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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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zerrte eine leichte Jacke vom Bügel und spurtete zur Tür. Da er zu Fuß gekommen war, nahmen sie ihr Auto. Auf dem Beifahrersitz lagen Teile ihrer Kletterausrüstung. Sie verstaute sie bei dem restlichen Zeug, das sie spazieren fuhr, im Kofferraum. Ihre Jacken warf sie auf die Rückbank.
    Ben setzte sich ans Steuer, und sie fuhren aus der Stadt heraus. Er lenkte den kleinen roten Geländewagen auf die Landstraße in Richtung Norden. Um diese Uhrzeit waren die Straßen frei, und nach etwas mehr als einer Stunde erreichten sie Burlington. Autumn saß den ganzen Weg über reglos wie eine Statue und hielt den Blick auf die weiße Linie vor ihnen geheftet. Sie würde in dieser Nacht nicht von Molly träumen, so viel war klar. Sie könnten von Glück sprechen, wenn überhaupt einer von ihnen Schlaf bekäme.
    Unter anderen Umständen hätte Ben vielleicht gelächelt. Er hätte sie bis tief in die Nacht wach gehalten und sie langsam und leidenschaftlich geliebt.
    Das würde in dieser Nacht nicht geschehen.
    Aber noch viel schlimmer war, dass irgendetwas in Autumns Ausstrahlung ihm sagte, dass es niemals geschähe.

13. KAPITEL
    A utumn wies Ben an, die Landstraße an der Ausfahrt 230 in Richtung Burlington zu verlassen. Dann folgten sie dem North Cascades Highway zum United General Hospital.
    “Geh schon mal rein”, sagte Ben, als sie auf den Parkplatz fuhren. “Ich stelle den Wagen ab und komme nach.”
    Sie nickte, stieß die Tür auf und rannte zum Eingang. Die Frau an der Rezeption zeigte auf eine Tür, die zum Wartebereich der Notaufnahme führte. Dort traf sie auf Myra Hammond, die langjährige Freundin ihres Vaters, die vor der Tür ungeduldig auf und ab ging.
    “Autumn! Gott sei Dank, dass du da bist!” Myra war Ende fünfzig. Das graue Haar trug sie blond gefärbt. Sie war immer gut gekleidet und trotz ihres leichten Übergewichts eine attraktive Frau. “Dein Vater ist da drin, aber sie lassen mich nicht zu ihm, weil ich keine Verwandte bin.”
    “Wird er wieder gesund?”, fragte Autumn in dem Moment, als Ben zu ihnen stieß.
    “Ich glaube schon. Der Arzt kam vor einer Weile heraus und meinte, es gehe ihm gut. Aber ich mache mir trotzdem Sorgen.”
    Autumn stellte Ben als Freund aus Seattle vor, als jemanden, der sie hergefahren hatte. Es klang, als wären sie nur entfernte Bekannte. Als hätte sie nicht noch vor einer Stunde halbnackt mit ihm im Bett gelegen; als hätten sie nicht um ein Haar wilden, prickelnden Sex gehabt – hätte nicht das Telefon geklingelt und sie vor den Folgen ihrer ungezügelten Lust gerettet.
    “Was ist passiert?”, erkundigte sie sich.
    “Zuerst hatte er Schmerzen in der Brust, und dann bekam er plötzlich kaum noch Luft. Ich habe Angst bekommen und den Rettungsdienst gerufen. Ich glaube, er hatte auch Angst, denn er hat fast gar nicht protestiert. Sie haben ihn mit dem Rettungswagen hergebracht und führen seitdem diverse Untersuchungen durch.”
    “Dann warst du bei ihm, als es passierte?”
    “Wir haben früh zu Abend gegessen und ein bisschen ferngesehen.”
    “Hast du eine Ahnung, was der Auslöser war? Hat er sich irgendwie überanstrengt?”
    Myra wendete den Blick ab und betrachtete ihre Füße. “Na ja … das könnte man wohl so sagen. Weißt du, das Fernsehprogramm war nicht gerade spannend, und nach einer Weile … na ja, sind wir im Bett gelandet. Dann bekam dein Vater plötzlich diese Schmerzen in der Brust und Atemnot und … ach, den Rest kennst du ja.”
    Autumn starrte Myra an, als hätte sie nie zuvor eine Frau gesehen. “Willst du mir sagen, dass du und mein Vater Sex hattet, als es passierte?” Ihre Stimme wurde schrill. Das war lächerlich. Ihr Vater war erwachsen. Er und Myra waren seit Jahren ein Paar. Natürlich konnte ihr Vater mit dieser Frau schlafen, wenn er wollte.
    “Das ist doch kein Verbrechen.”
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Bens amüsierten Gesichtsausdruck.
    Autumn konzentrierte sich voll und ganz auf Myra. “Aber sein Herz … Dad ist herzkrank, mein Gott. Er sollte sich nicht überanstrengen.”
    Myra zog die silberblonden Augenbrauen hoch. “Aber er soll sich doch viel bewegen, nicht wahr?”
    “Ja, aber …”
    “Er sollte nicht trinken, gut. Aber er gönnt sich abends gern mal einen Whiskey, und das scheint dich auch nicht zu stören.”
    “Doch, es stört mich, aber du weißt genau, wie stur er ist.”
    Myra nickte weise. “Tja, es gibt eben etwas, das er noch mehr mag als seinen Jack Daniels.”
    Autumn riss die

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