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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Anbeginn der Engelszeit festgeschrieben waren: Sie traf sich vor Beginn der Schlacht mit ihm auf neutralem Boden.
    »Raphael.« Lijuans blasse Augen verwandelten sich in Feuersteine, als sie das Zeichen an seiner Schläfe entdeckte. »Du hast vieles für dich behalten und ein Geheimnis daraus gemacht.«
    »Das scheinen wir in letzter Zeit alle getan zu haben«, antwortete er. »Du hast das Vertrauen der in alle Winde zerstreuten Streitkräfte von Uram gewonnen. Daran dürftest du lange und heimlich gearbeitet haben.« Es war bestimmt nicht einfach gewesen, die für gewöhnlich loyalen Männer und Frauen zum Verlassen der ihnen zugewiesenen Gebiete und Posten zu bewegen.
    »Eine Göttin denkt nie nur an heute.« Lijuans körperliche Gestalt verblasste, bis sie durchsichtig geworden war. »Sie denkt vor allem an morgen.« Die unheimliche Veränderung, die mit ihr vorging, enthüllte vollkommen die Knochenstruktur ihres Gesichts, ließ in ihrer Stimme die Schreie der gefangenen Seelen all derer erahnen, die Lijuan umgebracht hatte.
    »Deine Kämpfer tragen nur Schwert und Armbrust«, fuhr Raphael fort. Zumindest Gewehre waren den meisten Engelskämpfern eine vertraute Waffe und hätten eine geflügelte Flotte nicht weiter behindert. »Dann rechnest du mit einem leichten Sieg?«
    »Ich sammle seit zehntausend Jahren Truppen, während du noch ein Junge bist. Wir sind euch zahlenmäßig so überlegen, dass es gar keine Schlacht geben wird, sondern nur Vernichtung.«
    Wie arrogant sie war, dachte Raphael. Diese Arroganz könnte sich durchaus zu Lijuans Achillesferse entwickeln und seinen Leuten in diesem Krieg der Ungleichgewichte doch noch zum Sieg verhelfen. »Das magst du glauben, Lijuan. Dadurch wird es aber noch lange nicht wahr.«
    »Es wird schon sehr bald wahr sein, aber vorher gebe ich dir noch eine letzte Chance: Ergib dich mir.« Jetzt klang ihre Stimme wie der reine Horror. »Natürlich kann ich dich und deine Gemahlin nicht am Leben lassen«, fuhr sie fort, nach wie vor unglaublich höflich. »Aber deine Leute werde ich behandeln wie meine eigenen. Deine Sieben sind außergewöhnlich und werden mir gute Dienste leisten.«
    Meine Sieben, dachte Raphael, würden in Lijuans Dienst nie einen Finger krumm machen. Eher verbrachten sie den Rest ihrer Existenz mit dem Versuch, den Erzengel von China aus der Welt zu schaffen. »Es gibt noch einen anderen Weg.« Raphael wollte noch ein wenig verhandeln, um Naasir kostbare zusätzliche Minuten zu verschaffen, in denen der Vampir seine Pläne in die Tat umsetzen konnte. »Du musst keinen Krieg anfangen.«
    »Ich fange keinen Krieg an, ich verhindere einen, ehe er beginnt.« Sie lächelte ihn an. Ihre Augen waren blasse Kugeln, in denen sich stinkende Schatten verbargen. Sah man zu tief hinein, dann fiel man bestimmt in eine Hölle, aus der es kein Entrinnen mehr gab. »Du hast mich nie so respektiert, wie es hätte sein sollen. Das kann ich nicht weiterhin zulassen. Du verstehst das.«
    »Ja, ich verstehe alles.« Lijuan war ein Geschöpf des reinen Wahnsinns geworden, das verstand Raphael durchaus. Sie war so verrückt, dass sie sich für geistig gesund hielt. Raphael kannte die Anzeichen, er hatte sie auch bei seinem Vater erlebt. Nur war der starke Mann, der einst hoch über der Zufluchtsstätte mit ihm Fangen gespielt hatte, nie so grässlich verkommen gewesen wie Lijuan jetzt. Lijuan stellte etwas ganz Neues dar, sie war ein Albtraum, geboren aus der Fäulnis im Innern ihrer Seele. »Im Gegenzug wirst auch du verstehen, wenn ich es dir nicht erlauben kann, meinen Turm und meine Stadt zu erobern.«
    »Dann, fürchte ich, sind wir in eine Sackgasse geraten.« Noch immer lächelte Lijuan. Ihre Zähne und die Kieferknochen schimmerten deutlich sichtbar durch die Haut, die sich in Rauch verwandelt hatte. »Wir werden zivilisiert an die Sache herangehen. Ich werde dich nicht angreifen, ehe du nicht wieder bei deiner Truppe bist, und du versuchst genauso wenig einen Angriff auf mich.«
    »Ich nehme die Bedingungen an. Solltest du an irgendeinem Punkt die Feindseligkeiten beenden wollen, brauchst du dich einfach nur aus meinem Territorium zurückzuziehen.«
    »Und wenn du dich ergeben willst, müssen deine Kämpfer nur ihre Waffen ablegen. Meine Leute werden nicht angreifen, wenn die Deinen keine Gefahr mehr darstellen – anders als Charisemnon habe ich nicht den Wunsch, zu entarten. Mein Ziel ist es nur, zu erobern.« Sie schwieg kurz, ehe sie fortfuhr: »Es war nicht recht

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