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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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aufgeregte Gesichter, als Elena und Eve daran vorbeiflogen. Gut so! Jetzt würde es niemand mehr wagen, Eve aufzuziehen, weil sie geheult hatte, jetzt würden sich ihre Schulkameraden nur noch für Geschichten über ihren Flug interessieren. »Alles in Ordnung«, beruhigte sie ihre kleine Schwester, die sich leicht panisch an sie klammerte, seit ihre Füße nicht mehr den Boden berührten. »Ich halte dich schon fest.«
    Noch ein, zwei Mal wurde geschnieft, dann reckte Eve neugierig den Hals, um an Elenas Flügeln vorbeischauen zu können. Ihr Haar flatterte fröhlich im Wind, und als sie wenig später bei ihrem Haus in der Enklave landeten, strahlte sie über das ganze kleine Gesicht, und der Wind hatte ihr die Wangen hübsch rot gefärbt.
    Letztendlich hatte Eves Zähigkeit also doch wieder die Oberhand gewonnen – Elena war erleichtert. »Wenn man schon die Schule schwänzt, dann aber bitte mit Stil!«, verkündete sie.
    Das trug ihr ein Lächeln ein. Eves Augen waren ebenso grau wie ihre eigenen – der Stempel, den Jeffrey ihnen beiden aufgedrückt hatte. »Können wir das noch mal machen?«, bat die Kleine.
    »Ja, aber lass uns erst eine Kleinigkeit essen. Komm!« Elena ging am Haus vorbei und führte ihre Schwester in ihr Gewächshaus. Montgomery würde sie schon nicht enttäuschen, da war sie sich sicher.
    »Oh!« Bewundernd berührte Eve ein Gänseblümchen, dessen Blüte sich in dem geheizten Raum gerade geöffnet hatte. »Hast du das gepflanzt?«
    »Ja. Komm und sieh dir auch die anderen Blumen an.«
    Nur drei Minuten später erwies sich Montgomery erneut des in ihn gesetzten Vertrauens würdig.
    »Heißer Kakao und Kekse für Ihren Gast, Gildejägerin.« Der Butler stellte sein Tablett auf einem kleinen schmiedeeisernen Tisch ab, mit dem Elena bei Saras erstem Besuch hier ihre gemütliche Ecke im Gewächshaus ausgestattet hatte.
    »Danke. Ich glaube, meine jüngste Schwester Evelyn haben Sie bisher noch nicht kennengelernt?« Eve stand höflich wartend neben ihr, die Hände sittsam vor dem Körper gefaltet. Von Elenas drei noch lebenden Schwestern war nur Beth bereits im Haus in der Engelsenklave zu Besuch gewesen. Doch hatte sie die ganze Zeit kein Wort herausbringen können, so sehr hatte das Erlebnis sie überwältigt. »Eve, darf ich dir Montgomery vorstellen?«
    Eine elegante Verbeugung. »Miss Evelyn.«
    Eve riss die Augen weit auf und streckte ihre Hand aus. »Hallo.«
    Montgomery und jemandem die Hand schütteln? Das hatte Elena noch nie erlebt, wahrscheinlich schockierte schon die bloße Vorstellung den Butler zutiefst. Aber nein: Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm er Eves Hand und schüttelte sie herzlich, ein Anblick, den Elena entzückend fand. »Falls Sie noch etwas brauchen«, sagte er, als die Formalitäten beendet waren, »ich bin im Haus.«
    Die Tür hatte sich kaum hinter ihm geschlossen, als sich Evelyn auch schon langsam auf einem der Stühle am Tisch niederließ. »War das ein Butler?«, flüsterte sie ihrer Schwester zu.
    »Der beste, den du je zu Gesicht bekommen wirst.« Elena goss heißen Kakao aus der wunderschönen kleinen Kanne in zierliche weiße, mit winzigen rosa Blümchen bemalte Porzellantassen, die sie heute zum ersten Mal sah.
    Genau die richtigen für ein junges Mädchen.
    »Du meine Güte! Wir haben eine Haushälterin, aber ich kenne niemanden, der einen richtigen Butler hat.«
    Elena erinnerte sich noch sehr genau an ihre eigene erste Begegnung mit Montgomery und musste in sich hineinlachen, während sie ihrer Schwester einen mit kandierten Veilchen und gelben Zuckergussschnörkeln verzierten Cupcake vorlegte. Erst als die Kleine ihren Kuchen verzehrt hatte, sagte sie: »Und nun erzähl mir, warum du geweint hast.« Zu Beth hätte sie nie so direkt sein dürfen, aber Eve war härter im Nehmen, auch wenn sie noch ein Kind war.
    Sofort wich alle Fröhlichkeit aus Eves Gesicht. Sie senkte den Kopf und fegte mit dem Finger die Kuchenkrümel auf ihrem Teller zusammen. »Jetzt komme ich mir blöd vor, weil ich dich angerufen habe. Du bist doch wegen dieses Sturzes bestimmt todtraurig und auch total beschäftigt.« Sie starrte den Krümelhaufen an, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. »Ich hatte Angst, du könnest auch gestürzt sein. Amy hat sich auch Sorgen gemacht. Vielen Dank, dass du meine Nachricht beantwortet hast.«
    »Dafür brauchst du dich doch nicht bedanken!« Elena streckte die Hand aus, um Eve ein paar pechschwarze Haarsträhnen hinter das Ohr zu

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