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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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verwirrt im Klassenzimmer zurück, als Penn mit Luce aus dem Raum stürmte. Luce hielt es in dem leeren Schulgebäude keine Sekunde länger aus, ihr war in dem dunklen Korridor plötzlich unheimlich. Penns hastige Schritte neben ihr ließen vermuten, dass es ihr genauso erging. Sie huschten schnell die Treppe hinunter und ins Freie.
    Draußen war es finster und windig. Eine Eule rief weit oben in einer Palme. Als die beiden Mädchen unter den Eichen entlangeilten, die das Gebäude umstanden, fuhren ihnen die von den Ästen herabhängenden Flechten des Louisianamooses durch die Haare.
    »Vielleicht das nächste Mal?«, äffte Penn die Stimme von Luce nach. »Was sollte das denn?«
    »Ich wollte nur … ach, ich weiß nicht.« Luce hatte keine Lust, darüber zu reden, und wechselte schnell das Thema. »Das klang ja gerade ziemlich vornehm, Penn«, meinte sie dann lachend, als sie zusammen über das Schulgelände wanderten. »›Wir haben schon andere Pläne‹ … Ich dachte, du hättest dich auf der Party letzte Woche amüsiert?«

    »Wenn du dir mal die Zeit nehmen würdest, meine Korrespondenz mit dir zu lesen, dann wüsstest du, warum für uns wichtigere Dinge auf der Tagesordnung stehen.«
    Luce wühlte in ihren Hosentaschen und entdeckte die fünf M&Ms wieder, die sie mit Penn teilte. Penn meckerte zwar ein bisschen über die unhygienische Lagerung, was typisch für sie war, nahm sie aber trotzdem.
    Dann zog Luce die beiden Briefchen von Penn heraus und faltete den ersten auseinander. Es handelte sich um eine fotokopierte Seite, allem Anschein nach aus einer Akte des Schularchivs:
    Gabrielle Givens
Cameron Briel
Lucinda Price
Todd Hammond
VORHERIGER AUFENTHALT:
Im Nordosten, ausgenommen T. Hammond
(Orlando, Florida)
     
    Arriane Alter
Daniel Grigori
Mary Margaret Zane
VORHERIGER AUFENTHALT:
Los Angeles, Kalifornien
    Zu Lucindas Gruppe war vermerkt, dass alle vier am 15. September in der Sword & Cross aufgenommen worden waren. Die zweite Gruppe war bereits drei Jahre früher am 15. März in die Schule gekommen.
    »Wer ist Mary Margaret Zane?« Luce deutete auf den Namen.

    »Niemand anders als die tugendhafte Molly«, sagte Penn.
    Molly hieß mit Vornamen eigentlich Mary Margaret? »Kein Wunder, dass sie sich immer so aufführt«, meinte Luce. »Wo hast du das denn her?«
    »Aus einem der Kartons, die Miss Sophia in den Keller getragen hat«, antwortete Penn. »Sie muss das notiert haben. Das ist ihre Handschrift.«
    Luce blickte sie an. »Was hat das zu bedeuten? Warum sollte sie so etwas aufschreiben? Ich dachte, sie würden das Ankunftsdatum immer in der Akte des jeweiligen Schülers eintragen.«
    »Das tun sie auch. Ich verstehe es auch nicht«, sagte Penn. »Und vor allem, was soll das denn groß aussagen? Du bist zwar zufällig mit den anderen gekommen, aber ihr habt doch nicht viel gemeinsam.«
    »Ich hab mit denen überhaupt nichts gemeinsam, vor allem nicht mit Gabbe«, rief Luce. Schon wie Gabbe sie immer ansah, mit diesem gespielt unschuldigen Blick.
    Penn wirkte nachdenklich. »Andererseits … als Arriane, Molly und Daniel hier auftauchten, kannten sie sich schon. Ich glaube, sie kommen alle aus demselben Heim in L. A.«
    Irgendwo musste der Schlüssel zu Daniels Geschichte liegen. Ein Heim in Kalifornien, das konnte nicht alles sein. Es musste noch mehr über ihn herauszufinden sein. Aber wenn Luce an Daniels Reaktion dachte - das blanke Entsetzen in seinem Gesicht, als er vermutete, sie könnte irgendetwas Persönliches über ihn wissen wollen -, schien ihr alles, was Penn und sie da trieben, plötzlich unreif und völlig sinnlos.
    »Warum machen wir das eigentlich? Wonach suchen wir?«, fragte Luce.
    »Mir ist einfach nicht klar, warum Miss Sophia solche Informationen zusammenträgt und archiviert … Da fällt mir
ein, dass Miss Sophia am selben Tag wie Arriane, Daniel und Molly auf die Sword & Cross gekommen ist…« Penn sprach nicht weiter. »Wer weiß, vielleicht ist das ja alles nur ein Zufall. Weil im Archiv so wenig über Daniel zu finden war, hab ich mir jedenfalls gedacht, ich zeig dir alles, was mir zwischen die Finger gekommen ist. Deswegen hier das Beweisstück B.«
    Sie deutete auf den zweiten zusammengefalteten Zettel in Luces Hand.
    Luce seufzte. Die eine Hälfte von ihr wollte mit dieser Sucherei aufhören und sich keine Gedanken mehr über Daniel machen. Wie unruhig und verlegen auch immer sie sich dabei fühlte. Die andere, tatkräftigere Hälfte wollte mehr über ihn wissen …

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