Engelspakt: Thriller (German Edition)
so aus, als habe Scrimgeour von Anfang an geplant, den Kardinal in der Kirche vom Diesseits ins Jenseits zu befördern. Nur weshalb? Was war das Motiv? Rache? Und wenn ja, wofür? Was hatte sich in der letzten Nacht wirklich in der Santa Maria dell’ Orazione e Morte abgespielt? Und wie passte der Tod von Sarah Ciban dazu?
Mit Hilfe der Suchmaschine begann, Coelho über Sarah und ihren Tod zu recherchieren. Außer einem kurzen Hinweis, der aus zwei Anzeigen bestand, fand er jedoch nichts. Sarah Ciban hätte genauso gut nie existiert haben können. Andererseits hatte das Internet damals auch noch nicht den gleichen Stellenwert für Privatpersonen wie heute. Ja, nicht einmal über die Brenda-Thornton-Klinik und den Brand gab es übermäßig viele Berichte.
Als Nächstes tippte Coelho Cibans Namen einmal ohne und einmal mit dem Titel »Kardinal« ein und erzielte bei Letzterem über 80 000 Treffer, zuoberst ein Eintrag bei Wikipedia. Gab er den Namen Ciban jedoch in Verbindung mit dem Namen Scrimgeour ein, war die Trefferzahl gleich null. Über Alan Scrimgeour existierten etwa 6000 Einträge im Internet. Doch auch hier war in Kombination mit dem Namen Sarah Ciban nichts zu finden.
Was war, wenn er die Namen jeweils in Verbindung mit Scelpa eingab? Die Suchmaschine zeigte ihm schon nach weniger als einer Sekunde jeweils das Ergebnis: null.
Coelho sah ein, dass ihm das Internet in diesem Fall nicht von großer Hilfe sein würde. Er musste also an anderer Stelle weiterrecherchieren. Verbindungen hatte er zum Glück genug. Allerdings musste er dabei vorsichtig sein, damit sich seine und Ganzolis Wege nicht über Gebühr kreuzten.
46.
Ambrose beobachtete, wie die Psychologin, die auch Davids Tutorin war, Stück für Stück das Zimmer des Jungen unter die Lupe nahm. Selbst unter der Matratze schaute sie nach, bis sie schließlich in einem der Bücherregale das silberne Kreuz entdeckte, das einmal Aaren gehört hatte. Allerdings konnte sie nichts damit anfangen.
Natürlich hatte die Frau Ambrose, der sie zu Davids Zimmer begleitet hatte, nicht über den Zustand des Jungen aufgeklärt. Auch für sie war der Aufseher im grauen Kittel lediglich ein kleiner Angestellter der Sicherheitsabteilung, der gerade ausreichend viel Hirn besaß, um die Objekte zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass kein Unbefugter diesen Bereich des Instituts betrat.
Ambrose beschloss, das Risiko einzugehen und die Frau nach David zu fragen. Immerhin hatte er den Jungen als Aufseher mit betreut, weshalb es für die Lehrerin und Psychologin sicher nachvollziehbar war, wenn er sich nach dem Kind erkundigte. Möglicherweise war es sogar verdächtiger, wenn er sich gar nicht dafür interessierte.
»Wird der Junge durchkommen?«
Dr. Weiss betrachtete gerade eines von Davids Bildern und blickte nicht einmal auf, um Ambrose zu antworten. »Das hoffe ich doch, ansonsten wäre unsere ganze Arbeit mit ihm umsonst.« Dann wandte sie sich Ambrose doch noch zu. »Und Sie haben wirklich nichts bei dem Jungen entdeckt, als Sie ihn in diesem abwesenden Zustand aufgefunden haben?«
»Nein. Er lag einfach nur auf dem Bett und starrte die Decke an. Ich kann mir absolut keinen Reim darauf machen, Doktor Weiss.«
Die Psychologin gab sich anscheinend mit der Antwort zufrieden. Wahrscheinlich dachte sie, dass es besser so war, denn hätte Ambrose etwas Merkwürdiges entdeckt, wäre es für ihn nicht unbedingt von Vorteil gewesen. Wenn die feige, eingebildete Kuh jedoch auch nur geahnt hätte, dass Ambrose das Zeitungsfoto, das David in seinen verkrampften Fingern gehalten hatte, noch immer bei sich trug …
»Was haben wir denn da?«
Dr. Weiss zog ein Stück Papier aus einem der Lehrbücher hervor. Ambrose spürte ein leichtes Unwohlsein in sich aufsteigen, als die Psychologin das Papier auseinanderfaltete. Es war der Rest eines Zeitungsartikels, aus dem ein kleines Rechteck herausgeschnitten worden war. Am unteren Rand standen noch der Titel, die Nummer, der Jahrgang und die Seitenzahl.
Es war ein Artikel aus jener Zeitung, die Ambrose dem Jungen überlassen hatte!
Seinem ursprünglichen Plan nach hatte er sofort im Anschluss an seine Schicht, also sobald er in seinem Appartement in Rom angekommen war, klären wollen, wer der Mann auf dem Foto war. Dann hätte er die International Security Agency, die ihn als Single ohne familiären Anhang in die Klinik eingeschleust hatte, umgehend über die neuesten Entwicklungen im Institut informiert. Doch nun wurde
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