Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
Vom Netzwerk:
Magnus ’ Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er hoffte, sich verhört zu haben, doch Rowan sendete ihm das Bild eines blonden Mannes, den er nicht kannte. Oder doch? Er war jünger als Magnus und schlanker.
    Magnus glaubte zu fallen, Übelkeit erfasste ihn. Die Frau, die er über alles geliebt hatte und zurückholen wollte, hatte ihn hintergangen. Ihm wurde schwindlig. Er sah nur diesen Fremden vor Augen, nahm den Steinkreis nicht wahr – aber plötzlich fühlte er, wie jemand nach seiner Hand griff. Es war Amabila. »Ich bin hier«, flüsterte sie und spendete ihm allein durch ihre Nähe Trost und Halt.
    »W-wer war er?«, fragte Magnus mit zugeschnürtem Hals.
    »Einer der Handwerker, der das Schloss in Stand hielt.«
    »Den bringe ich um!«, knurrte Magnus. Er hatte den Mann nicht bezahlt, damit der seine Frau vögelte!
    »Brian hat sofort gekündigt, als das mit uns begann«, sagte Rowan. »Ihn trifft keine Schuld, ich bin ihm hinterhergelaufen, weil ich ihm verfallen, sexuell hörig war. Ich hatte mich nach seiner Zuwendung gesehnt, weil du und ich so selten miteinander geschlafen haben.«
    Magnus wollte etwas sagen, doch Rowan sprach einfach weiter: »Ich weiß, dass du mich schonen wolltest. Ich war eben nicht so … gebaut wie Amabila. Es hat eben einfach nicht geklappt, wie es sollte. Gib dir dafür nicht die Schuld.«
    »Dieser Brian«, murmelte Magnus und schluckte schwer. »Wie oft?«
    »Wir haben uns noch ein paar Mal in der Stadt getroffen«, gestand Rowan. »Er hatte so eine Art an sich … Ich konnte ihm einfach nicht widerstehen.«
    Schwach erinnerte sich Magnus daran, dass Rowan eine Zeit lang sehr oft behauptet hatte, sie würde ihre Freundin Samantha in Westhill besuchen.
    »Als ich dann schwanger war, hatte ich Angst, das Kind wäre von Brian. Unser Verhältnis war längst vorbei, denn ich hatte früh festgestellt, dass er vielen Frauen hinterherlief. Und ich bemerkte, dass ich nur dich wirklich liebte, aber ich wollte dir die Schmach ersparen. Ich war innerlich zerrissen und wusste nicht mehr, wie ich mein Geheimnis vor dir verbergen sollte. Ich wollte dir die Wahrheit sagen, fürchtete jedoch, du würdest mich verstoßen. Doch ich wollte das Kind so sehr. Du weißt ja, wie sehr ich … wie sehr wir uns eins wünschten. Endlich hatte es geklappt, endlich war ich guter Hoffnung, aber ich wollte dich auf keinen Fall dadurch verlieren. Ich wusste weder ein noch aus.«
    Rowan war sehr verschlossen gewesen, aber Magnus hatte das auf die Schwangerschaft geschoben. Jetzt verstand er einiges, doch er konnte einfach nicht glauben, dass Rowan ihn betrogen hatte.
    Amabila hielt seine Hand fester, als er sah, wie unter Rowan die Kante des Vorsprungs wegbrach und sie sich nicht mehr retten konnte. Sie stürzte viele Meter in die Tiefe und war sofort tot.
    »Wie du siehst, trage nur ich allein die Schuld an meinem Tod. Ich habe gespürt, wie sich der Boden unter mir lockerte, und ging nicht zurück. Ich war erfüllt von einer Ohnmacht, die tiefer war als der Abgrund, in den ich blickte. Scham über meinen Betrug kämpfte mit dem Glück meiner Schwangerschaft, Verzweiflung kämpfte mit der Freude auf das Baby und der Freude, die ich dir damit bereiten würde. Ich wollte dir meine Untreue gestehen, weil wir immer ehrlich miteinander umgegangen waren, doch zugleich wusste ich, dass dich mein Vertrauensbruch zu tief verletzen würde. Ich hatte mich so geschämt, war unendlich verzweifelt, sodass ich wie gelähmt war. Es war vielleicht eine unbewusste Entscheidung, aber sie wurde ganz allein von mir getroffen«, sagte Rowan, und Magnus sah seine Frau wieder als geisterhafte Erscheinung vor sich.
    »Ich hoffe, du wirst mir eines Tages vergeben können, Magnus. Ich habe dich zu tief verletzt. Aber jetzt muss ich wieder gehen. Lebe wohl, werde wieder glücklich.«
    »Wie?« Mit heftig schlagendem Herzen sah er Rowan an, dann Amabila, deren Hand er immer noch hielt. Für Amabila und ihn konnte es keine Zukunft geben, wie sollte er dann nur wieder glücklich werden? Er hatte beide Frauen verloren, die er liebte, und ein ungeborenes Kind, das aber vielleicht nicht einmal seines war. Aber er hätte es geliebt, ganz bestimmt, weil er Rowan geliebt hatte.
    »Alles wird gut«, flüsterte Rowan. »All das Leid, all die Mühen hatten einen Sinn: Aus Feinden wurden Liebende, aus Hass Zuneigung. Ein Land hat seinen gütigen König zurückbekommen. Die Fürstin der Hölle wurde geschwächt.«
    »Du sprichst in Rätseln«,

Weitere Kostenlose Bücher