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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann.« Ein kleines Lächeln stahl sich in ihr Gesicht.
    Er sah sie an. Beobachtete, wie sie die Gabel in den Kuchen grub und den Bissen in den Mund schob, kurz kaute und dann schluckte.
    Eine kleine Hoffnung begann in ihm zu keimen.
    »Jetzt halten Sie mich sicher für herzlos«, sagte sie.
    »Nein, nein«, beeilte er sich zu sagen.

27
    Jedes Mal, wenn sie Richtung Pfaffendorf fuhr, überkamen Franca die merkwürdigsten Gefühle. Einerseits war es der Ort, in dem sie aufgewachsen war. Der Ort ihrer Kindheit. Die Umgebung war ihr vertraut wie keine andere Koblenzer Gegend. Andererseits überfiel sie regelmäßig ihr schlechtes Gewissen, weil sie schon lange nicht mehr ihre betagte Mutter besucht hatte. Sie schob diesen Gedanken beiseite.
    Bei der angegebenen Adresse in der Emser Straße handelte es sich offenbar um eine WG. Drei Namen standen an der Tür. Lena Bonner, Monika Irlich und Alfred Mendiges. Eine junge Frau, die mit ihrem Baby überfordert schien, öffnete die Tür. Der Schlafmangel stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Beim Anblick von Francas Ausweis wurde sie jedoch sofort hellwach. Sie strich sich das strähnige Haar hinter die Ohren.
    »Polizei?«, wunderte sie sich.
    »Frau Bonner?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Monika Irlich.«
    »Ist Herr Alfred Mendiges zu sprechen?«
    »Der arbeitet. Wollen Sie mir nicht sagen, worum es geht?«
    »Wir würden uns gern mal seinen Computer ansehen.«
    »Warum?« Misstrauisch sah sie von einem zum anderen. »Stimmt etwas nicht damit? Der gehört uns beiden.«
    »Eine Routineüberprüfung«, erklärte Hinterhuber. »Dürfen wir?« Hinterhuber schaute an ihr vorbei in den Flur.
    »Von mir aus.« Monika Irlich hob die Schultern und ging voraus in ein vergammelt wirkendes Wohnzimmer mit fleckigem Teppichboden. Hier sollte mal einer gründlich saubermachen, dachte Franca.
    Der Rechner war eingeschaltet. »Wer nutzt alles diesen Computer?«, fragte Hinterhuber.
    »Jeder, der ihn braucht. Aber wollen Sie mir nicht mal sagen …«
    Hinterhuber betätigte ein paar Tasten und klickte sich durch verschiedene Programme. »Hab ich fast vermutet.« Er wies auf den Monitor. »Ungeschützter WLAN-Anschluss. Wissen Sie, dass Sie da ganz schön Ärger kriegen können?«
    »Das können Sie dem Alfred erzählen. Ich versteh kaum was von diesen Dingern.«
    »Sie müssen den Anschluss sichern. Sonst kann jeder, der sich im Funkradius befindet, munter über Ihre Adresse surfen und sich beispielsweise illegal Musik oder Videos herunterladen. Das kann teuer werden.«
    »Und deswegen kommt die Kripo?«, wunderte sich Monika Irlich.
    Das Baby auf ihrem Arm begann zu schreien. Sie gab sich alle Mühe, es zu beruhigen. Sprach sanft auf den Säugling ein und wiegte ihn hin und her. Doch er schrie immer weiter.
    »Ihre Mitbewohnerin, ist die zu sprechen?«, versuchte Franca, das Babygeschrei zu durchdringen. Nachdem die Frau dem Kind einen Schnuller in den Mund gesteckt hatte, gab es kurz Ruhe.
    »Die wohnt nicht mehr hier.«
    »Aber ihr Name steht an der Klingel.«
    »Ich weiß«, Monika Irlich wiegte weiter das Baby. »Den habe ich bloß noch nicht entfernt. Seit das Kind da ist, komme ich zu nichts mehr.«
    »Wann ist Frau Bonner ausgezogen?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    Franca hob die Augenbrauen. »Gab es einen besonderen Grund?«
    »Das ging einfach nicht gut. Zwei Frauen und ein Mann. Und jetzt noch ein Baby.«
    »Haben Sie ihre neue Adresse?«
    »Die muss irgendwo sein.« Sie begann, Zettel auf dem Schreibtisch hin und her zu schieben. »Tut mir leid, ich kann sie nicht finden. Jedenfalls ist sie in Koblenz geblieben. Ich meine, es ist eine Straße in der Innenstadt.«
    Hinterhuber drückte ihr ein Kärtchen in die Hand. »Sagen Sie bitte Herrn Mendiges, dass er sich sobald wie möglich bei uns melden soll.«

28
    »Wieso interessierst du dich denn plötzlich so sehr für Harry Potter?«, fragte Georgina. Sie saßen zusammen am Abendbrottisch.
    »Ich erklär’s dir später, okay? Erzähl mir einfach, was es mit diesem Kraut auf sich hat.«
    »Also, die Alraune ist eine magische Pflanze. Sie wird auch Menschenwurzel genannt, weil sie die Form eines Menschen hat. Sie ist ein sogenannter Rückverwandler.«
    »Ein was?«
    »Jetzt hör einfach mal zu. Wir sprechen über einen Roman, in dem es um sagenhafte Eigenschaften geht. Das wolltest du doch wissen, oder? Also, Alraunen werden eingesetzt, um Verwandelten oder Verfluchten ihren normalen

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