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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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merkwürdigen Schauder, ganz tief in ihrem Innern. Sie sah noch, wie Cams Lippen sich leicht öffneten. Dann schloss sie die Augen.
    »Da seid ihr ja!« Eine atemlose Stimme riss Luce aus ihrer trägen Stimmung.
    Sie gab einen tiefen Seufzer von sich, schlug die Augen auf und sah Gabbe vor sich stehen, mit wippendem Pferdeschwanz und dem üblichen Zahnpastalächeln.
    »Ich habe schon überall nach euch gesucht.«
    »Und aus welchem Grund?«, fuhr Cam sie verärgert an, was ihm bei Luce gleich noch mehr Punkte einbrachte.
    »An den Friedhof hab ich natürlich zuallerletzt gedacht«,
quasselte Gabbe weiter und zählte an den Fingern ab: »Ich hab schon in euern Zimmern nachgesehen, dann unter der Tribüne, dann -«
    »Was willst du hier, Gabbe?«, unterbrach sie Cam genervt, wie man es bei Geschwistern macht oder bei Leuten, die man schon sehr lange kennt.
    Gabbe blinzelte einen Moment, dann kaute sie auf der Unterlippe herum. »Es war Miss Sophia«, sagte sie schließlich und schnippte mit den Fingern. »Ja. Sie hat sich total aufgeregt, als Luce nicht zum Unterricht gekommen ist. Hat was gemurmelt von wegen, was für eine vielversprechende Schülerin sie wäre und dieses ganze Zeugs.«
    Luce durchschaute dieses Mädchen nicht. Stimmte das, war Gabbe tatsächlich von Miss Sophia losgeschickt worden? Oder machte Gabbe sich über sie lustig, weil sie bei einer Lehrerin einen guten Eindruck gemacht hatte? Reichte es ihr nicht, Daniel um den Finger gewickelt zu haben - musste sie sich jetzt auch noch an Cam ranmachen?
    Gabbe musste doch spüren, dass sie Cam und Luce gerade kurz vor einem Kuss erwischt hatte, aber das schien sie nicht zu stören. Sie stand da, schaute sie mit ihren rehbraunen Augen an und wickelte sich eine blonde Strähne um den Zeigefinger. »Na, kommt schon«, sagte sie dann und streckte die Hände aus, um Luce und Cam hochzuhelfen. »Lasst uns zurückgehen.«

    »Lucinda, du kannst Station drei nehmen«, sagte Miss Sophia, als Luce, Cam und Gabbe in die Bibliothek kamen, und sah noch nicht mal von ihrem Blatt Papier auf. Kein Wo seid ihr gewesen ? Keine Strafpunkte für Zuspätkommen. Nur
Miss Sophia, wie sie immer war, die Luce an den Rechnern in der Bibliothek neben Penn platzierte. Als hätte sie noch gar nicht bemerkt, dass Luce gefehlt hatte.
    Luce warf Gabbe einen anklagenden Blick zu, aber die zuckte nur mit den Schultern und ihre Lippen fragten lautlos: »Was ist?«
    »Wo hast du denn gesteckt?«, fragte Penn, als sie sich neben sie setzte. Die einzige Person, die überhaupt bemerkt zu haben schien, dass sie fort gewesen war.
    Luce entdeckte Daniel, der hinter dem Computer an Station sieben verschwunden war. Von ihrem Platz aus konnte Luce nicht viel mehr als seine blonden Haare leuchten sehen, aber das reichte, um sie erröten zu lassen. Sie senkte den Kopf und versteckte sich hinter ihrem Bildschirm. Sie musste wieder an die Begegnung mit ihm in der Turnhalle denken. Wie gedemütigt sie sich da gefühlt hatte.
    Sogar nach dem Spaß, den sie gehabt hatten, und dem Lächeln auf ihren Gesichtern und dem Beinahe-Kuss zwischen ihr und Cam konnte sie nicht ausblenden, welche Empfindungen sie überwältigten, sobald sie Daniel sah.
    Und sie würden niemals zueinander finden.
    Denn das war der Kern dessen, was er zu ihr gesagt hatte, nachdem sie sich ihm mehr oder weniger an den Hals geworfen hatte.
    Diese Abfuhr hatte sie so tief verletzt, hatte sie so ins Herz getroffen, dass sie sicher war, alle um sie herum müssten mit einem Blick wissen, was zwischen ihr und Daniel vorgefallen war.
    Penn klopfte mit dem Stift ungeduldig auf Luces Tisch und wollte eine Antwort. Aber Luce wusste nicht, was sie ihr erzählen sollte. Ihr Picknick mit Cam war von Gabbe unterbrochen worden, bevor Luce so richtig begriffen hatte, was
da eigentlich passierte. Oder womöglich noch passieren würde. Aber wirklich eigenartig daran war, und das konnte sie erst recht nicht verstehen, dass all das mit Cam viel unwichtiger schien als die Begegnung mit Daniel in der Turnhalle.
    Miss Sophia stand vor den Computertischen und schnippte wie eine Grundschullehrerin mit den Fingern, damit alle ihr zuhörten. Ihre silbernen Armreife klirrten und klingelten wie Glöckchen.
    »Wenn irgendjemand von euch jemals seinen Stammbaum zurückverfolgt hat«, rief sie über die Köpfe und das Gequassel hinweg, »dann weiß er, welch kostbarer Schatz in den Wurzeln vergraben ist.«
    »Oh nein, bitte nicht«, flüsterte Penn. »Bloß nicht diese

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