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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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so zu tun, als könnte es irgendwie anders gewesen sein.« Raphael lachte. »Er hat nie gelogen, dein Glockenblümchen, selbst als Kind nicht. Deswegen konnte ja auch niemand je richtig sauer auf ihn sein. ›Ich war das‹ wird der Satz gewesen sein, den er als Kind am häufigsten von sich gegeben hat.«
    Das konnte sich Elena lebhaft vorstellen. »Und Aodhan? Wie war er?«
    »Immer ruhig, schüchtern, sanftmütig. Aber an dem Tag, als sie in der Schlucht gefunden wurden, wurde er auf einmal total störrisch. Er bestand darauf, dass nicht nur Illium Vorwürfe gemacht werden durften, denn sie hätten den Plan gemeinsam ausgeheckt. Illium hat gesagt, er solle bloß den Mund halten, aber das wollte Aodhan einfach nicht hören. Als Nächstes wusste die ganze Zufluchtsstätte, dass die beiden so eng zusammen waren wie zwei Vögel, die aus demselben Nest stammen. Sie waren ständig zusammen, mal bei dem einen zu Hause, mal bei dem anderen.«
    Er küsste sie auf den Scheitel. »Zweihundert Jahre, Elena. So lange haben wir darauf gewartet, dass unser Aodhan zurückkehrt.«
    Die feierlichen, ernsten Worte trieben Elena Tränen in die Augen. Sie schlang ihre Arme um ihren Gemahl. So standen die beiden schweigend da und sahen den Schwadronen zu, die die gefährdete Grenze abflogen. Und jedes Mal, wenn Elena silberblaue Flügel entdeckte, hielt sie auch Ausschau nach denen aus gebrochenem Licht.
    Als die Sonne vollends aufgegangen war, setzten erneut schwere Kämpfe ein.
    Die Turmstreitkräfte, einschließlich der beiden Spezialeinheiten von Elias, richteten bei ihren Feinden erheblichen Schaden an, aber es reichte nicht, da Lijuan unter anderem auch ihre Generäle mit neuer Kraft versehen hatte. Sie hatten aus den Kämpfen am Vortag gelernt und schlossen sich gegen die stärksten Krieger des Turms zusammen, während eine überwältigende Anzahl gewöhnlicher Krieger jeden in Gefechte verwickelte, der den anderen hätte zur Hilfe kommen können. Leider funktionierte diese Taktik nur allzu gut und brachte fünf von Raphaels erfahrensten Kommandanten zum Absturz.
    Von den Sieben wurde Aodhan am schwersten verletzt.
    Der überirdisch schöne Engel wäre fast enthauptet worden, als er seine Flanke ungeschützt ließ, um das Leben eines verwundeten Kommandanten zu retten. Zusätzlich zu dieser grauenhaften Wunde am Hals war ihm auch noch ein Flügel fast abgehackt worden, und sein linker Arm war fort. Er schaffte gerade noch eben so eine Bruchlandung auf einem Dach. Dabei brach er sich allerdings etliche Knochen, und es war nur dem unbarmherzigen Feuer der Scharfschützen um ihn herum zu verdanken, dass feindliche Engel daran gehindert werden konnten, zu landen, und ihm den Rest zu geben.
    Aber obwohl er dem Tod so nah war, scheute er jede Berührung außer der von Illium.
    Nachdem er Lijuan erneut zum Rückzug hatte zwingen können, eilte Raphael sofort zur Krankenstation. Aodhan war bei Bewusstsein. »Ich muss dich berühren, Aodhan«, sagte der Erzengel.
    Da Aodhan aufgrund der Wunde am Hals nicht sprechen konnte, musste er sich mental mit Raphael verständigen.
Ich werde schon heilen, helfen Sie den anderen.
    Kopfschüttelnd legte Raphael seine Hand sanft über die Halswunde. Als Aodhan daraufhin kreideweiß und ganz steif wurde, wusste der Erzengel, dass er seinen Freund gerade wieder in die Hölle zurückgeworfen hatte, aus der er ihn damals auf den eigenen Armen hatte tragen müssen.
Es tut mir leid.
Noch ein Grund, warum er Lijuan umbringen musste.
Ich kann keinen meiner Sieben verlieren.
    Er war sich nicht ganz sicher, ob Aodhan atmete, als er die Hand hob. Die Halswunde hatte sich geschlossen, die anderen Wunden würden lange brauchen, um zu heilen. Vor Aodhan lagen Wochen voller Schmerzen. »Würde ich dich nicht so dringend brauchen, dann hätte ich das jetzt nicht getan.«
    Es ist in Ordnung, Sire.
Aodhans gesplitterte Augen signalisierten Vergebung.
Schafft mich vor ein Fenster. Solange ich sehen kann, kann ich meine offensiven Kräfte nutzen.
    Nachdem Raphael persönlich Aodhans Bett in die Nähe einer Fensterfront gerückt und bei den Fenstern die Scheiben eingeschlagen hatte, damit Aodhans sich nicht beim ersten Einsatz seiner Fähigkeiten womöglich weiter verletzte, kehrte er auf das Schlachtfeld zurück. Jedes Mal, wenn er sich in die Lüfte schwang, tat es Lijuan ihm gleich, was bedeutete, dass er seinen Leuten nicht helfen konnte. Und irgendwann kurz nach Mitternacht landete sie einen Treffer fast direkt in

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