von der Seite und außer rotblondem Wuschelhaar war praktisch nichts darauf zu erkennen.
    Die Anfänge der Liaison, die vor ungefähr einem halben Jahr stattgefunden hatten, lasen sich wie eine ganz normale Kontaktaufnahme.
    Mandragora schrieb an Tomtiger: ›Danke für dein Interesse. Ja, dein Profil gefällt mir auch. Ich würde gerne herausfinden, was dahintersteckt. Solltest du wirklich zu der seltenen Spezies Mann gehören, die romantisch ist und Grips im Kopf hat? Dann würde ich dich gerne kennenlernen.‹
    Tomtiger an Mandragora: ›Hallo, schöne Mandragora. Verfügst du über Zauberkräfte? Klar, dass ein Mann eine solch dumme Frage stellen muss, verzeih. Aber ich kenne mich ein bisschen aus in diesem Metier. Habe beruflich mit Drogen zu tun, also nicht mit den illegalen, um das gleich klarzustellen.‹
    Mandragora an Tomtiger: ›Du verrätst wohl nicht gern allzu viel von dir? Drogen, aber nicht illegal – was muss ich mir darunter vorstellen? Und woher willst du wissen, dass ich schön bin? Auf meinem Foto ist ja nicht allzu viel zu sehen. Vielleicht bin ich eine alte Hexe, die es auf Menschenfleisch abgesehen hat?‹
    Tomtiger an Mandragora: ›Also, deinem Profil nach zu urteilen, scheinst du ziemlich gut beim anderen Geschlecht anzukommen, und das ist ja nicht der Fall, wenn man potthässlich ist. In der Tat würdest du mir mit einem aktuellen Foto von dir eine große Freude bereiten. Du machst mich wirklich neugierig. Und was die Drogen betrifft: Das ist ein anderer Name für Heilpflanzen. Na, errätst du jetzt meinen Beruf?‹
    So ging es Mail

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