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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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weißt. Jetzt ist für mich die Zeit gekommen zu schlafen und für dich die Zeit zu erwachen.«
    Dees Blick glitt über Luce’ Gesicht, und es schien, als könne sie alles sehen, was Luce ausmachte – ihre ganze Vergangenheit und ihre ganze Zukunft. Schließlich drückte sie ihren blutigen Daumen Luce mitten auf die Stirn.
    »Genieße es, Liebes.«
    Dann schlug sie auf dem Boden auf.
    »Dee!« Luce stürzte zu ihr, aber die alte Frau war tot. »Nein!«
    Daniel fasste sie von hinten an den Schultern und gab ihr Halt, doch es konnte Dee nicht zurückbringen oder die Tatsache ändern, dass Luce sie getötet hatte. Nichts konnte das.
    Luce’ Augen schwammen in Tränen. Wind rauschte von Westen heran und pfiff von den geschwungenen Hängen, was ein weiteres Kreischen der Waage nach sich zog. Es kam Luce so vor, als versinke die ganze Welt im Chaos und als würde sich nichts jemals wieder beruhigen. Sie berührte den blutigen Daumenabdruck auf ihrer Stirn …
    Weißes Licht flammte um sie herum auf. Ihr Inneres brannte heiß. Sie taumelte, streckte die Arme aus und schwankte, während ihr Körper sich füllte mit …
    Licht.
    »Luce?« Daniels Stimme klang weit entfernt.
    Starb sie?
    Sie fühlte sich plötzlich elektrisiert, als sei der Daumenabdruck auf ihrer Stirn ein Zündungsschalter und als hätte Dee ihre Seele in Gang gesetzt.
    »Ist das ein weiteres Zeitbeben?«, fragte sie, obwohl der Himmel nicht grau war, sondern strahlend weiß. So hell, dass sie Daniel oder einen der anderen Engel ringsum nicht sehen konnte.
    »Nein.« Rolands Stimme. »Das ist sie.«
    »Das bist du, Luce.« Daniels Stimme zitterte.
    Ihre Füße berührten flüchtig den Stein, als ihr Körper sich im Glanz der Schwerelosigkeit erhob. Für einen Moment summte die Welt in strahlender Harmonie.
    Jetzt ist für dich die Zeit gekommen zu erwachen.
    Die Luft vor Luce schien zu zittern und verwandelte sich von Weiß in ein verschwommenes Grau. Dann kam aus weiter Ferne die Vision von Bills grinsendem Gesicht. Seine schwarzen Flügel breiteten sich weiter aus als der Himmel, weiter als tausend Galaxien, füllten ihren Geist, füllten jeden Winkel im Universum, verschlangen Luce mit unendlichem Zorn.
    Diesmal werde ich gewinnen.
    Seine Stimme war scharf wie Glasscherben, die über nackte Haut gezogen wurden.
    Wie nah war er jetzt?
    Luce kam mit den Füßen auf dem Boden des Tafelbergs auf. Das Licht war fort.
    Sie fiel auf die Knie und landete neben Dee, die auf der Seite ruhte, einen Arm um den Kopf gelegt, während ihr langes rotes Haar sich wie Blut um sie herum ergoss. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht entspannt, so anders als das Gesicht, das Luce während der letzten Woche nicht losgelassen hatte. Sie versuchte aufzustehen, aber sie kam sich unbeholfen vor.
    Daniel ließ sich neben ihr auf der Marmorplatte nieder und nahm sie in die Arme. Der Geruch seines Haares und die Berührung seiner Hände beruhigten sie. Er flüsterte: »Ich bin hier, Luce, es ist alles gut.«
    Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie immer wieder Bill sah. Sie wollte zurück zu diesem Licht. Sie berührte den Daumenabdruck auf ihrer Stirn, doch nichts geschah. Dees Blut war trocken.
    Daniel sah sie mit zusammengepressten Lippen an. Er strich ihr das Haar aus den Augen und legte ihr die Hand auf die Stirn. »Du bist ganz heiß.«
    »Mir geht es gut.« Sie fühlte sich wirklich fiebrig, aber es war keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Sie erhob sich taumelnd und schaute zum Mond auf.
    Er war genau über ihnen, mitten am Himmel. Dies war der Augenblick, auf den sie warten sollten, der Augenblick, für den Dee gestorben war.
    »Luce. Daniel.« Rolands Stimme. »Ihr solltet euch das besser ansehen.«
    Er hielt den Kelch schräg und kippte den Rest von Dees Blut in die Vertiefung am Rand der Karte. Als Luce und Daniel neben die anderen traten, war das Blut bereits in die meisten der unterbrochenen Linien des Marmors hineingeflossen. Obwohl Dee gesagt hatte, dass die Erde zur Zeit des Engelsturzes anders ausgesehen habe, ähnelte die Karte vor ihnen immer mehr einer modernen Karte der Erde.
    Südamerika stieß beinahe an Afrika. Die nordöstliche Ecke Nordamerikas schob sich dicht an Europa heran, aber größtenteils sah es aus wie heute. Da war der Streifen Wasser, wo der Golf von Suez das ägyptische Festland von der Sinai-Halbinsel trennte, und in der Mitte der Halbinsel lag der gelbe Stein, der das Plateau markierte, auf dem sie sich gerade befanden. Im Norden

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