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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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flüsterte sie. »Kannst du mich hören? Streck die Hand aus, nimm dir, was du von mir brauchst.«
    Raphael reagierte nicht. Sein Körper war vollauf mit dem Kampf gegen den mächtigen, heimtückischen Feind im Innern befasst. Elena fühlte sich völlig hilflos, was ihr unendliche Angst einjagte, aber sie wollte auf keinen Fall aufgeben. Also streichelte sie weiterhin seinen Kopf, umschloss mit der Rechten eine seiner Fäuste und schluckte Tränen der Wut und des Schmerzes hinunter. Wenn Raphael litt, litt sie mit ihm.
    Die Zeit verging unendlich langsam, wie im Schneckentempo. Was draußen geschah, bekam Elena kaum mit. Bis auf die Erschütterung, die sie spürte, als entweder Lijuan oder einer ihrer Generäle den Turm trafen. Da sich der Treffer nicht wiederholte, ging sie davon aus, dass einer der Generäle am Werk gewesen war und von Jason oder Illium hatte verjagt werden können. Später, sie wusste wirklich nicht, wie viel Zeit vergangen war, drang erneut Dmitris Stimme an ihr Ohr.
    »Wenn du mit dem Sire reden kannst, sag ihm, dass Naasir und sein Team gerade erfolgreich einen von Lijuans stärksten Generälen enthaupten konnten. Sie hatten hinter unserer Verteidigungslinie einen Draht zwischen zwei Häusern gespannt. Der General ist sehr stark, vielleicht stirbt er nicht. Aber in diesem Krieg fällt er erst einmal aus.«
    Elena leitete die gute Nachricht sofort an Raphael weiter, wobei ihr nicht klar war, ob er sie auch hörte. »Diese drei Irren haben sich ins Zentrum des feindlichen Gebietes geschlichen und richten dort Schaden an! Ash wird ein paar gute Geschichten auf Lager haben, wenn das hier vorbei ist.« Sie beugte sich vor, um Raphael einen Kuss auf die schweißglänzende Schläfe zu drücken. Dorthin, wo das Drachenzeichen glühend pulsierte.
    Als kämpfte auch das Mal gegen Lijuans Gift.
    Wenig später ließ ein weiterer Schlag den Turm erzittern. »Dmitri?« Elena drückte auf die Sprechtaste ihres Kopfhörers.
    »Ein General, den wir gestern abgeschossen hatten, scheint sich wieder erholt zu haben. Aodhan hat ihn zurückgedrängt und sorgt erst einmal dafür, dass er beschäftigt ist.«
    Elena runzelte die Stirn. Rasch ging sie im Geist die Liste mit den gegnerischen Verlusten durch, die ihr gezeigt worden war. »Der General mit den weißen Flügeln und gelben Handschwingen?«
    »
Ja. Illium hatte ihn fast halbiert, eigentlich hätte er das nicht überleben dürfen. Aber jetzt ist er wieder ganz.«
    Bei dem Gedanken daran, was das bedeuten mochte, bildete sich kalter Schweiß auf Elenas Haut. Diese Nachricht würde sie erst einmal für sich behalten und Raphael nicht damit belasten, solange er seinen Kampf ausfocht. »Komm schon, Erzengel«, drängte sie liebvoll. »Die böse Alte wird dich nicht kleinkriegen. Du hast sie doch schon oft genug auf die Matte geschickt, damit sie dort ihre Wunden leckt!«
    Unter Elenas Berührung fing Raphaels Körper an zu zittern, und seine Muskeln erschlafften.
    Elena erschrak heftig. »Raphael? Erzengel?«
    Seine Fäuste öffneten sich, bis er die Handflächen auf den Teppich legen, sich ein wenig hochstemmen und auf den Rücken drehen konnte. Wie schmal sein Gesicht geworden war, wie scharf sich unter der Haut die Knochen abzeichneten. Im Kampf gegen das Gift hatte sich sein Körper völlig verausgabt. »Ich bin hier!«, sagte er, woraufhin sich seine Brust ein paar Mal angestrengt hob und senkte, während er die Hand ausstreckte, um nach Elenas zu greifen.
    Sie drückte einen Kuss auf die heiße Haut der ineinander verschlungenen Hände. »Ist es vorbei?« Nach außen hin war kein Anzeichen des Giftes mehr zu entdecken.
    »Ja, aber das Wildfeuer ist fast verbraucht.« Er drückte ihre Hand. »Auch in dir, Elena. In beiden von uns existiert nur noch ein Flackern.«
    »Aber du kannst Engelsfeuer erschaffen. Wie steht es damit?«
    »Die Quellen, aus denen ich mich bedienen kann, befinden sich in immer größer werdender Ferne. Natürlich könnte ich aus den Generatoren des Turms Energie nehmen, aber das reicht auch nur für einen vergleichsweise kurzen Auftrieb, und danach säße der Turm ohne Strom da. Meine Fähigkeit, in mir selbst Kraft zu erschaffen, wird durch die Tatsache behindert, dass meine Energie ständig umgelenkt wird, damit ich heile.« Er sah ihr tief in die Augen. »Lijuan zieht sich gern zurück, weil sie nicht ernsthaft verletzt werden will. Aber wenn ich weiterhin so kämpfe wie bisher, besteht die reelle Chance, dass ich ihr bei unseren

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