Engelspakt: Thriller (German Edition)
ihm diese Arbeit erleichtert.
Dr. Weiss überflog den Artikel, faltete das Papier wieder zusammen und bedachte Ambrose mit einem forschenden Blick. Doch der hatte längst wieder seinen gewohnt stupiden Gesichtsausdruck aufgesetzt.
47.
Catherine starrte Giada an.
»Diesen Weg hier«, Giada deutete auf die dreidimensional wirkende Karte, »lege ich, mit Ausnahme der Wochenenden, jeden Morgen zurück, und er führt mich genau hierhin!«
Alle hörten ihr gebannt zu, als sie auf ein ganz bestimmtes hohes und großes Gebäude deutete, aber keiner verstand, worauf die alte Nonne hinauswollte.
»Hier«, sie tippte mit dem Finger auf den modernen Flachbildschirm, was Rebekah ganz und gar nicht zu behagen schien. »Genau hier liegt das Appartement Seiner Eminenz.«
Dort war Cibans Wohnung? Catherine hielt kurz den Atem an. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung gehabt, dass sie so unglaublich nahe bei Ciban wohnte. Kein Wunder, dass Coelho und Giada auf den unsinnigen Gedanken verfallen waren, zwischen ihm und ihr könne mehr als nur kollegiale Freundschaft bestehen. Ihre Wangen färbten sich leicht rot, als hätte jemand sie auf frischer Tat ertappt. Was, wenn man ihr ihre Gefühle für den Kardinal auch noch ansah? Himmel, wie naiv sie bisweilen in diesen Dingen war!
»Dann ist Kardinal Cibans Wohnung also unser nächstes Ziel?«, hörte sie Rinaldo fragen.
Zu Catherines Erleichterung schien keiner der Anwesenden ihre peinliche Verlegenheit zu bemerken. Alle starrten wie gebannt auf den Bildschirm.
»So sieht es aus«, bestätigte Giada. »Sehr gut gemacht, Rebekah.« Dann wandte sie sich an Catherine. »Sie hatten mit Ihrer Ahnung recht, Schwester. Die Zahlen sollten uns zu dem Ort führen. Der Text wird uns nun zu dem leiten, was wir dort finden sollen. Und sollte es nicht ganz so einfach sein … Rebekah, du bleibst hier und versuchst den Text weiter zu entschlüsseln.«
Die Novizin nickte eifrig. Sie schien kein bisschen darüber enttäuscht zu sein, nicht an der Außenmission teilnehmen zu dürfen. Ihr Jagdrevier war ganz und gar der virtuelle Raum.
Catherine fragte: »Und wie sollen wir unbemerkt in die Wohnung Seiner Eminenz gelangen? Sie wird sicher überwacht, und wenn wir dort einfach so zu dritt auftauchen und hineinspazieren …«
»Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein«, erwiderte Giada. »Erstens habe ich einen Schlüssel, und zweitens nehmen wir natürlich den Schleichweg.«
In diesem Moment ertönte lautstark ein klassischer Telefonklingelton und ließ alle zusammenzucken. Catherine griff in die Handytasche ihres Parkas und zog das kleine Mobiltelefon heraus. Die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Dennoch entschied sie, das Gespräch anzunehmen.
»Ja?«, meldete sie sich vorsichtshalber ohne Namen.
»Coelho hier, Schwester. Erinnern Sie sich noch an die beiden goldenen Ringe, die ich Ihnen vor ein paar Stunden gezeigt habe?«
»Wie könnte ich die vergessen.«
»Ich muss dringend mit Ihnen reden. Ich habe da eine Spur.«
Catherine zögerte, aber dann entschied sie, dass für Zögerlichkeiten keine Zeit war. »Gut. Am besten, ich komme in den Vatikan.«
»Nein. Das ist im Augenblick zu gefährlich. Ich hatte ein Gespräch mit Inspektor Ganzoli. Es wird langsam eng für Seine Eminenz. Die Indizien lassen sich leider hervorragend gegen ihn verwenden.«
»Das klingt nicht gut.«
»Nein. Das tut es ganz und gar nicht.«
»Welchen Treffpunkt schlagen Sie also vor?«
»Kardinal Cibans Wohnung. Ich werde Schwester Giada bitten, uns hineinzulassen.«
Es gelang Catherine, ihre Verblüffung unter Kontrolle zu halten. Fast hätte sie hysterisch aufgelacht. Was für eine Ironie des Schicksals. Alle Wege führten nach Rom oder vielmehr zu Cibans Appartement. »Sie denken, das ist ein geeigneter Treffpunkt?«
»Ich hoffe, dort etwas zu finden, das mir bei meiner Spurensuche weiterhilft, Schwester. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Können Sie in einer halben Stunde vor Ort sein?«
»Das müsste zu schaffen sein. Aber ich werde nicht allein kommen.«
»Das heißt?«
»Auch wir verfolgen gerade eine Spur.«
»Wir?« Coelho zögerte. »Wer ist wir , Schwester?«
»Sparen Sie sich Ihr Telefonat mit Schwester Giada und lassen Sie sich einfach überraschen.«
»Sie machen wohl einen Scherz?«
»Oh nein. Wir sehen uns in einer halben Stunde.« Catherine beendete das Gespräch und spürte die perplexen Blicke der anderen auf sich ruhen.
»Keine Sorge, wir erhalten Verstärkung. Es gibt eine
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