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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dieser giftige Einfluss nicht längst bewusst.
Ich bin nicht dein Vater, Elena.
    Elenas Atem ging flach und hastig. Sie schüttelte den Kopf.
Mit Jeffrey hat das hier gar nichts zu tun.
    Und ob das mit Jeffrey etwas zu tun hat!
Raphael fasste Elena ins ungebändigte Haar, als sie Anstalten machte, ihn abzuwehren.
Wir werden nicht durch die Ewigkeit gehen, wenn du das Schlimmste von mir befürchtest!
    Da zuckte sie zusammen, seine dickköpfige, zornige Gemahlin. Aber sie gab immer noch nicht auf.
Ich erwarte gar nicht das Schlimmste von dir.
Ihr Körper zitterte unter dem Ansturm starker Gefühle.
Ich kenne dich, und ich weiß, wie du Menschen siehst: als Glühwürmchen, die nur einen Herzschlag lang leben. Nichts wert.
    Ich habe mich in eine Sterbliche verliebt!
Bis sie seine Ewigkeit wurde.
Stellst du auch das infrage?
    Ihre Augen weiteten sich bei dieser entrüstet vorgebrachten Frage. »Nein«, flüsterte sie laut, ehe sie wieder zur mentalen Sprache zurückkehrte.
Deine Liebe ist die einzige Konstante in meinem Leben, aber ich habe so große Angst vor dem, was die Unsterblichkeit uns abverlangen wird, was sie uns stehlen wird.
    Sie kann uns nichts nehmen, was wir ihr nicht geben.
    Dann musst du mir zuhören.
Da war sie wieder, diese Hartnäckigkeit einer Kriegerin, die alle, die ihre Loyalität verdient hatten, bis zum Tode schützen würde.
Meine Freunde sind meine Familie, und ich muss in der Lage sein, sie zu schützen. Nimm mir das, und du kannst mir genauso gut das Herz herausreißen.
    Es war schon eine Ewigkeit her, seit Raphael Sterbliche so gesehen hatte, wie Elena es tat, als er Freundschaft mit dem einfachen Bauern geschlossen hatte, aus dem der Mann geworden war, dem er nicht nur bei seinem eigenen, sondern auch dem Leben seiner Gemahlin vertraute.
Ich scheine vergessen zu haben, dass ich auch einmal einen menschlichen Freund hatte,
sagte er.
Einen Freund, den ich zu beschützen wünschte.
Er hatte versagt. Dmitris Leben war grausam aus den Fugen geraten. Dieses Versagen hatte nicht nur Dmitri, sondern auch Raphael geprägt, hatte ihn verändert, bis die Veränderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden konnten.
    Dann verstehst du mich.
In dem hellen Licht, das durch die Tür fiel, schimmerten Elenas Haare weiß.
Weiter in die Welt der Unsterblichen hineingezogen zu werden ist nicht sicher für meine Freunde. Wenn du nicht darauf vertraust, dass sie …
    Nein. Um Vertrauen geht es nicht,
unterbrach Raphael.
Unsere Gesetze existieren aus gutem Grund.
Und zwar nicht nur, weil Engel Menschen für Wesen hielten, die man nicht zu beachten brauchte.
Bei den Spielen, die Unsterbliche spielen, würden Sterbliche im Handumdrehen zerbrechen.
    Seine Gemahlin dachte kurz nach.
Dann darf Ransom nicht hier sein.
    Dann darf er nicht hier sein,
pflichtete Raphael ihr bei, der wieder diesen schrecklichen Tag vor Augen hatte, an dem er Dmitri mit einem blutigen Messer und einer riesigen Wunde in der Brust vorgefunden hatte, weil sein Freund sich das Herz hatte herausschneiden wollen, um seiner ermordeten Familie zu folgen.
    Nie würde Raphael Dmitris Schmerz vergessen, nie die Schrecken, die zu solchem Schmerz geführt hatten. Und er würde nicht zulassen, dass Elena ähnliche Erinnerungen bis in alle Ewigkeit mit sich herumschleppte.
Ich werde dich nicht zwingen, deine Freunde in unsere Welt hineinzuziehen.
    Der Streit hatte Elena aufgewühlt. Sie wusste, hier hatten Raphael und sie eine neue, helle Linie in den Sand des Lebens gezeichnet, das sie sich aufbauten. Ihre Beziehung hatte die Auseinandersetzung überlebt, war gestärkt daraus hervorgegangen, nicht irreparabel beschädigt, wie sie befürchtet hatte. Beruhigt wandte sie sich wieder der Aufgabe zu, das komplizierte Durcheinander von Gerüchen um die Spendertür herum zu entwirren.
    Doch obwohl sie sich ganz und gar auf ihre Arbeit konzentrierte, spukte ihr doch gleichzeitig einiges von dem, was Raphael gesagt hatte, immer noch im Kopf herum.
Wir werden nicht durch die Ewigkeit gehen, wenn du das Schlimmste von mir befürchtest …
    Sie hatte heftig geleugnet, Schlimmes von ihm zu befürchten. Aber könnte er nicht doch recht gehabt haben? Lag das an Jeffrey, hatte ihr Vater sie als Kind so tief verletzt? Nein, die Sache war komplizierter. Nachdenklich verließ sie den Platz, der von der Kamera überwacht wurde. »Der größte Vertrauensbruch«, sagte sie leise vor sich hin, »war der meiner Mutter.«
    Raphael verstand, was sie meinte, das verriet ihr

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