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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Picknick verteilte. Luce staunte nur so, was er alles mitgebracht hatte: ein Vollkornbaguette, einen Camembert, ein Glas Oliven, gefüllte Eier und zwei Granny Smith. Das hatte er alles in seiner Tasche untergebracht? Und dabei hatte er doch nicht wissen können, dass sie hier zusammen ein Picknick machen würden. Hatte er das alles allein essen wollen?
    »Wo hast du das alles her?« Und während Luce so tat, als würde sie sich voll und ganz darauf konzentrieren, ein Stück Brot abzubrechen, fragte sie: »Mit wem hattest du eigentlich dieses Picknick geplant, bevor ich dir zufällig über den Weg gelaufen bin?«
    »Bevor du mir über den Weg gelaufen bist?« Cam lachte. »Ich kann mich kaum noch an mein trostloses, leeres Leben ohne dich erinnern.«
    Luce warf ihm einen leicht genervten Blick zu, um ihm klarzumachen, dass sie seine Bemerkung unglaublich klischeehaft fand … und nur ein klein wenig charmant. Sie legte sich auf die Decke, die Beine überkreuzt, und stützte sich auf den Ellenbogen. Cam saß ihr im Schneidersitz gegenüber, und als er hinter sie nach dem Käsemesser langen wollte, streifte sein Arm ihr Bein, erst wie zufällig, dann blieb
seine rechte Hand einen Augenblick auf ihrem Knie liegen. Er schaute sie an, als wollte er fragen: Darf ich oder hast du was dagegen?
    Als sie nicht zurückschreckte, nahm er ihr das Stück Baguette aus der Hand, strich etwas Camembert darauf und reichte es ihr zurück. Wieder legte er die Hand auf ihr Bein. Sie mochte es, wenn er sie berührte. Sie spürte gerne seine Nähe.
    »Ich fang mal mit der einfacheren Frage an«, sagte er schließlich und richtete sich auf. »Ich helfe ein paar Tage die Woche in der Küche aus. Das ist Teil der Vereinbarung. Sie haben nämlich Bedingungen gestellt, als ich wieder in die Sword & Cross aufgenommen werden wollte. Man erwartet von mir, dass ich ›der Gemeinschaft etwas zurückgebe‹.« Er verdrehte die Augen. »Ich find das da nicht mal so schlecht. Die Hitze macht mir nichts aus. Na ja, bis auf die Fettspritzer, die man manchmal abbekommt.« Er streckte die Unterarme aus, und Luce konnte auf der Innenseite viele winzige Narben erkennen. »Berufsrisiko«, sagte er betont lässig. »Aber dafür hab ich Zugang zur Vorratskammer.«
    Luce konnte nicht widerstehen, sie fuhr mit den Fingern über die leicht angeschwollenen, weißen Stellen auf seiner blassen Haut. Bevor sie sich für die intime Geste schämen konnte und die Hand wegzog, griff Cam danach und hielt sie fest.
    Luce blickte auf seine Finger. Es war ihr bisher nicht aufgefallen, wie sehr seine helle Haut ihrer glich. Ihre Blässe hatte Luce immer von den anderen um sie herum unterschieden, erst recht hier im Süden, wo alle einen sonnengebräunten Teint hatten. Das hatte sie oft schon verlegen gemacht. Und jetzt Cams Haut, sie war so strahlend, so auffallend weiß, beinahe metallisch schimmernd - und auf einmal wurde ihr
klar, dass sie selbst auf ihn womöglich genauso wirkte. Sie schauderte etwas und fühlte sich leicht benommen.
    »Ist dir kalt?«, fragte er.
    Als ihre Blicke sich kreuzten, wusste sie, dass er wusste, warum sie fröstelte. Jedenfalls nicht deshalb, weil ihr kalt war.
    Er rutschte auf der Decke näher und seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Bestimmt möchtest du jetzt von mir hören, dass ich dich vom Küchenfenster aus gesehen habe, wie du über das Gelände gekommen bist, und dass ich dann schnell das alles hier eingepackt habe, weil ich schon ahnte, du würdest nur allzu gerne mit mir hierherkommen und den langweiligen Unterricht schwänzen.«
    Wenn das Eis in ihrem Kaffee in der müden Septemberhitze nicht schon längst geschmolzen gewesen wäre, hätte sie es jetzt herausgefischt.
    »Und dass ich schon immer von einem romantischen Picknick geträumt habe«, fuhr sie fort. »Hier auf diesem unglaublich stimmungsvollen Friedhof?«
    »Hey.« Er fuhr mit dem Finger über ihre Unterlippe. »Das hast jetzt du gesagt, du hast die Romantik reingebracht.«
    Luce wich zurück. Er hatte recht. Sie hatte sich irgendwelche Sachen eingebildet, bereits das zweite Mal an diesem Tag. Sie bemühte sich angestrengt, nicht an Daniel zu denken, so sehr, dass ihr die Wangen davon brannten.
    »Ich mach nur Spaß«, sagte er kopfschüttelnd, als er den verstörten Ausdruck in ihrem Gesicht sah. »Merkt doch jeder.« Er blickte zu dem Truthahngeier hoch, der eine hohe weiße Statue umkreiste. »Das Paradies ist das hier nicht, ist mir schon klar«, sagte er und

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