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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Stimme klang tapfer, als sie die kneifende Schwimmbrille aufsetzte und sagte: »Okay, lass uns schwimmen.«
    Sie hielten sich an den Händen, genau wie beim letzten Mal, als sie zusammen in der Sword & Cross schwimmen gegangen waren. Als sie ihre Füße von dem polierten Deck der Gondel hoben, zog Daniel sie hinauf, höher, als sie selbst je hätte springen können – und dann tauchten sie ins Wasser ein.
    Sie durchbrach die Oberfläche des Meeres, das nicht so kalt war, wie sie erwartet hatte. Das Wasser, das sie umgab, wurde sogar wärmer, je näher sie bei Daniel schwamm.
    Er glühte.
    Natürlich tat er das. Sie hatte ihre Ängste nicht aussprechen wollen, wie dunkel und unwegsam die Kirche unter Wasser sein würde, und jetzt begriff sie, dass Daniel wie immer auf sie aufpasste. Daniel würde ihr den Weg zu dem Heiligenschein mit demselben schimmernden Strahlen leuchten, das Luce in vielen der früheren Leben gesehen hatte. Sein Licht brach sich in dem trüben Wasser und hüllte Luce ein, so wunderschön und überraschend wie ein Regenbogen, der sich kühn über einen schwarzen Nachthimmel zog.
    Sie schwammen hinab, Hand in Hand, gebadet in ein violettes Licht. Das Wasser war seidig und still wie ein leeres Grab. Nach einigen Metern wurde das Meer dunkler, aber Daniels Licht erhellte immer noch ihre Umgebung. Noch ein paar weitere Meter und die Fassade der Kirche kam in Sicht.
    Sie war schön. Das Meer hatte sie erhalten, und das Glühen von Daniels Herrlichkeit warf einen violetten Schimmer über ihre alten Steine, der sie zu verzaubern schien. Zwischen den beiden Türmen über der Wasseroberfläche saß ein flaches Dach, gesäumt von steinernen Heiligenfiguren. Da waren halb verfallene Mosaiken, die Jesus mit einigen der Apostel zeigten. Wo einst die alten Venezianer gewandelt waren, lag alles unter einer dicken Schicht von Algen begraben, die vor Meerestieren nur so wimmelten: Winzige silberne Fische huschten durch die Nischen, Seeanemonen ragten aus den Darstellungen der Wunder heraus, Aale schlüpften aus den Ritzen. Daniel blieb neben Luce und folgte ihrem etwas eigenwilligen Kurs und beleuchtete ihr den Weg.
    Luce schwamm um die rechte Seite der Kirche und spähte durch zerbrochene Bleiglasfenster. Dann – sie hatte es bereits erwartet – begannen ihre Lungen zu protestieren. Aber sie war noch nicht bereit aufzugeben. Sie hatten es gerade erst zu der Stelle geschafft, wo sie etwas sehen konnten, das wie ein Altar wirkte. Sie biss die Zähne zusammen und ertrug das Brennen noch etwas länger.
    Daniels Hand umklammernd, spähte sie durch eins der Fenster neben dem Querhaus. Ihr Kopf und ihre Schultern wagten sich hinein, und Daniel drückte sich so gut er konnte flach gegen die Kirchenmauer, um das Innere für sie zu beleuchten.
    Sie sah nichts als modernde Bänke und einen in zwei Teile geborstenen Altar. Der Rest lag im Dunkeln, und Daniel konnte nicht näher herankommen, um ihr mehr Licht zu geben. Sie spürte eine wachsende Enge in den Lungen und geriet in Panik – aber dann ließ sie irgendwie wieder nach, und Luce hatte das Gefühl, als hätte sie verschwenderisch viel Zeit, bevor die Enge und die Panik zurückkehren würden. Es war, als seien da Atemschwellen, und Luce konnte einige von ihnen passieren, bevor es wirklich ernst wurde. Daniel beobachtete sie und nickte, als verstünde er, dass sie noch etwas länger durchhalten konnte.
    Sie schwamm an einem der Fenster vorbei und etwas Goldenes glänzte in einer eingestürzten Ecke der Kirche. Daniel hatte es ebenfalls wahrgenommen. Er schwamm an ihre Seite, wobei er darauf achtete, nicht in die Kirche einzudringen. Nur die Spitze des Heiligenscheins war zu sehen. Die Statue selbst machte den Eindruck, als sei sie durch einen eingebrochenen Teil des Bodens gesunken. Luce stieß einen Schwall Luftblasen aus und schwamm näher heran, unsicher, wie sie den Heiligenschein freibekommen sollte. Aber sie konnte nicht länger aushalten. Ihre Lungen brannten. Sie gab Daniel das Zeichen, aufzutauchen.
    Er schüttelte den Kopf.
    Als sie überrascht zusammenzuckte, zog er sie aus der Kirche heraus und nahm sie in die Arme. Er küsste sie leidenschaftlich, und es tat so gut, aber …
    Aber nein, er küsste sie nicht nur. Er atmete Luft in ihre Lungen. Sie keuchte und spürte, wie die reine Luft in sie hineinströmte und ihre Lungen stärkte, gerade, als sie sich so anfühlten, als würden sie platzen. Es war, als hätte er einen endlosen Vorrat, und Luce gierte

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