Engelslieder
Sorgen um dich.”
“Ich werde dir berichten, wie es gelaufen ist.” Autumn schnappte sich den Pappbecher und legte sich mit der anderen Hand den Gurt ihrer kleinen braunen Ledertasche um die Schulter. “Wünsch mir Glück.”
Terri nickte. “Ich habe das Gefühl, das kannst du gut gebrauchen.”
6. KAPITEL
W ie geplant fuhr Autumn am frühen Samstagmorgen ihren roten Ford Escape aus der engen Parklücke in der Garage unter ihrem Apartmentkomplex und steuerte ihn auf den Zubringer zur Autobahn 5 in Richtung Portland. Es herrschte nicht allzu viel Verkehr. Die meisten Ausflügler verließen die Stadt freitagabends, und sie war früh genug aufgebrochen, um auch den Shoppingwütigen aus dem Weg zu gehen, die samstags in Seattle einfielen.
Die Fahrt nach Portland dauerte vier Stunden. Dort angekommen, wechselte sie auf den Highway 18 und fuhr die letzten sechzig Meilen bis zum Bundesgefängnis in Sheridan. Auf dem Beifahrersitz lagen vier – eng bedruckte – Seiten mit Besucherregeln.
Autumn hatte sie sorgfältig gelesen und penibel darauf geachtet, keine khakifarbene Kleidung zu tragen – das war ausdrücklich verboten, da die Gefangenen in khakifarbene Hosen und Hemden gekleidet waren – oder Metallgegenstände mitzuführen.
Ihre Anspannung wuchs, als sie auf den Platz vor dem ziegelgedeckten Gebäude fuhr, auf einem Besucherparkplatz parkte, ausstieg und den Wagen abschloss. Sie atmete tief durch und steuerte auf die als Besuchereingang markierte Tür zu. Im Flur waren überall Sicherheitskameras angebracht, die über jeden Zentimeter des Gebäudes wachten.
Autumn trat an den Informationsschalter, woraufhin eine weiß uniformierte Frau zu ihr kam.
“Ihren Namen, bitte.”
“Autumn Sommers … mit einem ‘O’.”
Die Sicherheitsbeamtin, eine massige Matrone mit schweren Brüsten und kurzem schwarzen Haar, sah auf die Seiten ihres Klemmbretts. “Ihr Name steht auf der Liste. Sie haben eine Sondergenehmigung, um Gerald Meeks zu besuchen?”
“Genau.”
“Sie müssen trotzdem wie jeder andere Besucher durch die Sicherheitskontrolle.”
“Das hat man mir schon gesagt.”
“Folgen Sie mir.”
Die Matrone führte sie durch einen Flur, der mit glänzend gewachstem Linoleum ausgelegt war und an dessen Ende sich eine Tür zum Anmeldebereich öffnete. Dort waren noch mehr Kameras installiert, und drei Sicherheitsmänner, die aussahen, als erfüllten sie ihre Arbeit mit tödlichem Ernst, fertigten die Besucher ab.
Die Besuchszeit endete um fünfzehn Uhr, und es zwar schon fast zwei, weshalb sich die meisten Besucher bereits angemeldet hatten. Doch es hielten sich noch zwei kräftige Typen in dem Raum auf, die wie Biker gekleidet waren, strähniges Haar und Tätowierungen hatten und hinter einer korpulenten, spanischstämmigen Frau in der Reihe standen, die in Begleitung eines etwa vierzehnjährigen, pummeligen Mädchens war.
Als Autumn sich hinten anstellte, lösten die Biker ihre Blicke von dem Mädchen und sahen stattdessen sie an – wie ein frisch serviertes Stück gebratenes Fleisch. Autumn rümpfte die Nase, als sie den strengen Körpergeruch und fauligen Atem des Mannes neben sich wahrnahm, dessen lüsterner Blick ungeniert über ihre Brüste wanderte.
“Geile Titten”, sagte er zu seinem Kumpel.
“Geiler Arsch”, erwiderte dieser.
“Benehmt euch gefälligst anständig”, ermahnte sie einer der Sicherheitsleute, “oder ihr werdet euren Versager-Bruder heute nicht sehen.”
Die Männer schwiegen, aber ihr schmieriges Grinsen und die halbgeschlossenen Augen verrieten, woran sie dachten. Autumn wünschte sich sehnlichst an einen anderen Ort, und um sich abzulenken, richtete sie ihre volle Aufmerksamkeit auf den Wachmann und das Transportband, das ihre Tasche unter ein Röntgengerät fuhr. Man bat sie, Schuhe und Jacke auszuziehen, die separat durchleuchtet wurden.
In den Gefängnisrichtlinien stand, dass Besucher nach dem Zufallsprinzip auf Drogen untersucht wurden, und sie betete, dass man nicht sie auswählte. Sie hatte Glück. Sie musste nur einen Metalldetektor passieren – der zum Glück keinen Alarm schlug – und konnte dann am Ende des Transportbandes ihre Sachen in Empfang nehmen.
“Den Flur runter und die erste Tür links”, sagte einer der Sicherheitsmänner, als sie ihre Tasche nahm und sie sich über die Schulter hängte.
Darauf erpicht, dem Raum zu entfliehen, schlüpfte Autumn durch die Ausgangstür und wandte sich nach links, wo sie eine Tür mit kleinem
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