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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Licht?
    Daniel schlang ihr die Arme um die Taille. Er hielt sie fest. Es tat gut, aber sie hatte trotzdem Angst.
    »Ich bin hier bei dir, Lucinda. Ich liebe dich, was auch geschieht.«
    Sie wusste, dass ihre Füße sich vom Boden hoben, dass ihr Körper sich aufschwang. Sie wusste, dass sie bei Daniel war. Sie nahm ihren Flug durch den brennenden Himmel jedoch kaum wahr, nahm kaum etwas anderes wahr als das seltsame neue Pulsieren in ihrer Seele.

Sechzehn
    Apokalypse

    Irgendwo unterwegs begann es zu regnen.
    Regentropfen prasselten auf Daniels Flügel. Donner grollte am Himmel vor ihnen. Blitze zerrissen die Nacht. Luce hatte geschlafen oder sich in einem schweren, schlafähnlichen, von Träumen beherrschten Zustand befunden.
    Der unablässige Gegenwind war brutal und presste Luce gegen Daniels Körper. Die Engel flogen mit einer ungeheuren Geschwindigkeit hindurch, jeder Flügelschlag stieß sie über ganze Städte, über Gebirgszüge. Sie flogen über Wolken, die wie riesige Eisberge aussahen, doch sie passierten sie in einem Wimpernschlag.
    Luce wusste nicht, wo sie waren oder wie lange sie schon unterwegs waren. Aber ihr war nicht danach zumute, zu fragen.
    Es war wieder dunkel. Wie viel Zeit verblieb noch? Sie konnte sich nicht erinnern. Zählen schien unmöglich, obwohl Luce es früher geliebt hatte, komplexe Rechenaufgaben zu lösen. Sie lachte beinahe bei dem Gedanken, in Mathe an einem hölzernen Pult neben zwanzig sterblichen Kindern zu sitzen und auf einem Radiergummi zu kauen. Hatte sie das wirklich jemals erlebt?
    Die Temperatur sank. Der Regen wurde stärker, als die Engel in einen Sturm flogen, der weiter reichte, als ihre Augen sehen konnten. Jetzt klangen die Regentropfen, die auf Daniels Flügel klatschten, wie Hagel, der auf vereisten Schnee traf.
    Das Regen kam von der Seite und von unten. Luce war völlig durchnässt. Einen Moment war ihr heiß, im nächsten kalt. Daniels Hände, die sie umfasst hielten, rieben ihr die Gänsehaut von den Armen. Sie beobachtete, wie Wasser von den Spitzen ihrer schwarzen Stiefel in die Tiefe strömte.
    Visionen erschienen durch den Sturm in der Dunkelheit. Sie sah Dee, die ihr rotes Haar löste, sodass es ihr um den Körper wirbelte. Die alte Dame flüsterte: Brich den Fluch. Ihre Haare wurden zu blutigen Fühlern, die sie einhüllten wie eine Mumie, dann wie der Kokon einer Raupe … bis ihr Körper sich in eine gewaltige Säule aus dickem, tropfendem Blut verwandelte.
    Durch den Nebel schien ein goldenes Licht, das immer heller wurde. In dem Raum zwischen Luces Füßen und dem Flecken Land, den sie beobachtet hatte, nahmen Cams Flügel Gestalt an.
    »Ist es das?«, rief Cam durch den Wind.
    »Keine Ahnung«, antwortete Daniel.
    »Wie werden wir es wissen?«
    »Wir werden es einfach wissen.«
    »Daniel. Die Zeit …«
    »Hetz mich nicht. Wir müssen sie an den richtigen Ort bringen.«
    »Schläft sie?«
    »Sie ist fiebrig. Ich weiß es nicht. Scht.«
    Mit einem frustrierten Knurren verschwand Cams Leuchten wieder im Dunst.
    Luces Lider flackerten. Schlief sie wirklich? Der Himmel schien Albträume zu regnen. Jetzt sah sie Miss Sophia, ihre schwarzen Augen glänzten in dem Licht, das die Regentropfen reflektierten. Sie hob den Dolch, und ihre Perlenarmbänder rasselten, als sie Luce das Messer ins Herz rammte. Ihre Worte – Vertrauen ist ein schlechter Ratgeber – hallten in Luce’ Kopf wider, bis sie schreien wollte. Dann flackerte und kreiselte die Vision von Miss Sophia und verdunkelte sich zu dem Gargoyle, dem Luce so arglos vertraut hatte.
    Der kleine Bill, der sich als Freund ausgegeben hatte, während er die ganze Zeit über etwas Gewaltiges und Schreckliches verborgen hatte. Vielleicht war es das, was Freundschaft dem Teufel bedeutete: Liebe, stets mit einem Hauch des Bösen. Der Körper des Gargoyles war eine Hülle für Kräfte, die auf dunkle Weise mächtig waren.
    In ihrer Vision bleckte Bill verrottete schwarze Reißzähne und stieß Rostwolken aus. Er brüllte, aber lautlos, eine Stille, die schlimmer war als alles, was er jemals hätte sagen können, denn ihre Fantasie füllte die Leere aus. Er nahm ihre Sichtebene ein als Luzifer, als das Böse, als das Ende.
    Sie riss die Augen auf und schloss die Hände um Daniels Arme, die sie umfingen, während sie durch den endlosen Sturm flogen.
    Du hast keine Angst, schwor sie sich stumm im Regen. Es war das Schwerste, wovon sie sich selbst auf dieser Reise überzeugen musste.
    Wenn du ihm wieder

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