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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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    »Aber ich werde dir beweisen, dass … Ich hole den Kelch!«, unterbrach Raja seine Gedanken.
    Seine Vision schoss ihm in den Kopf. »Nein!«
    Doch sie hörte nicht auf ihn, sondern schaute ihn nur zornentrückt an und rief: »Ich werde den Kelch holen! Für dich !«
    Für … »Raja, nein!« Cain streckte die Hand nach ihr aus, doch zu spät. Zeitgleich mit dem anderen Dämon lief sie auf die Mitte des Steinkreises zu. Ihr Gesichtsausdruck war entschlossen, die Haare wehten um ihr schönes Haupt. Auf halber Strecke prallte sie gegen den unsichtbaren Schild aus Energie, den der Kelch ausstrahlte, und fiel auf ihr Gesäß. Natürlich! Solange der andere Dämon auch nach ihm jagte, konnten sie beide nicht zu ihm gelangen. Seine Vision würde sich nicht erfüllen!
    Cain atmete auf, blieb jedoch, wo er war. Raja wollte den Kelch also für ihn holen? Erleichterung durchfuhr ihn, aber … »Raja, tu es nicht!«, schrie er, sein Herz raste, denn Raja stand wieder auf, um es erneut zu probieren. Vehement versuchten die zwei Dämonen, den Wall zu durchbrechen. Wie von Elektrizität aufgeladen, standen ihnen die Haare ab. Ein Knistern und Knacken war zu hören, gefolgt von einem immer lauter werdenden Tosen.
    Raja war stark, verdammt stark, aber gegen die Macht des Artefakts schien sie keine Chance zu haben. Sie kämpfte jedoch immer verbissener. Bläuliche Flammen züngelten aus ihren Handflächen, die sie gegen die unsichtbare Wand drückte. Dazu schrie sie elbische Zaubersprüche, worauf die Erde zu beben begann. Es sah so aus, als würden sich sämtliche Wurzeln im Erdreich bewegen und die Rasenoberfläche wie eine Welle, die den Kelch hinforttrug, heben und senken, doch Amabila umklammerte das Artefakt eisern.
    Cain versuchte sich Raja zu nähern, um sie zurückzuholen, aber er kam kaum voran. Es war, als würde er gegen starken Wind ankämpfen. Aber er musste sie erreichen! Er musste, oder der zweite Teil seiner Vision würde sich erfüllen. Das durfte er nicht zulassen!
    Er beobachtete, wie sich aus dem Rauch, der aus dem Kelch emporstieg, eine Frau formte, und blieb erstaunt stehen. Was geschah dort in der Mitte des Steinkreises? Thorne und Amabila starrten auf die durchscheinende braunhaarige Frau, die in einem weißen Gewand vor ihnen stand. Sie sah aus wie ein … Geist.
    Das verwirrte Cain, Thorne müsste doch längst an der Macht sein? Was suchte ein Geist in ihrer Mitte?
    Plötzlich gab es einen Knall. Raja sowie der Dämon wurden in hohem Bogen zurückgeschleudert. Der junge Mann landete mit dem Rücken im Gras und blieb benommen liegen, während Raja gegen einen Monolithen prallte.
    Cain hielt die Luft an, noch bevor er das Krachen und Knacken von Knochen hörte, dann sackte ihr Körper vor dem Stein zusammen. Blut strömte aus einer großen Wunde an Rajas Kopf. Das Bild aus seiner Vision … Er hatte ihren Tod gesehen.
    Die Welt um ihn herum verblasste. Sein Puls hämmerte in seinen Schläfen. Er hatte nur noch Augen für Raja, die bewegungslos vor dem Felsblock lag, ein Bein unnatürlich verdreht. »Nein!« Wie benommen rannte Cain zu ihr, seine Füße wollten ihn kaum tragen, schienen wie aus Gummi. »Raja!« Merlins »Sicherheitsvorkehrung«, die der Zauberer damals eingebaut hatte, sodass nur ein Wesen jeder Art an den Kelch gelangen konnte, war Raja zum Verhängnis geworden.
    Es schnürte Cain die Brust zu und ein heftiger Stich durchzuckte sein Herz, als er sich neben sie auf den Boden kniete und seine Hände über ihren Körper wandern ließ. Raja atmete kaum; zahlreiche Knochen waren gebrochen, an ihrem Unterarm ragte sogar die Speiche heraus.
    »Bitte, bitte, bitte!«, rief er. »Raja, rede mit mir!« Doch sie blieb stumm.
    Unzählige verschiedene Gefühle stürzten auf ihn ein: Wut, Verzweiflung und unvorstellbar große seelische Schmerzen. Er war total geschockt, wie paralysiert, wusste nicht, was er tun sollte, ließ nur wie ein Wahnsinniger seine Hände über ihren deformierten Körper gleiten.
    Verdammt, sie war eine Dämonin und eine Elfe. Ein paar gebrochene Knochen würden sie nicht umbringen!
    Behutsam hob er sie auf die Arme, damit er sie zu einem Heiler bringen konnte. Dabei bemerkte er das Ausmaß ihres Zustandes: Ihr ganzer Körper schien zerschmettert. Als Cain eine Hand unter ihren Kopf schob, fühlte er, wie der Schädelknochen nachgab. Sein Magen drehte sich um und Cain hätte sich übergeben, wenn sich etwas darin befunden hätte. Rajas Haare klebten an seinen Fingern, über

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