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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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schielte ihn merkwürdig an, als fragte er sich, ob er wirklich zustimmen solle. Daniel konnte nur noch schwer seine schmerzenden Flügel unter seiner Haut zurückhalten.
    »Gut«, sagte Cam schließlich. »Im Tausch gegen den Sternenpfeil.«
    Daniel reichte ihm die Waffe und Cam ließ sie in seinem Trenchcoat verschwinden.
    »Bring sie in die Schule und dann treffen wir uns wieder. Mach keinen Fehler, ich werde dich nicht aus den Augen lassen.«
    »Und dann?«
    »Du und ich wissen, wen wir zu jagen haben.«
    Daniel nickte und breitete seine Schwingen aus. Eine tiefe Befriedigung durchströmte seinen ganzen Körper, als er dies endlich tun durfte. Er stand einen Augenblick still da, sammelte all seine Energie, spürte den Widerstand des Windes. Höchste Zeit, diesen verfluchten, hässlichen Strand, und was auf ihm geschehen war, hinter sich zurückzulassen. Seine Flügel würden ihn dorthin tragen, wo er wirklich er selbst sein konnte.
    Zu Luce.
    Und zurück zu der Lüge, die er ihr noch ein klein wenig länger zumuten musste.
    »Der Waffenstillstand beginnt morgen um Mitternacht«, rief Daniel. Dann hob er mit einem mächtigen Flügelschlag vom Strand ab und stieg steil in den Himmel auf.

Eins
    Achtzehn Tage
    Luce nahm sich vor, die Augen während des gesamten sechs Stunden langen Flugs von Georgia nach Kalifornien geschlossen zu halten. Sie würde sie erst öffnen, wenn das Flugzeug in San Francisco war, genau in dem Moment, wenn die Reifen auf dem Boden aufsetzten. Im Halbschlaf fiel es ihr leichter, davon zu träumen, sie sei bereits wieder mit Daniel vereint.
    Seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren nur ein paar Tage vergangen. Doch es fühlte sich für sie wie ein ganzes Leben an. Seit sie am Freitagmorgen in der Nähe von Sword & Cross voneinander Abschied genommen hatten, war sie todmüde. In ihrem Körper hatte sich eine nie gekannte Erschöpfung breitgemacht. Die Abwesenheit seiner Stimme, seiner Wärme, der Berührung durch seine Flügel war immer tiefer in sie gesunken, bis auf die Knochen spürte sie schmerzlich, was ihr alles fehlte. Ihre Liebessehnsucht war wie eine Krankheit, von der sie bisher nichts geahnt hatte.
    Ein Arm streifte ihren. Luce schlug die Augen auf. Sie sah in das Gesicht eines braunhaarigen Jungen, der nur ein paar Jahre älter war als sie. Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Entschuldigung«, sagten sie beide gleichzeitig und zogen dann jeder auf seiner Seite den Arm hastig zurück. Er musste während des gesamten Flugs neben ihr gesessen haben.
    Der Blick aus dem Fenster war atemberaubend. Das Flugzeug hatte zum Landeanflug auf San Francisco angesetzt. Noch nie hatte Luce so etwas gesehen. Sie glitten über die Südküste der Bucht hinweg. Ein blaues Band wand sich unter ihnen durch die Ebene zum Meer und zerschnitt die Erde in ein leuchtend grünes Feld auf der einen Seite und eine hellrot und weiß flimmernde Fläche auf der anderen. Sie presste die Stirn an das kleine Fenster, um das prächtige Farbspektakel in sich aufzunehmen.
    »Was ist das?«, entschlüpfte es ihr.
    »Salzfelder«, antwortete der Junge. »Aus dem Pazifik wird Salz gewonnen.« Er beugte sich vor, um auch einen Blick darauf zu werfen.
    Er hatte freundlich geantwortet, klar und einfach … und so verblüffend menschlich. Daran war Luce fast nicht mehr gewöhnt, nicht mehr nach der Zeit in Sword & Cross. Dort hatte sie fast nur noch – sie zögerte, innerlich die Worte auszusprechen – mit Engeln und Dämonen Umgang gehabt. Auch Daniel zählte zu ihnen. Sie wandte den Kopf und schaute wieder zum Fenster hinaus, auf das tiefdunkelblaue Wasser hinunter, das sich endlos gen Westen erstreckte. Die Sonne stand glühend rot über dem Meer am Horizont. An der Atlantikküste, wo Luce aufgewachsen war, hätte dies einen neuen Morgen bedeutet. Aber hier war es Abend, fast schon Nacht.
    »Du bist nicht von hier, oder?«, fragte ihr Sitznachbar.
    Als Antwort schüttelte Luce nur den Kopf. Sie schaute weiter zum Fenster hinaus. Bevor sie am Morgen Georgia verließ, hatte Mr Cole ihr noch ein paar Anweisungen gegeben. Vor allem dass sie sich möglichst unauffällig verhalten und wenig von sich preisgeben sollte. Den anderen Lehrern in Sword & Cross war mitgeteilt worden, dass ihre Eltern die Unterbringung ihrer Tochter in einer anderen Schule wünschten. Was eine Lüge war. Luces Eltern, ihre Freundin Callie und alle anderen, die sie kannten, glaubten, dass sie sich immer noch in Sword & Cross befand.
    Vor ein

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