Engelslieder
sich ihr der Magen um. Es war nicht zu übersehen, dass sie und Ben ein Liebespaar gewesen waren. Und es gab Dutzende andere Frauen wie sie.
“Alles in Ordnung?”, fragte Ben, als Katie, die Arme voller Ausrüstungsteile, vor ihnen zum Wagen ging.
“Klar.” Sie atmete aus und fragte sich, ob er bemerkte, wie sehr diese Begegnung sie verstört hatte. “Wie du schon sagtest, wir müssen jetzt wirklich los.” Sie begann, das Equipment einzusammeln, doch Ben fasste sie am Arm.
“Wenn du dir Gedanken über Charlene machst, vergiss es. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Seitdem ich nicht mehr an Kajakwettkämpfen teilnehme.”
“Es würde mich sowieso nichts angehen.”
Sein Griff wurde fester. “So ein Blödsinn. Du bist eifersüchtig, auch wenn du es nicht zugeben willst. Charlie und ich hatten eine Weile was miteinander, ja, aber das ist ewig her.”
“Ist ja auch egal.”
“Nein, es ist nicht egal. Verdammt noch mal, Autumn, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich bin verrückt nach dir. Charlene Brockman oder sonst irgendeine Frau sind mir völlig gleichgültig. Die einzige Frau, die mich interessiert, bist du.”
Sie bemühte sich, ihre Überraschung zu verbergen. Ben war verrückt nach ihr? Das ergab keinen Sinn. Sie war weder filmstarmäßig umwerfend noch eine Weltklasseathletin. Sie warf einen letzten flüchtigen Blick auf die langbeinige Blondine. “Das denkst du vielleicht jetzt, aber ich bin sicher …”
Bens Kiefermuskulatur zuckte. “Hast du wirklich so wenig Selbstbewusstsein? Zweifelst du so sehr an deinen Reizen, dass du nicht siehst, wie viel du einem Mann zu bieten hast?”
Ihr Herz klopfte wild. Es war ihr unangenehm, dass er sie durchschaut hatte, und sie war fest entschlossen, es ihn nicht wissen zu lassen. “Vielleicht zweifle ich einfach nur daran, dass es auf diesem Planeten Männer gibt, denen eine Frau reicht – egal, wer sie ist!” Sie machte sich auf den Weg in Richtung Pick-up und zog kräftig an ihrem Selbstkontrollehebel, als sie Katie an der Beifahrertür stehen sah.
Autumn zwang sich zu einem Lächeln. “Ich glaube, wir haben alles.”
“Vielleicht gehen wir ja noch eine Pizza essen.” Sie warf ihrem Vater, der genau in diesem Augenblick zu ihnen aufschloss, einen hoffnungsvollen Blick zu.
Bens Kiefer war noch immer angespannt. “Heute nicht, Kleines. Autumn muss nach Hause.”
Es war verlockend, sich in die sichere Wohnung zu flüchten, weg von Ben und der Gefahr, die er verkörperte. Aber der enttäuschte Gesichtsausdruck des kleinen Mädchens neben dem Pick-up brach ihr schier das Herz.
Sie wandte sich an Ben und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch. “Ich glaube, für eine Pizza hätte ich schon noch Zeit. Ich kenne sogar eine tolle Pizzeria in der Nähe, zu der wir fahren können.”
Bens finsterer Blick traf ihren. Sie überlegte noch, ob Wut oder Triumph darin lag, als er sich auch schon umdrehte und zur Fahrerseite ging.
Nachdem sie sich eine Pizza mit Katie geteilt hatten, brachte Ben Autumn nach Hause und fuhr dann zu seinem Penthouse. Autumn nahm an, dass er immer noch wütend wegen ihres Streits war. Oder vielleicht begann er schon, sich mit ihr zu langweilen.
Bei dem Gedanken verknotete sich ihr Magen. Das ist doch lächerlich, dachte sie. Sie kannte die Männer schließlich, und Ben war schlimmer als die meisten.
Dennoch kam sie nicht gegen ihre Gefühle an. Sie sehnte sich nach seinem durchtrainierten Körper neben ihr im Bett, sehnte sich nach leidenschaftlichem Sex mit ihm und danach, am nächsten Morgen an seiner Seite aufzuwachen.
Am Montag sah sie ihn beim Unterricht. Er trug das übliche Muskelshirt, das die von ihrem gemeinsamen Tag am See frisch gebräunten Schultern sexy in Szene setzte. Am liebsten hätte sie ihn von der Wand gezerrt, mit nach Hause genommen und schnurstracks in ihr Bett gelockt.
Sie sagte es ihm nicht.
Nach dem Kurs blieb Ben noch einen Augenblick, um ihr zu sagen, dass sie ihren Ausflug nach Burlington auf den nächsten Tag verschieben müssten.
“Es gibt Probleme bei der Arbeit”, begründete er die Entscheidung. “Wir können nicht vor morgen fahren.”
“Ich kann doch auch alleine hinfahren. So weit ist es ja nicht, und ich bin es gewohnt, Auto zu fahren.”
Ben schüttelte den Kopf. “Auf keinen Fall. Ich will dabei sein. Ich habe einige Fragen, die ich stellen möchte. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, dass wir etwas Wichtiges herausfinden.”
Er ging ohne
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