Engelslieder
Armen, um ihn ansehen zu können. “Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, Ben. Und ich kann mir keine Zweifel leisten.”
Er nickte. “Du hast recht. Wir müssen einfach weitermachen. Das ist das Beste, was wir im Augenblick tun können.”
Das Beste für sie und für Ben.
Die größte Hoffnung für Molly.
Es war früh am Sonntagmorgen. Sie hatte das Gleiche geträumt wie in der Nacht zuvor – der blonde Mann und die Frauen, Molly und Rachael und die kleine Mary, das neueste Mitglied des Clans. An diesem Morgen war Autumn kaum müde. Nach der obligatorischen Traumanalyse hatten sie sich geliebt und schnell wieder in den Schlaf gefunden.
“Wir müssen nach Burlington fahren”, sagte sie, “und den Mitarbeitern des Sportladens das Phantombild zeigen. Vielleicht erkennt ja jemand den Mann.”
“Ich weiß.” Sie hatten gerade Rührei, Würstchen und Aufbackbrötchen mit Honig und Butter gefrühstückt und streiften nun Kaffee trinkend durch ihre Wohnung.
“Nur leider hat Burlington Sports sonntags geschlossen.” Autumn brachte die leeren Teller zur Spüle. “Es ist eine kleine Stadt. Dort sind die Geschäfte nicht wie bei uns täglich bis 21 Uhr geöffnet.”
“Ach ja … ich erinnere mich dunkel an die gute alte Zeit.” Ben leerte seine Kaffeetasse und brachte sie ebenfalls zur Spüle. “Ich habe vorhin angerufen und hatte den Anrufbeantworter dran. Aber ich könnte heute ohnehin nicht fahren. Heute ist doch mein Tag mit Katie. Wir fahren zum See.” Ihre Blicke trafen sich. “Ich hatte gehofft, du kommst vielleicht mit.”
Fast hätte Autumn den Teller fallen gelassen, den sie gerade abwusch. “Das ist nicht dein Ernst, oder?”
“Warum denn nicht? Wir können vor morgen doch sowieso nicht nach Burlington fahren, und von Watkins hören wir auch nichts bis Mitte der Woche. Ich fände es wirklich schön, wenn du mit uns kommst. Ich glaube, Katie und du – ihr würdet euch mögen.”
Autumn biss sich auf die Lippe. Das hatte sie als Letztes von Ben erwartet. Sie wusste genau, wie er sein Privatleben vor ihr abschirmte. Warum fragte er sie also, ob sie seine Tochter kennenlernen wollte?
“Ich weiß nicht, Ben …”
“Pass auf: Heute kommst du mit Katie und mir Kajak fahren, und nächstes Wochenende gehen wir mit dir klettern.”
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu.
Dieses Wochenende, nächstes Wochenende …
Sie hatte sich schon viel zu sehr auf Ben eingelassen. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich in ihn verlieben, und er würde ihr das Herz brechen.
Und über ihn hinwegzukommen würde tausendmal schwerer werden, als Steven Elliot oder Luke Noland zu vergessen.
“Komm schon, sei kein Frosch”, drängte Ben. “Du bringst mir das Klettern bei und ich dir das Kajakfahren.”
Es würde mit Sicherheit Spaß machen. Außerdem hatte sie diese Sportart schon immer mal ausprobieren wollen. Sie würde es bestimmt noch ein bisschen länger schaffen, nicht den Kopf zu verlieren.
Was konnte schon groß passieren? Wenn du eine Sache anpackst, dann auch richtig, pflegte Max zu sagen.
Sie grinste. “Okay, ich komme mit.” Sie trug Jeans, Turnschuhe und ein T-Shirt. “Was soll ich am besten anziehen?”
“Schnapp dir deinen Fleece-Pulli, nur für alle Fälle. Wir schauen in meinem Laden vorbei und organisieren dir einen Helm in deiner Größe und was du sonst noch brauchst.”
Sie widersprach nicht. Ben zwang sie förmlich mitzukommen, dann konnte er ihr auch verdammt noch mal die Ausrüstung spendieren. Sie musste lächeln. Außerdem hatte sie das Gefühl, es würde ihr gefallen.
Autumn ignorierte die leise Stimme, die ihr bewusst machen wollte, dass ihr einfach alles an Ben gefiel.
21. KAPITEL
S ie beluden Bens Pick-up, holten Katie zu Hause ab und fuhren zum See. Autumn hätte Bens Tochter problemlos in einer ganzen Kinderhorde erkannt. Er hatte gesagt, das Mädchen sehe fast genauso aus wie Molly. Die zehnjährige Katie hatte die gleichen blonden Haare und sanften blauen Augen, dieselben feinen Gesichtszüge.
Sie war ein bildhübsches Mädchen, das laut Ben nach ihrer Mutter kam. Doch als sie die Kajaks von der Ladefläche hoben, sah Autumn in der entschlossenen Weise, mit der sie die Zähne aufeinanderbiss, ein wenig von Ben durchblitzen. Auch die verstohlenen, abschätzenden Blicke, die Katie ihr zuwarf, entgingen Autumn nicht.
“Bist du die Freundin von meinem Dad?”, fragte sie, während Ben auf der Autorückbank nach den Schwimmwesten kramte.
“Nein, wir sind
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