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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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die eine warme Flüssigkeit lief. Nein, bitte, das darf nicht wahr sein! , schrie er in Gedanken. »Raja!«
    Plötzlich sah er ihr lachendes Gesicht vor seinem geistigen Auge, wie Raja auf der Insel Corvo halbnackt auf ihn zugelaufen war, die Orangen in der Hand. Wie sie ihn gefüttert hatte. Cain erblickte sie genau vor sich, als Raja wie verzaubert auf Gwandoria geschaut hatte, während sie gemeinsam, Hand in Hand, auf dem Hügel gestanden hatten. Es war der Moment gewesen, in dem er sich hoffnungslos in sie verliebte. Er sah Raja, wie sie fast ertrunken wäre und er sie in letzter Sekunde gerettet hatte. Aber jetzt war Cain hier, hatte sie jedoch nicht beschützen können. So wie es schien, konnte er auch nichts mehr weiter für sie tun. Nie wieder würde er ihr bezauberndes Lächeln sehen, ihre liebevollen Sticheleien ertragen dürfen.
    Vorsichtig stand er mit ihrem schlaffen Körper in seinen Armen auf und schaute in die Mitte des Steinkreises.
    »Verflucht seist du, Thorne!«, rief Cain, und Tränen strömten über seine Wangen. Niemals zuvor in seiner Zeit als Engel war er von einem derart heftigen Rachedurst befallen worden. Wenn Raja nicht so schwer verletzt gewesen wäre, würde der Magier bereits nicht mehr am Leben sein. Irgendwie hätte Cain es schon geschafft, den Schild zu durchdringen. Früher oder später würde der Kelch inaktiv werden. Cain fühlte sich zu allem in der Lage. Jetzt wollte er jedoch nur für Raja da sein und sie in ihren letzten Minuten nicht allein lassen.
    Alle drei, Amabila, Thorne und die braunhaarige Fremde, blickten mit bleichen Gesichtern zu ihnen herüber, als wären auch sie schockiert über Rajas Zustand. Blut tropfte auf Cains Stiefel. Er zitterte. Seine Sicht war verschleiert. Die Übelkeit wurde unerträglich, doch er musste sich zusammenreißen. Sanft drückte er Raja an seine Brust. Es wurde Zeit, zu verschwinden.
    In der Zwischenzeit hatte sich der Dämon aufgerappelt, doch er schien nicht schwer verletzt zu sein. Jetzt, da Raja ausgeschaltet war, konnte er ungehindert an den Kelch kommen, aber das war Cain völlig egal. Alles kam ihm mit einem Mal bedeutungslos vor, bis auf die Frau in seinen Armen. Seinen Rachedurst würde er später stillen; Raja brauchte ihn jetzt.
    Nur am Rande bekam Cain mit, wie Amabila den Dämon mit Blitzen attackierte, bis ihn einer am Arm traf und er etwas schimpfte, das sich wie »Ich hab echt die Schnauze voll« anhörte. Schwankend verschwand der junge Mann durch ein Portal auf der Wiese.

***

    Xira sprang von ihrem Thron auf, als Shah durch ein Tor an der Felswand fiel. »Da bist du ja endlich. Wo ist der Kelch?«
    Shah blieb auf allen vieren knien und keuchte: »Verloren.«
    Hektisch schnappte Xira nach Luft. »Läuft denn nichts nach Plan?«, kreischte sie. »Du Nichtsnutz, warum hast du dir den Kelch nicht geschnappt?! Ich habe doch gesehen, dass du dicht davor warst!« Wütend riss sie sein Stirnband ab.
    »Ich konnte seine Energiewand nicht durchdringen und ein Engel griff mich an.« Er streckte demonstrativ den Arm aus, der eine unschöne Brandwunde aufwies, die allerdings bereits am Verheilen war. Es hatte ihn zwar ein Blitz getroffen, doch der war nicht besonders stark gewesen. Shah hatte einfach keine Lust mehr, für Xira seinen Kopf hinzuhalten. Sie war doch eine mächtige Dämonin. Warum hatte sie nicht selbst an der Oberfläche gekämpft, wenn ihr dieses dämliche Artefakt, von dem sie ihm nicht mal gesagt hatte, wozu es nützte, so wichtig war? Xira hätte den Schutzwall vielleicht sogar durchbrechen können.
    Nein, Shah hatte wirklich die Schnauze voll. Aus, vorbei. Er musste nur noch sehen, wie er seinen Kopf heil aus der Schlinge bekam, doch seine Herrin war gerade so außer sich vor Wut, dass er ihn besser einziehen sollte.
    »Engel, Engel, Engel!«, schrie Xira. »Sie alle werden meinen Zorn zu spüren bekommen!« Sie griff in Shahs dichtes Haar, um ihn daran nach oben zu reißen. »Und meine Tochter? Ich kann sie nicht mehr fühlen!«
    Schwer atmend erhob er sich, sah Xira allerdings nicht in die Augen, denn es schmerzte ihn fast, es auszusprechen: »Herrin, ich glaube … sie ist tot.«

***

    Jetzt war er gekommen, der Moment, den Amabila so sehr gefürchtet und doch herbeigesehnt hatte, denn nun würde sich herausstellen, ob die Schicksalsgöttin recht behalten hatte und sich Amabilas größter Wunsch endlich erfüllte: Vor ihnen stand Rowan, Magnus ’ verstorbene Frau. Sie war hübsch, musste sich Amabila

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