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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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aus der ganzen Welt.« Das hörte sich an, als würden noch viele seiner Familie leben, aber er war der Letzte – der Letzte eines großen Magiergeschlechts.
    Obwohl er Amabila diese privaten Dinge aus seinem Leben erzählte, glaubte er, sie würde bereits alles über ihn wissen. Mit ihr zusammen zu sein, gab ihm ein Gefühl von Vertrautheit, wie er es seit Langem nicht mehr erlebt hatte.
    »Und deine Eltern? Wo waren die?«
    »Viel auf Reisen. Ich sah sie nur selten, denn sie arbeiteten für eine Magiergilde.«
    Zärtlich strich ihm Amabila über die Wange. »Sie starben, da warst du erst fünfzehn.«
    »Ja, ein tragischer Unfall. Es gab eine Explosion im zentralen Warenlager der Magier. Es war wohl ein Angriff der Schwarzelben, aber bis heute ist die Sache nicht richtig aufgeklärt.«
    Magnus war auf gewisse Art immer allein gewesen, deshalb war es sein größter Wunsch, mit Rowan eine eigene Familie zu gründen. Er hatte alles dazu vorbereitet gehabt, Thorne Castle nach Rowans Wünschen eingerichtet und sogar das Kinderzimmer war bereits fertig gewesen, als …
    »Deine Geschichte erinnert mich irgendwie an den Zauberlehrling mit der Narbe.«
    Vor Überraschung blinzelte er. »Du kennst Harry Potter?«
    »Ich habe den Kindern im Krankenhaus daraus vorgelesen«, erwiderte sie lächelnd. »Sie lieben diese Geschichten.«
    Amabila hatte so ein gutes Herz und er hatte sie mit in seinen dunklen Abgrund gerissen. »Na ja, meine Geschichte war nicht so traurig.« Magnus erinnerte sich. »Meine Tante war eine sehr liebevolle Frau. Es hat mich schwer getroffen, als sie vor fünf Jahren starb, doch sie war schon sehr alt. Aber in London besuchte ich eine Schule für Magier, die beste der Welt, worauf ich als Junge sehr stolz war.«
    »Du kannst auch stolz sein auf dich. Du hast sehr viel Gutes getan.«
    Ich habe beinahe einen Engel getötet , dachte er und erschauderte. Auch wenn er diese Geschöpfe immer noch verachtete, tat ihm das jetzt unendlich leid.
    »Magnus?« Sanft streichelte Amabila über seine Wange. »Du musst nach vorne blicken.«
    Amabila hatte recht, morgen war sein großer Tag. »Darf ich erfahren, wann du gelebt hast?«
    »Hmm …« Er hörte, wie sie gähnte. »Vor über zweitausendfünfhundert Jahren in Griechenland.«
    »Und … wie bist du … gestorben?«, fragte er zögerlich.
    »Komplikationen … während meiner Schwangerschaft.«
    Magnus riss die Augen auf. »Das tut mir leid.«
    »Muss es nicht«, murmelte sie an seine Brust. »Ich war froh, dass es zu Ende war.«
    »Was?« Wovon sprach sie? Wollte sie nicht mehr leben oder kein Kind bekommen?
    »Es waren raue Sitten, als ich ein Mensch war. Es gab Krieg und die Feinde überfielen unser Dorf. Drei Krieger haben mich tagelang … Ich wurde …« Sie gähnte abermals. »Ich bin drüber hinweg, das ist lange her, ich erinnere mich kaum noch.«
    Magnus war wie erstarrt. Sofort schoss ihm die Szene mit Taurill in den Kopf: Amabilas aufgerissene Augen und ihre Ängste, als der Stierdämon sie mit Gewalt nehmen wollte … Amabila wurde vergewaltigt, vielleicht gefoltert! Oh Gott, wenn sein Zauber versagt hätte … Magnus wollte nicht daran denken. Wie sehr musste sie ihm vertrauen, dass sie sich ihm bedingungslos hingab, wo sie derart negative Erfahrungen gemacht hatte?
    »Magnus«, hauchte sie und legte eine Hand auf die Stelle, hinter der sein Herz heftig schlug. »Ist gut, es ist Vergangenheit. Ich habe schon vor Ewigkeiten damit abgeschlossen.«
    Als sie plötzlich nichts mehr sagte und aufgehört hatte, ihn zu streicheln, stockte ihm der Atem. Amabila war in seinen Armen eingeschlafen!
    Engel schlafen nicht, hörte er ihre Worte. Verdammt, was hatte er nur angestellt? Was hatte er ihr angetan? Er war kein bisschen besser als jene Männer, die einst ihr Leben ruiniert hatten.
    Morgen … Morgen würde sich alles verändern und sich ihre Wege trennen, sodass er sie nicht tiefer in sein schwarzes Loch reißen konnte. Wenn er überhaupt noch dazu in der Lage war. Seine Gefühle für Amabila gingen tief – zu tief. Er wollte sie nur noch in den Armen halten und sie beschützen, auf dass ihr nie wieder etwas Schreckliches widerfuhr.
    Morgen musste er sich entscheiden: Rowan oder Amabila. Aber hatte er überhaupt eine Wahl? Amabila war ein Engel, er ein Mensch. Allein deshalb gab es für sie keine Zukunft.
    Aber wenn Magnus auch nur eine Winzigkeit verkehrt gemacht hatte und die Magie des Kelches versagte, würde auch Rowan für ihn verloren sein. Wie

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