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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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und diese Neugierde war seltsamerweise stärker, wenn er nicht körperlich anwesend war, weil sie sich dann nur wieder verlegen fühlte.
    Luce warf einen Blick auf den Zettel, die Fotokopie einer handgeschriebenen alten Karteikarte aus einem Bibliothekskatalog.
    Grigori, D.: Über das Wächteramt der Engel.
Theologisch-philosophische Betrachtungen zur Welt- und
Himmelsordnung. Seraphimdruck, Rom 1755
Signatur: R999.318 GRI
    »Klingt so, als wäre einer von Daniels Vorfahren ein italienischer Gelehrter gewesen«, sagte Penn.
    »Das hat er also gemeint«, flüsterte Luce. »Er hat mir erzählt, dass das Interesse für Religion in seiner Familie liegt. Das muss er damit gemeint haben.«
    »Ich dachte, er hat keine Familie«, sagte Penn. »Stand da nicht, dass er eine Waise ist?«

    »Aber Vorfahren muss er doch trotzdem gehabt haben, oder?«, erwiderte Luce. »Frag ihn bloß nicht danach! Sensibles Thema.« Sie fuhr mit dem Finger über den Buchtitel. »Was ist damit gemeint? › Wächteramt der Engel‹?«
    »Es gibt nur einen Weg, um das herauszufinden«, sagte Penn. »Obwohl uns das sicher noch leid tun wird, denn das hört sich ungefähr nach dem langweiligsten Buch auf der Welt an.« Sie wischte ihre verklebten Finger am T-Shirt ab. »Ich hab im Katalog nachgeguckt. Müsste im Regal stehen. Bedank dich später bei mir.«
    »Du bist großartig.« Luce grinste. Ihre Neugierde und ihr Kampfgeist hatten wieder die Oberhand gewonnen. Sie musste unbedingt sofort in die Bibliothek. Wenn irgendein Vorfahre von Daniel ein Buch geschrieben hatte, dann konnte es nicht langweilig sein. Zumindest nicht für Luce. Da bemerkte sie mit einem Mal, dass noch etwas in ihrer Hosentasche steckte. Die rote Schmuckschatulle von Cam.
    »Und was meinst du, sollte das hier bedeuten?«, fragte sie Penn, als sie miteinander die Steintreppe zur Bibliothek hochgingen.
    Penn zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht, welche Gefühle verbindest du denn mit Schlangen?«
    »Hass, Schmerz, Todesqual, Ekel, Paranoia«, listete Luce auf.
    »Vielleicht ist das so wie … ich hatte früher eine Höllenangst vor Kakteen, weißt du? Hab mich nicht in ihre Nähe getraut - lach nicht, hast du dich jemals an einem Kaktus gestochen? Der Stachel steckt tagelang in deiner Haut. Und dann, ja dann hat mein Vater mir mal zum Geburtstag elf Kakteen geschenkt. Zuerst wollte ich sie alle nach ihm schmeißen. Aber dann, weißt du, hab ich mich an sie gewöhnt. Ich bin nicht mehr total panisch geworden, sobald
ich auch nur in die Nähe eines Kaktus kam. Schlussendlich hat es funktioniert.«
    »Du willst also sagen«, fragte Luce, »dass das eigentlich ein richtig süßes Geschenk ist?«
    »Glaub schon«, sagte Penn. »Aber wenn ich gewusst hätte, dass er in dich verknallt ist, hätte ich ihm natürlich nicht unsere Privatkorrespondenz anvertraut. Tut mir leid.«
    »Keine Ahnung, ob er in mich verknallt ist«, meinte Luce, während sie die Goldkette über ihre Finger gleiten ließ und sich vorstellte, wie der Anhänger wohl bei ihr aussehen würde. Sie hatte Penn von dem Picknick auf dem Friedhof nichts erzählt - warum, wusste sie selbst nicht so genau. Es musste mit Daniel zu tun haben, und dass sie immer noch nicht so recht wusste, wie sie zu den beiden stand, für wen sie sich entscheiden würde, mal angenommen, sie hätte die Wahl.
    »Ha«, rief Penn. »So wie du das sagst, magst du ihn! Daniel zu betrügen! Ich komm bei dir und deinen Männern nicht mehr mit.«
    »Mach mal halblang. Bisher ist mit keinem von beiden wirklich was gewesen«, sagte Luce. »Glaubst du, Cam hat die Briefe gelesen?«
    »Wenn er es getan hat und dir trotzdem die Kette geschenkt hat«, antwortete Penn, »dann ist er wirklich in dich verliebt.«
    Sie betraten die Bibliothek. Die schwere Doppeltür fiel dumpf hinter ihnen zu. Das Geräusch hallte durch den stillen Raum. Miss Sophia saß hinter dem runden Informationsschalter im Lichtkegel einer Lampe und blickte von den Papierstößen auf ihrem Tisch hoch.
    »Oh, hallo, ihr beiden!«, sagte sie mit einem so freundlichen Lächeln, dass Luce gleich ein schlechtes Gewissen bekam, weil sie während des Unterrichts die meiste Zeit nicht
zugehört hatte. »Ich hoffe, euch hat mein kurzes Schattenspiel gefallen!« Ihre Stimme war ein weicher, melodischer Singsang.
    »Ja, sehr.« Luce nickte bestätigend, obwohl sich die Vorführung unerträglich in die Länge gezogen hatte. »Wir sind gekommen, weil wir für die Prüfung noch was nachlesen

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