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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Amphitheater aus, während Annabelle die Steine abstaubte wie ein Saaldiener, der die Sitze für ein Publikum vorbereitete, das gleich eintreffen würde.
    »Was hat Dee damit vor?«, flüsterte Luce Daniel zu.
    Daniels violette Augen wirkten schwermütig von etwas, das er nicht in Worte fassen konnte, und bevor Luce ihn bitten konnte, es zu versuchen, fanden Dees Hände ihren Weg zu Luces Schultern.
    »Bitte, legt diese Roben an. Ich finde, dass feierliche Gewänder helfen, sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Daniel, ich glaube, das sollte dir passen.« Sie drückte ihm einen schweren braunen Umhang in die Arme. »Und hier ist eine für die anmutige Arriane.« Sie reichte sie dem Engel. »Damit bleibst du noch übrig, Luce. Ganz unten in meiner Truhe liegen kleinere Roben. Nimm meine Laterne und hol dir eine.« Luce nahm die Laterne und wollte mit Daniel auf die Höhle zugehen, in der sie in der Nacht zuvor geschlafen hatten, aber Dee hielt Daniel am Arm fest.
    »Auf ein Wort?«
    Daniel bedeutete Luce mit einem Nicken, dass sie allein gehen sollte, was sie auch tat, wobei sie sich fragte, was Dee nicht vor ihr sagen wollte. Sie hängte sich den Griff der Laterne über den Unterarm, sodass ihr Licht hin und her schwankte, als sie auf den Eingang der Höhle zuging.
    Vorsichtig öffnete Luce den klemmenden Deckel der Truhe und griff hinein. Es war nichts als eine lange braune Robe darin. Sie zog sie hinaus. Die Robe war aus schwerer Wolle, dick wie eine Cabanjacke und muffig wie Tabak. Als Luce sie sich anhielt, sah sie aus, als sei sie viel zu lang. Jetzt war sie noch neugieriger, warum Dee sie weggeschickt hatte. Sie stellte die Laterne auf den Boden und zog sich unbeholfen die Robe über den Kopf.
    »Hilfe gefällig?« Cam war so leise wie eine Wolke in die Höhle gekommen. Er stand hinter ihr und schob ein Stück des Umhangs unter den gewebten Gürtel. Dann knotete er es fest, sodass der Saum genau an Luce Knöcheln endete, als sei die Robe für sie gemacht worden.
    Sie drehte sich zu ihm um. Laternenlicht flackerte ihm über das Gesicht. Er stand ganz still da, so wie es nur Cam konnte.
    Luce schob den Daumen unter den Gürtel, den er geknotet hatte. »Danke«, sagte sie und wollte die Höhle verlassen.
    »Luce, warte …«
    Sie blieb stehen. Cam blickte auf die Spitze seines Stiefels hinab und trat gegen die Truhe. Luce schaute ebenfalls darauf. Sie fragte sich, wie er die Höhle hatte betreten können, ohne dass sie ihn gehört hatte, wie es gekommen war, dass sie nun allein miteinander waren.
    »Du glaubst immer noch nicht, dass ich auf deiner Seite bin.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle, Cam.« Ihre Kehle fühlte sich furchtbar eng an.
    »Hör zu.« Cam machte einen Schritt auf sie zu, sodass er dicht vor ihr stand. Sie dachte, dass er sie packen würde, aber das tat er nicht. Er versuchte nicht einmal, sie zu berühren, er stand einfach still da – und sehr nah. »Die Dinge waren früher anders. Sieh mich an.« Sie kam seiner Bitte nervös nach. »Ich trage jetzt vielleicht Luzifers Gold auf meinen Flügeln, aber das war nicht immer so. Du hast mich gekannt, bevor ich diesen Weg gegangen bin, Lucinda, und wir beide waren Freunde.«
    »Nun, wie du sagtest, die Dinge ändern sich.«
    Cam stieß ein frustriertes Stöhnen aus. »Es ist unmöglich, sich bei einem Mädchen zu entschuldigen, das praktischerweise ein höchst selektives Gedächtnis hat. Erlaube mir, eine Vermutung zu wagen: Während du zu deinem wahren Selbst erwachst, kramst du alle möglichen tollen Erinnerungen hervor, in denen du und Daniel euch verliebt, und Daniel sagt diesen schönen Satz, und Daniel dreht sich um und sinnt auf seidene Silhouetten, die die zarten Sternenspitzen am Horizont liebkosen …«
    »Warum auch nicht? Wir gehören zusammen. Daniel ist alles für mich. Und du bist …«
    »Was sagt er über mich?« Cams Augen wurden schmal.
    Luce ließ die Knöchel knacken und dachte daran, wie Daniel in den ersten Tagen an der Sword & Cross über ihre Hand gestrichen hatte, um die gedankenlose Angewohnheit zu unterbinden. Seine Berührung war ihr von Anfang an nicht fremd gewesen.
    »Er sagt, dass er dir traut.«
    Ein Schweigen folgte, und Luce weigerte sich, es zu brechen. Sie wollte gehen. Was, wenn Daniel herüberschaute und sie mit Cam in dieser schummrigen Höhle sah? Sie stritten sich, aber Daniel würde das aus der Ferne nicht erkennen können. Wie sahen sie aus, sie und Cam? Als sie aufsah, waren seine Augen

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