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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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dann so verantwortlich? Wieso hatte sie das Gefühl, Molly McKenzies Leben läge in ihrer Hand?
    Wieder und wieder gingen sie den Traum durch. Autumn erinnerte sich an Farben, Geräusche, Worte, und Ben notierte alles auf dem Block, den er von ihrem Nachttisch geholt hatte.
    “Molly hatte Angst vor ihm, Ben. Wir müssen sie finden, bevor …” Sie vollendete den Satz nicht. Sie hatte keine Ahnung, was mit dem jungen Mädchen geschehen würde oder warum sie so sicher war,
dass
etwas geschähe.
    Sie wusste nur, dass sie etwas unternehmen mussten – und zwar schnell.
    Irgendwann kurz vor Sonnenaufgang schlief Autumn ein. Als sie erwachte, lag sie mit dem Kopf auf Bens Schoß. Sie hatte sich unter der warmen Wolldecke eingerollt, die ihre Urgroßmutter in endloser Fleißarbeit für sie gehäkelt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war.
    Als sie sich rührte und langsam aufsetzte, strich Ben ihr eine Locke aus der Stirn. “Alles okay?”
    “Ich wollte nicht einschlafen.”
    “Schon gut. Ich bin froh darüber, dass du dich ein bisschen ausgeruht hast.”
    “Und was ist mir dir? Du warst doch auch fast die ganze Nacht auf.”
    “Ja, so hatte ich Zeit zum Nachdenken.”
    “Und?”
    “Ich möchte, dass du mit Jorges Unterstützung ein neues Phantombild anfertigst. Eines, auf dem der Typ so aussieht wie in deinem letzten Traum.”
    “Was hast du damit vor?”
    “Meine Sekretärin soll es an alle Oldtimergruppen im Land schicken, per Post oder E-Mail. Eigentlich wollte ich sie schon am Montag damit beauftragen. Aber jetzt warte ich, bis wir eine aktualisierte Zeichnung haben.”
    “Was können wir denn noch machen?”
    “Ich möchte, dass du eine Liste der Orte erstellst, an denen du mit diesem Kerl in Kontakt gekommen sein könntest.”
    Autumn atmete hörbar aus. “Meine Güte, Ben, das könnte überall gewesen sein. Ich weiß nur, dass es schon länger her ist, denn ich erinnere mich nur verschwommen daran. Ich denke, es liegt mehrere Jahre zurück.”
    “Ich will die Liste trotzdem. Vielleicht siehst du die Dinge ja allein durchs Aufschreiben klarer.”
    Autumn stand auf. “Zuerst brauche ich eine Dusche und saubere Klamotten. Und eine Kanne frischer Kaffee wäre auch nicht schlecht.”
    “Ich schätze, das kriege ich hin.” Auch Ben erhob sich.
    Als sie sich auf den Weg ins Schlafzimmer machte, klaffte ihr Bademantel einen Spalt auseinander, und Ben erhaschte einen Blick auf das pinkfarbene Seidennachthemd, das sie darunter trug. Schnell zog sie den Bademantel zu und schloss vorne zwei Knöpfe.
    Ehe sie ins Badezimmer entwischen konnte, griff Ben nach ihrer Hand. “Wenn ich das nächste Mal hier übernachte, erwarte ich, dass du diesen süßen kleinen Fetzen trägst und nicht dieses riesige T-Shirt.”
    Autumn schüttelte den Kopf. “Hier zu übernachten war von Anfang an eine schlechte Idee. Und jetzt ist sie umso schlechter.”
    “Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Autumn. Ich habe dich nicht mit Beverly Styles betrogen, und ich werde es auch nicht mit einer anderen tun.”
    Sie drehte sich weg. Sie konnte es nicht riskieren, ihm zu glauben. Und außerdem war es ohnehin egal. Das redete sie sich zwar ein, überzeugen konnte sie sich davon allerdings nicht.
    Ben legte ihr die Hand unters Kinn. “Du musst mich über Nacht bleiben lassen, Autumn. Jede Nacht, solange du träumst. Du hast selbst gesagt, dass uns die Zeit davonläuft.” Er ließ ihr Kinn los. “Was auch immer du von mir willst oder nicht willst – ich bitte dich, alles in deiner Macht Stehende zu tun, um mir bei der Suche nach meiner Tochter zu helfen.”
    Ihr wurde eng in der Brust. Er hatte recht. Wenn Ben da war und mit ihr die Träume durchsprach, wurden sie deutlicher, und schattenhafte Bilder tauchten aus den verborgensten Winkeln ihrer Erinnerung auf.
    Sie wollte nicht, dass er blieb. Sie traute ihm noch immer nicht, und sie wollte sich nicht noch weiter auf ihn einlassen.
    “Autumn?”, drängte er sie sanft.
    Sie stieß einen schweren Seufzer aus. “Also gut, du kannst hier schlafen. Es hilft mir in der Tat, mich besser zu erinnern. Aber versprich mir bitte, dass du auf Distanz bleibst.”
    Er fuhr ihr mit dem Finger über die Wange. “Wie gesagt, was auch immer du willst oder nicht willst. Das überlasse ich dir.”
    Sie presste die Lippen aufeinander. Was wollte sie von Ben? Allein wenn er so vor ihr stand, mit zerzaustem Haar und Bartstoppeln im Gesicht, weckte es in ihr die Sehnsucht nach einer weiteren heißen

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