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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und hielt ein atemberaubend schönes Hemd mit goldbestickten Borten am Ausschnitt und Saum hoch.
    Â»Reine Seide«, hauchte Murat andächtig und holte das zweite Stück aus dem Karton. Es war eine Tausend-und-eine-Nacht-Hose, die ich so nur im Fernsehen gesehen hatte: sie war weit, doch die Stofffülle wurde unten an den Knöcheln mit derselben goldbestickten Borte zusammengehalten, wie sie sich auch am Hemd zeigte.
    Ich traute mich kaum, nach den Kleidungsstücken zu greifen. »Wie schön! So orientalisch! Soll ich das etwa anziehen?«
    Â»Genau deshalb hat Murat es ja auch geholt. Weil«, erklärte Yasin, »die Geschichte ja im Orient spielt, wo Frauen solche Hemden und Hosen tragen.« Er legte den Kopf schief. »Auf einer Wanderung nicht, aber so genau müssen wir uns ja nicht ans Script halten. Also mach schon; zieh dich um.«
    Ich schlüpfte in die hellblaue Seidenhose, darüber kam das lose bestickte Gewand mit seitlichen Schlitzen. Yasin legte mir dann noch ein hauchfeines Tuch über die Haare, und Murat ließ mich in wunderschön mit Perlen und Glasstäbchen bestickte Pantöffelchen mit aufgebogenen Spitzen schlüpfen. Als ich mich vor den Spiegel stellte, blickte mir eine Prinzessin aus dem Morgenland entgegen.
    Â»Phänomenal sehe ich aus. Voll der Wahnsinn«, flüsterte ich und stopfte widerstrebend das dicke Kissen in den Hosenbund.
    Â»Meine Mirja«, sagte Yasin und strich zärtlich über meinen dicken Bauch.
    Ein Junge aus der Zehnten, den ich nur vom Sehen kannte, glättete meine Haare, bis sie wie Seide über die Schultern fielen, und schminkte mir die Augen mit einem Kholstift – total geheimnisvoll sahen sie aus, und als ich in voller Pracht auf die Bühne kam, trampelten alle und riefen »Uuuuhhh!«. Alle außer Lilli und Co. natürlich.
    Die Leute, die man für die Wimmelbilder brauchte, traten mehr oder weniger in Wanderkleidung auf: Jeans und Pullis eben.
    Dann klatschte Chris Löwenfeld in die Hände, und die Hauptprobe begann.
    Nichts klappte.



Der Chor verpatzte so gut wie jeden Einsatz, Mick, der Schlagzeuger, hielt den Takt nicht, die Flöten waren verstimmt … und wir auf der Bühne hatten entweder den Text vergessen, standen an der falschen Stelle oder sangen unsauber. Chris kam mit dem Schweißabwischen nicht nach – es war die Hölle.
    Irgendwann saßen die Rektoren aller Schulen und etliche Lehrer im Saal, die dann auch noch ihren Senf dazugaben – ich glaube, Chris Löwenfeld verfluchte seine Idee: Ein Weihnachtsmusical konnte einfach nicht klappen. Nie im Leben.
    Wir waren alle deprimiert, als er endlich Schluss machte und sagte: »Alte Bühnenweisheit: Wenn die Hauptprobe im Chaos endet, wird die Aufführung ein voller Erfolg.«
    Emil murmelte so laut, dass alle es hören musste: »Wer’s glaubt …«
    Als ich mein tolles Märchenprinzessin-Kleid auszog, kamen Lilli und ihre allerbesten Freundinnen herein. »Also in dem komischen Fetzen würde ich keinen Schritt auf die Bühne machen«, sagte Lilli, griff nach dem Schleiertuch und hielt es sich an die Nase. »Igitt! Wie riecht das denn?«
    Der Geruch war mir auch aufgefallen. Er war fremdartig, nicht süß, eher würzig und ganz unbekannt.
    Da streckte Yasin den Kopf zur Tür herein. »He, Mirja, bist du fertig?«
    Â»Hättest die Klamotte zum Auslüften ins Freie hängen müssen«, sagte Lilli höhnisch. »Den Gestank hält ja kein Mensch aus.«
    Â»Gestank?« Yasin hielt den Schleier an die Nase und atmete den Geruch genießerisch ein. »Wir, die Wilden aus dem Morgenland, schützen unsere wertvollen Gewänder mit Weihrauch, Myrrhe und Sandelholz. Du Arme kennst eben nur die Mottenkugeln aus dem Drogeriemarkt. Kann man machen nix, ist Schicksal.«
    Vorsichtshalber faltete ich mein Gewand aus Tausendundeiner Nacht sorgfältig zusammen, verstaute es in einer Tüte und nahm es mit, bevor Lilli und Co. auf dumme Gedanken kommen konnten.
    Dann hängte ich mich bei Yasin ein. »Wem gehört das Kleid?«
    Â»Es ist schon ziemlich alt und gehört allen Frauen unserer Familie. Murat sagt, freiwillig hätte er es nie und nimmer bekommen; er hat es heimlich mitnehmen müssen. Also, pass gut darauf auf.«
    Â»Mache ich. Ich hab’s ja dabei.« Ich dachte nach. »Kommt deine Familie zur Aufführung?«
    Â»Sicher. Ich

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