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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Schultern, schüttelte sie, um sie aus den Fängen ihres Albtraums zu reißen. »Elena, wach auf.
Elena

    Ihr Kopf flog auf dem Kissen hin und her, aber sie wachte nicht auf. Er vergrub die Finger in ihrem Haar, zog sie an sich, küsste sie, bis sie die Fingernägel in seine Arme bohrte und ihr Körper endlich locker wurde, die grässliche Starre abschüttelte. Als er ihre Lippen freigab, entrang sich ihr ein herzzerreißendes Schluchzen. Er drückte sie noch fester an sich.
    »Ich hasse das!«, sagte sie, als sich der Sturm in ihr gelegt hatte und sie nebeneinander auf der Bettkante saßen und beobachteten, wie die Morgendämmerung am Himmel aufzog. Ihre Stimme klang seltsam ausdruckslos, als fühlte sie sich besiegt. So sprach die Frau nicht, die er kannte.
    Sie hielt Abstand zu ihm, klammerte sich mit beiden Händen an die Bettkante, bis die Fingerknöchel ganz weiß waren. Das war jetzt notwendig, und Raphael wollte sie nicht stören, aber er ließ ihr klares Profil nicht aus den Augen. »Du hast diese Albträume jetzt wesentlich seltener als in der ersten Zeit unserer Bekanntschaft.«
    Elena starrte auf den Teppich. »Und dennoch wache ich jedes Mal so auf wie jetzt und fürchte mich vor meiner eigenen Haut.« Diesmal klang ihr Schluchzer zornig – langsam tauchte aus den geschundenen Tiefen ihrer Seele seine geliebte Elena wieder auf. »Wann hört das endlich auf? Wann bin ich darüber hinweg?«
    Wenn sie in dieser Stimmung war, ging es ihr nur darum, sich selbst zu bestrafen. Vernünftigen Argumenten würde sie nicht zugänglich sein, würde sie wahrscheinlich noch nicht einmal hören, so weit kannte sich Raphael inzwischen aus. Er stand auf. »In zwei Stunden sollten wir aufbrechen.« Er wollte sich Zeit lassen, es durfte nicht so aussehen, als eile er von Panik getrieben nach New York zurück. »Wir haben noch Zeit für ein kurzes Training.«
    Elena blieb auf der Bettkante sitzen. »Ich habe vor dem Schlafengehen mit Isabel trainiert.«
    Dann war die Lage noch ernster, als Raphael gedacht hatte. Elena lehnte nie ab, wenn sich eine Möglichkeit ergab, mit ihrem Gemahl zu trainieren, gehörte er doch zu den wenigen Leuten, die sie im Kampf unerbittlich an ihre Grenzen drängten, weil sie kein Risiko eingingen, wenn sie, und sei es noch so unbeabsichtigt, die Frau eines Erzengels verletzten. Für Raphael war die eine oder andere unvermeidliche Verletzung akzeptabel, wenn sie dazu beitrug, Elena am Leben zu erhalten.
    Statt einer Antwort warf er ihr ihre beiden Lieblingsmesser zu. Sie fing sie auf, ohne hinzusehen. »Ich will nicht«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Du hast lange genug geschmollt.« Raphael vertauschte seinen Abendanzug mit einer für das Training geeigneteren Hose.
    Wütende Blicke aus silbergrauen, eng zusammengekniffenen Augen: »Ich träumte gerade, die abgehackte Hand meiner Schwester in der Hand zu halten! Es tut mir leid, wenn dir das in irgendeiner Weise lästig sein sollte.«
    Raphael zuckte lässig die Achseln. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, sie aus ihrer Apathie zu reißen. »Dann frage ich eben Tasha, ob ihr nach Training ist.« Er streckte die Hand nach dem Türknauf aus. »Wir reisen in zwei Stunden ab. Sieh zu, dass du dann fertig bist.«
    Das Wurfmesser blieb nur zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt vibrierend im Türrahmen stecken.

25
    Wortlos verließ Raphael die Suite, um die Treppe hinunter in den Hof zu gehen. Er wusste, dass Elena ihm folgen würde, er konnte sie laut hinter sich fluchen hören, während sie sich hastig anzog. Ein paar Minuten später tauchte sie ebenfalls im Hof auf, in khakifarbener Cargohose und einem speziell für Flügelträger geschnittenen schwarzen Tank Top, barfuß, wie Raphael selbst auch. Aber sie hatte ihre Messer dabei, während er unbewaffnet war.
    Das war nur gerecht, sorgte es doch für ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte zwischen ihnen. Immerhin war der Erzengel um einiges schneller und stärker als seine Gemahlin.
    Er baute sich in Kampfhaltung auf und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass es seinetwegen ruhig losgehen könne. Als Antwort schleuderte Elena mit zusammengekniffenen Augen eins ihrer Messer in Richtung seines Gesichts. Ihr Angriff kam schnell und unerwartet. Raphael war eine Sekunde lang abgelenkt, weswegen ihn Elena fast erwischt hätte, als sie mit dem zweiten Messer tief angesetzt zustach. Grinsend wich er dem Stoß in letzter Sekunde doch noch mit einer leichten Seitwärtsdrehung

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