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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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schauderte. »Ich habe es nur für eine Sekunde gesehen, bevor …«
    »Ja«, sagte Dee. »Du wurdest aus dem Heiligtum gesprengt. Die Wucht der Explosion verursachte den ersten Felsrutsch, der den Qayom Malak begrub, aber die beiden Bäume wurden nicht verschüttet, ein Orientierungspunkt für andere Heiligtümer, die in den kommenden Jahren erbaut wurden. Die Griechen waren hier, die Juden, die Christen und die Mauren. Ihre Heiligtümer fielen ebenfalls Felsstürzen, Feuern, Skandalen oder Furcht zum Opfer, die eine fast undurchdringliche Mauer rund um den Qayom Malak schufen . Ihr habt mich gebraucht, um euch zu helfen, ihn wiederzufinden. Und ihr konntet mich erst finden, als ihr mich wirklich gebraucht habt.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Cam wissen. »Sagen Sie mir nicht, dass wir beten müssen.«
    Dee ließ den Qayom Malak keinen Moment aus den Augen, selbst als sie Cam das Handtuch zuwarf, das ihr über der Schulter hing. »Oh, es ist viel schlimmer, Cam. Ihr müsst jetzt putzen. Poliert die Engel, vor allem ihre Flügel. Poliert sie, bis sie glänzen. Das Mondlicht muss genau auf die richtige Weise auf sie scheinen.«

Vierzehn
    Luftbild

    Bumm.
    Es klang wie Donner, das Zusammenbrauen eines dunklen Tornados. Luce schreckte aus dem Schlaf in der Höhle hoch, wo sie an Daniels Schulter eingeschlafen war. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, einzunicken, aber Dee hatte darauf bestanden, dass sie sich ausruhten, bevor sie ihnen die Aufgabe des Qayom Malak erklärte. Aus dem Schlaf gerissen, hatte Luce das Gefühl, dass viele kostbare Stunden verstrichen waren. Sie schwitzte in ihrem Flanellschlafsack. Das silberne Medaillon auf ihrer Brust fühlte sich heiß an.
    Daniel lag völlig reglos da, den Blick auf den Eingang der Höhle gerichtet. Das Rumoren hörte auf.
    Luce stützte sich auf die Ellbogen und bemerkte Dee, die ihr gegenüber zusammengerollt schlief und sich gerade leicht regte, ihr rotes Haar offen und wirr. Links von Dee lagen die leeren Schlafsäcke der Outcasts. Die seltsamen Wesen standen wachsam im hinteren Teil des kleinen Raumes zusammen, die trostlosen Flügel überlappend. Rechts von Luce schliefen Annabelle und Arriane, oder zumindest ruhten die beiden Schwestern, die silbernen Flügel ungehemmt ineinander verschlungen.
    In der Höhle war es ruhig. Luce musste das Rumoren geträumt haben. Sie war immer noch müde.
    Als sie sich herumrollte und den Rücken an Daniels Brust drückte, sodass er sie in den rechten Flügel hüllte, schlossen sich ihre Lider flatternd. Dann flogen sie wieder auf.
    Sie blickte genau auf Cam.
    Er lag dicht vor ihr auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt, während er sie mit seinen grünen Augen wie gebannt anstarrte, als wären sie beide in Trance. Er öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen …
    BUMM.
    Der Raum zitterte wie ein Blatt. Für einen Moment schien die Luft eine seltsame Klarheit anzunehmen. Cams Körper schimmerte, er war gleichzeitig da und irgendwie nicht da, seine Existenz selbst schien zu flackern.
    »Zeitbeben«, sagte Daniel.
    »Aber hallo«, pflichtete Cam ihm bei.
    Luce sprang auf und starrte auf ihren eigenen Körper in dem Schlafsack, auf Daniels Hand auf ihrem Knie, auf Arriane, deren gedämpfte Stimme rief: »War ich nicht«, bevor Annabelle sie mit einem Flügelschlag weckte. Sie alle flackerten vor den Augen der anderen. Einen Augenblick waren sie körperlich präsent, im nächsten so unwirklich wie Gespenster.
    Das Zeitbeben hatte eine Dimension erreicht, in der sie noch nicht einmal da waren.
    Die Höhle um sie herum erbebte. Sand rieselte von den Wänden. Aber anders als bei Luce und ihren Freunden blieben die körperlichen Eigenschaften des roten Felsens starr, wie um zu beweisen, dass nur Menschen – Seelen – Gefahr liefen, ausgelöscht zu werden.
    »Der Qayom Malak!«, sagte Phil. »Ein Felsrutsch würde ihn wieder begraben.«
    Luce beobachtete mit einem mulmigen Gefühl, wie die bleichen Flügel des Outcasts flackerten, als er auf den Eingang der Höhle zutorkelte.
    »Das hier ist eine seismische Verwerfung der Realität, Philipp, kein Erdbeben«, rief Dee und hielt Phil auf. Ihre Stimme klang, als würde jemand sie lauter und leiser drehen. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber wir werden es einfach aussitzen müssen.«
    Und dann gab es einen letzten großen Knall, ein langes, schreckliches Rumpeln, in dem Luce keinen von ihnen sehen konnte, doch gleich darauf waren sie wieder da, fest und schwer, real. Eine

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