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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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dich.« Sie hörte, wie ein Lächeln in ihre Stimme drang. »Das habe ich immer getan.«
    Sie würden nicht scheitern.

    Als sie in den Sinkflug gingen, gerieten sie in einen Wüstensturm.
    Er hing über der Wüste wie eine gewaltige Decke, als hätten riesige Hände die Sahara in die Luft geworfen. In dem dicken gelbbraunen Nebel waren die Engel und ihre Umgebung nicht mehr voneinander zu unterscheiden: Der Boden wurde von wirbelndem Sand überdeckt und der Horizont von großen, pulsierenden braunen Sandfahnen ausradiert. Alles sah verrückt aus, in staubige Elektrizität gebadet, wie weißes Rauschen in Rostrot, ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde, wenn Luzifer seinen Willen bekam.
    Luce hatte die Nase und den Mund voller Sand. Er drang ihr in die Kleider und kratzte auf der Haut. Er war viel schärfer als der samtige Staub, den Gabbe und Molly bei ihrem Tod hinterlassen hatten, eine trostlose Erinnerung an etwas Schöneres und Schlimmeres.
    Luce verlor jedes Gefühl für ihre Umgebung. Sie hatte keine Ahnung, wie nahe sie der Landung waren, bis ihre Füße den unsichtbaren steinigen Boden berührten. Sie spürte, dass links von ihnen große Felsen waren, vielleicht Berge, aber sie konnte nur wenige Schritte weit sehen. Einzig das Leuchten der Engelsflügel, von Wellen aus Sand und Wind gedämpft, zeigte an, wo die anderen sich befanden.
    Als Daniel sie auf dem unebenen Felsen losließ, zog Luce sich die israelische Armeeweste über die Ohren, um ihr Gesicht gegen den stechenden Sand zu schützen. Sie hatten sich in einem Kreis versammelt, und die Flügel der Engel schufen einen Heiligenschein aus Licht auf einem felsigen Pfad in den Ausläufern eines Berges: Phil mit den drei letzten Outcasts, Arriane, Annabelle, Cam und Roland, Luce und Daniel, und Dee, die in ihrer Mitte stand, so gelassen wie eine Museumsführerin vor einer Gruppe.
    »Keine Sorge, nachmittags ist es hier häufig so!«, rief Dee über einen Wind, der so rau war, dass er die Flügel der Engel durcheinanderwirbelte. Sie benutzte die Hand wie ein Visier und legte sie sich seitwärts an die Stirn. »Dies wird alles bald vorüber sein! Sobald wir den Ort des Qayom Malak erreichen, werden wir alle drei Reliquien zusammenbringen. Sie werden uns die wahre Geschichte des Sturzes erzählen.«
    »Wo genau ist der Qayom Malak?«, rief Daniel.
    »Wir werden auf diesen Berg steigen müssen.« Dee deutete hinter sich auf den kaum sichtbaren Gipfel, auf dessen Ausläufer die Engel gelandet waren. Das Wenige, was Luce von dem Berg sehen konnte, wirkte unvorstellbar steil.
    »Du meinst, wir fliegen, oder?« Arriane schlug die Absätze ihrer schwarzen Turnschuhe zusammen. »Ich war nie ein großer ›Kletterer‹.«
    Dee schüttelte den Kopf. Sie griff nach der Reisetasche, die Phil in der Hand hielt, zog den Reißverschluss auf und nahm ein Paar robuste braune Wanderschuhe heraus. »Ich bin froh, dass ihr anderen bereits vernünftige Schuhe tragt.« Sie trat ihre spitzen Highheels von den Füßen, warf sie in die Tasche und begann die Schuhe zu schnüren. »Diese Wanderung ist kein Spaziergang, aber unter diesen Bedingungen erreicht man den Qayom Malak wirklich am besten zu Fuß. Ihr könnt eure Flügel nutzen, um in dem Wind das Gleichgewicht zu halten.«
    »Warum warten wir nicht ab, bis der Sandsturm nachlässt?«, schlug Luce vor, deren Augen in dem staubigen Wind tränten.
    »Nein, Liebes.« Dee hängte Phil den schwarzen Riemen der Reisetasche wieder über die schmale Schulter. »Dafür ist keine Zeit. Es muss jetzt sein.«
    Also bildeten sie hinter Dee eine Reihe und vertrauten ihrer Führung. Daniel fand Luces Hand. Er wirkte immer noch schlecht gelaunt nach ihrem Gespräch, aber sein Griff um ihre Hand war energisch.
    »Dann macht’s mal gut, es war schön, euch gekannt zu haben!«, witzelte Arriane, als die anderen zu klettern begannen.
    »Wenn du mich suchst, frag den Staub«, antwortete Cam.
    Dees Route führte sie in die Berge hinauf, über einen Felspfad, der immer schmaler und steiler wurde. Er war mit spitzen Steinen übersät, die Luce nicht sehen konnte, bis sie darüber stolperte. Die sinkende Sonne sah aus wie der Mond, ihr Licht verdunkelt und bleich hinter dem dicken Vorhang aus Luft.
    Luce hustete und würgte an dem Staub, ihre Kehle noch immer wund von dem Kampf in Wien. Sie lief im Zickzack von links nach rechts und sah nicht, wohin sie trat, spürte nur, dass es immer irgendwie bergauf ging. Sie konzentrierte sich auf Dees gelbe

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