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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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kurzen Seufzer in einen tiefen, friedlichen Schlaf fiel. »Schlaf gut,
Hbeebti
«,
flüsterte er, während er ihr einen Kuss auf die Schläfe hauchte.
    Er selbst brauchte nicht zu ruhen und hatte das Bett auch schnell wieder verlassen wollen, musste dann aber feststellen, dass er träumte. Diesmal befand er sich nicht auf dem verlassenen Feld, sondern an einem Ort, an dem es dunkler war als selbst in der tiefsten Nacht. Er konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen. Die Dunkelheit lastete schwer auf ihm. Bald hatte er das Gefühl, als würde sie sämtliches Leben in ihm ersticken.
    Schon wieder Spielchen!
    Raphael geriet in Rage, seine Schwingen glühten, versuchten, die Dunkelheit mit Licht zu füllen. Aber das Dunkel schluckte allen Glanz, senkte sich immer massiver auf ihn. Zornig holte er aus, schlug mit seiner Kraft zu, die das Schwarz auch zu teilen vermochte. Aber dahinter kam nur noch mehr Dunkelheit zum Vorschein, eine ganze Welt aus Nichts. Schon hatte er zum zweiten Schlag ausgeholt, als er plötzlich an Elena dachte. Er brauchte Elena, brauchte das leidenschaftliche Leben, das sie verkörperte. Das Leben, das ihr die schillernde Libellenexistenz einer Sterblichen mit auf den Weg in die Unsterblichkeit gegeben hatte.
    »Raphael.« Finger, rau vom Umgang mit vielen Waffen, schlangen sich um seine Hand.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Im tiefen Schwarz leuchtete der Ring aus Silber in ihren Augen. »Du hast meinen Namen gerufen.« Naserümpfend sah seine Gemahlin sich um. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir deine neuen Traumgewohnheiten gefallen.«
    Er schob seinen Flügel über ihren. »Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte er, während das undurchdringliche Dunkel um sie herum langsam einem weichen Grau wich. »Dein Herz vertreibt die Dunkelheit.« Elena hatte schreckliche Dinge gesehen. Sie hatte in Blut baden müssen. Und doch lebte in ihr, ohne dass sie sich dessen bewusst schien, eine Unschuld der Seele.
    »Nein.« Eine sanfte Brise fegte ihr die Haare aus dem Gesicht. »Ich glaube nicht, dass ich das bin. Wir sind es, wir beide.« Leise raschelnd bewegte sich ihr Flügel unter dem seinen. »Das weiße Feuer, Erzengel. Zünde das weiße Feuer an.«
    Gehorsam langte er in sich hinein, lockte das wilde, fast unkontrollierbare Feuer in seine Hand. Früher einmal hatte es sich strahlend weiß und golden manifestiert, mit einem schillernden Kranz aus Mitternacht und Dämmerlicht. Heute wirbelten in dem Weiß und Gold Flammen in kräftigem Blau. Wie vergänglich diese Flamme war, wie leidenschaftlich, wie lebendig. »Wir«, flüsterte Raphael, indem er das Wildfeuer ins Grau warf.
    »Wildfeuer«, flüsterte Elena, als hätte sie gehört, wie er die Flammen im Geiste genannt hatte. »Genau, das beschreibt es am besten.«
    Das Wildfeuer verteilte sich in alle Richtungen, wo es den grauen Nebel verzehrte, bis Raphael und Elena von sonnendurchflutetem, grünlichem Wasser umgeben waren.
    Elena tauchte die Finger in dieses Wasser. Kleine Wellen bildeten sich, die die makellose Ruhe des Ortes durcheinanderbrachten. Es fühlte sich aber nicht so an, als sei diese Störung hier unwillkommen. »Oh, das gefällt mir!« Entzückt ließ sie ihre Hand im Wasser tanzen.
    Raphael lächelte. Sein Herz erinnerte sich gerade daran, wie es war, Kind zu sein. »Wir befinden uns mitten im tiefen Ozean«, erklärte er, hatte er doch verstanden, dass das, was er anfangs für Sonnenlicht gehalten hatte, gar keins war. Es war das Wildfeuer, das immer noch vor sich hin glühte.
    »An einem so schönen Ort war ich noch nie.« Mit großen Augen deutete Elena auf ein winziges, quallenartiges Wesen, das vorbeischwebte, der Körper rot wie eine Koralle, aber durchsichtig … Langsam verblasste das Wildfeuer. Gräue senkte sich über das Wasser, dann standen sie da, erneut von Dunkelheit umgeben.
    »Ich verstehe«, sagte Raphael, als seine Gemahlin sich in seine Arme begab, die Hände auf seine Schultern legte und ihn mit einem Kuss auf das Brandmal aus dem Traum in die Wärme ihres Bettes zog. Stark und biegsam lag sie unter ihm, seine Kriegerin mit dem Herzen einer Sterblichen. Silbergraue Augen sahen ihn an. Das Dämmerlicht im Zimmer verriet ihm, dass er nicht lange geschlafen hatte.
    »Man kann davon verzehrt werden«, sagte Raphael, nachdem er Elena geküsst hatte. »Das ist das Risiko.«
    »Die Dunkelheit könnte dich verzehren?«
    »Ohne dich könnte ich eines Tages zu einer zweiten Lijuan werden.« Elena runzelte die

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