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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Sünde zugelassen, weil er selbst auch Versuchungen erliegt. War es nicht eine Versuchung – oder sogar Anmaßung, zu glauben, er könne eine perfekte Welt erschaffen? Es ist ziemlich einfach, alles mit dem Sündenfall zu begründen. Hungersnot, Krankheit, Kri e ge, findest du nicht? «
    » Du sprichst mir aus der Seele. Seit wann hegst du solche G e danken? «
    Azaradeel zuckte mit den Schultern.
    » Weiß nicht. Und du? «
    Leviathan lachte. » Schon vom ersten Tag an, seit wir aus dem Himmel verstoßen wurden. Ich sage dir, das war ein Glückstag für mich. Warum sollten wir keinen Spaß haben, keine Liebe erleben dürfen? «
    » Warum hast du nie etwas gesagt? «
    » Hätten Eure Heiligkeit es denn akzeptiert? «
    Azaradeel lachte und schüttelte den Kopf.
    » Nein, Levi, bestimmt nicht. Du scheinst mich besser zu ke n nen , als ich mich selbst. Und ich danke dir, dass du trotzdem immer mein Freund geblieben bist. «
    » Komm, lass uns weitergehen, ehe wir sentimental werden. Vielleicht finden wir noch einen Grund, so richtig zu sündigen. « Leviathan knuffte seinen Freund auf den Oberarm, dann erhoben sie sich und setzten ihren Rundgang durch den Louvre fort.

20
    Ein leidenschaftlicher Liebhaber
     
    Das Ambiente des Palastes entsprach den Erwartungen, die Laura mit einem alten italienischen Palazzo verband. Ganz im Gege n satz zu dem wuchtigen Äußeren, das eher einer Festung glich. Überall waren Handwerker mit Renovierungsarbeiten b e schäftigt. Bei ihren früheren Italienaufenthalten hatte Laura alle sehenswe r ten Städte der Tos k ana und Latiums bereist und dabei den Baustil ke n nengelernt, der so ganz anders war, als man es von deutschen Städten kannte.
    Die Fassaden waren meist schlicht und schmucklos, ohne Fa s sadenanstrich, sandfarben bis erdig, wie der Boden, wenn die Sonne ihn ausgetrocknet hatt e. Dafür bezauberte den Betrachter häufig die Innenausstattung mit wandfüllenden Fresken in präc h tigen Farben, riesigen Gobelins oder beeindruckenden Treppe n aufgängen sowie die Vielfalt der mit Hingabe gepflegte n Blumen in unzähl i gen Töpfen.
    Laura musste nicht lange auf Giuseppe warten. Den etwa zwei Kilometer langen Weg von der Stadt hinunter zum Parkplatz hatte er in erstaunlich kurzer Zeit bewältigt. Plötzlich stand er hinter ihr und hielt ihr die Augen zu, ehe er sie zu sich herumwirbelte und mit einem langen leidenschaftlichen Kuss begrüßte.
    Auf dem Weg zum Palazzo Orsini erzählte er ihr, dass das G e bäude im sechzehnten Jahrhundert auf den Resten einer mittelalte r lichen Lehensburg aus Tuffstein gebaut worden war. Die ganze Gegend und viele Häuser in Bomarzo bestünden aus diesem Vu l kangestein. In der Folge sei der Palazzo von den jeweiligen B e wohnern immer wieder umgebaut und erweitert, und einige Säle mit aufw e ndigen Fresken dekoriert worden. Es war Laura ganz recht, dass Giuseppe ihren Wagen hinauf zum Palazzo len k te. Denn die schmalen steilen Gassen des kleinen Ortes waren gewöhnung s bedürftig. Mit Schaudern erinnerte sie sich daran, wie sie sich ei n mal in San Gimignano verfahren hatte, wo den Besucher ein äh n lich enges Auf und Ab erwartete, und wo ihr Wagen beinahe i n der Kurve zwischen zwei Gassen fes t ge klemmt worden wäre.
    » Leider sind die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen, b e lla, aber keine Sorge, meine Wohnräume im ersten Stock sind fertig und natürlich bekommst du eines der schönsten Zimmer. «
    Er stellte den Wagen direkt vor dem Eingang ab, öffnete ihr galant die Tür, bot ihr seinen Arm an und gab einem herbeieile n den Diener in Livree ein Zeichen, sich um das Auto und Lauras Gepäck zu kümmern.
    Foyer und Treppenaufgang gaben einen kühlen Empfang. Kein Teppich, der die glatten Stufen begehbarer machte. Keine Gemälde an den Wänden, die von früheren Zeiten erzählten. Im ersten Stock änderte sich dieser Eindruck. Die Wände waren in einem freundlichen warmen Gelb gestrichen, kontrastierend zu den strahlend weißen Decken und den vergleichsweise großen Türen aus dunklem Holz.
    Im Vorbeigehen schaute Laura durch die offen stehenden T ü ren kurz in die Räume. Ein Teil des Interieurs war antik. Insg e samt war alles ziemlich spärlich möbliert, die Zimmer fast leer, was durch die hohen Decken noch betont wurde. Vermutlich fehlte es an entspr e chendem Mobiliar und Accessoires aus der Entstehungszeit des Palazzo. Es würde nicht einfach sein, mit modernen Möbeln eine geschmackvolle Inneneinrichtung zu b e

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