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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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auf der Suche nach Stille und frischer Luft.
    Die Nacht war kühl und trocken, ganz anders als in Texas. Der Wind erfrischte ihre Haut. Es waren ein paar Sterne am Himmel und einige Kinder im Innenhof, aber niemand, den Luce kannte, also setzte sie sich auf eine der steinernen Bänke zwischen zwei kräftigen Pfingstrosenbüschen. Es waren ihre Lieblingsblumen. Sie hatte es als gutes Omen gewertet, als sie sah, dass auf dem Grundstück um ihr Wohnheim Pfingstrosen blühten, sogar noch Ende August. Sie befühlte die gelappten Blätter einer der vollen weißen Blüten und beugte sich vor, um ihren sanften Duft einzuatmen.
    »Hallo.«
    Sie machte einen Satz. Die Nase in einer Blume vergraben, hatte sie ihn nicht kommen sehen. Jetzt stand ein Paar abgelaufener Converse Sneakers direkt vor ihr. Ihr Blick wanderte nach oben: ausgeblichene Jeans, ein schwarzes T-Shirt, ein dünner roter Schal, den er sich locker um den Hals geschlungen hatte. Ihr Herz schlug schneller, und sie wusste nicht, warum, sie hatte nicht einmal sein Gesicht gesehen – kurzes goldenes Haar … unanständig weich aussehende Lippen … Augen, die so schön waren, dass Luce scharf die Luft einsog.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Was hatte er für eine Augenfarbe?
    »Du hast mich nicht erschreckt. Ich meine …« Die Blume fiel ihr aus der Hand. Drei Blütenblätter landeten auf den Schuhen des Jungen.
    Sag etwas.
    Er liebt mich. Er liebt mich nicht. Er liebt mich.
    Nicht das!
    Es war ihr körperlich unmöglich, etwas zu sagen. Dieser Junge war nicht nur das Unglaublichste, was Luce in ihrem ganzen Leben gesehen hatte, er war auch noch auf sie zugekommen und hatte sich vorgestellt. Die Art, wie er sie ansah, gab Luce das Gefühl, als sei sie die einzige andere Person im Innenhof. Als sei sie der einzige andere Mensch auf Erden. Und sie vermasselte es.
    Instinktiv hob sie die Hand, um ihre Kette zu berühren – und fand ihren Hals nackt. Das war merkwürdig. Sie trug das silberne Medaillon immer, das ihre Mutter ihr an ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt hatte. Es war ein Familienerbstück und enthielt ein altes Bild von ihrer Großmutter, die Luce sehr ähnlich gesehen hatte, aufgenommen ungefähr zu der Zeit, als sie den Mann kennengelernt hatte, der ihr Großvater geworden war. Hatte sie an diesem Morgen vergessen, es anzulegen?
    Der Junge neigte den Kopf in einer Art Lächeln.
    Oh nein. Sie hatte ihn die ganze Zeit über angestarrt. Er hob die Hand, als wolle er winken. Aber er winkte nicht. Seine Finger verharrten in der Luft. Und ihr Herz begann zu klopfen, denn ganz plötzlich hatte sie keine Ahnung, was dieser Fremde tun würde. Er konnte alles tun. Eine freundliche Geste war nur eine Möglichkeit. Er konnte ihr den Stinkefinger zeigen. Vermutlich verdiente sie es sogar, weil sie ihn angestarrt hatte wie ein verrückter Stalker. Das war lächerlich. Sie war lächerlich.
    Er winkte, als wolle er sagen: Hallo da drinnen, jemand zu Hause. »Ich bin Daniel.«
    Als er lächelte, sah sie, dass seine Augen von einem wunderschönen Grau waren, mit einem Anflug von – war das Violett? Oh Gott, sie würde sich in einen Jungen mit purpurnen Augen verlieben. Was würde Nora dazu sagen?
    »Luce«, brachte sie schließlich heraus. »Lucinda.«
    »Cool.« Er lächelte wieder. »Wie Lucinda Williams. Die Sängerin.«
    »Woher weißt du das?« Niemand war je auf Lucinda Williams gekommen. »Meine Eltern haben sich bei einem Lucinda-Williams-Konzert in Austin kennengelernt. Texas«, fügte sie hinzu. »Wo ich herkomme.«
    »Essence ist mein Lieblingsalbum von ihr. Ich habe es mir die halbe Fahrt hierher von Kalifornien angehört. Texas, was? Große Umstellung, nach Emerald zu kommen?«
    »Ein totaler Kulturschock.« Es kam ihr vor wie das Ehrlichste, was sie die ganze Woche gesagt hatte.
    »Du gewöhnst dich dran. Ich habe mich jedenfalls nach zwei Jahren daran gewöhnt.« Er berührte sie an der Schulter, als er ihren panischen Gesichtsausdruck bemerkte. »Ich mache nur Spaß. Du siehst viel anpassungsfähiger aus, als ich es bin. In einer Woche wirst du dich vollkommen eingelebt haben und ein Sweatshirt mit einem großen ›E‹ darauf tragen.«
    Sie betrachtete seine Hand auf ihrem Arm. Aber mehr noch erlebte sie tausend kleine Explosionen in ihrem Inneren, wie das Finale eines großen Feuerwerks am 4. Juli. Er lachte, und dann lachte sie, und sie wusste nicht warum.
    »Möchtest du« – sie konnte nicht glauben,

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