Engelsrache: Thriller
zu inspizieren.
»Warum haben Sie das Foto hier gemacht?«, fragte ich und hielt das Angel-Foto in die Höhe. »Und wieso haben Sie es zu den Beweismitteln genommen?«
»Was glauben Sie wohl, weshalb ich das Foto gemacht habe? Schauen Sie sich das Mädchen doch an. Jemand hat ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst. Natürlich zeigen wir das Foto den Geschworenen.«
»Und können Sie auch beweisen, dass der Bluterguss etwas mit dem Mord an Tester zu tun hat? Und wenn das Mädchen nun auf einer Bananenschale ausgerutscht ist?«
»Dazu kann sie sich ja im Zeugenstand äußern.«
»Falls der Richter das Foto als Beweismittel zulässt.« Ich ließ das Foto wieder auf den Tisch fallen. »Ich werde jedenfalls beantragen, das Bild nicht zuzulassen.«
»Sehen Sie?«, sagte Landers. »Genau das meine ich. Dieses Foto ist zwei Tage nach dem Mord entstanden. Wir haben Haare des Mädchens an der Leiche gefunden, und sie hat ganz zufällig einen Bluterguss im Gesicht. Daraus ergibt sich logischerweise eigentlich der Schluss, dass sie sich das Veilchen im Kampf mit dem Mordopfer zugezogen hat. Aber dann kommt so ein Arschloch wie Sie daher und versucht, den Geschworenen dieses wichtige Beweisstück vorzuenthalten.«
»Ist das alles, was Sie haben?«, sagte ich. »Ich sehe hier ein paar Fotos von Tester, ein Foto, das aussieht wie ein schrumpeliger Penis, ein Foto von Angel, ein paar Haare, einige Laborberichte und einen Bankauszug, der belegt, dass Tester aus dem Geldautomaten in dem Strip-Club Geld abgehoben hat. Ist das alles?«
»Das dürfte immerhin ausreichen, um die kleine Schlampe des Mordes zu überführen.«
»Das reicht nicht mal aus, um sie wegen Tätlichkeit zu verurteilen.«
»Das höre ich gerne«, sagte Landers. »Sie können offenbar nicht anders denken.«
»Dass die Staatsanwaltschaft in einem großen Mordprozess so wenige stichhaltige Beweise vorlegt, habe ich noch nie erlebt.«
»Seit wann ist ein DNS-Nachweis nicht stichhaltig?«
»Angels Haar ist wahrscheinlich an dem Mann hängen geblieben, als er sie in dem Club begrapscht hat«, sagte ich.
»Vielleicht. Sie können ja versuchen, das den Geschworenen zu verkaufen, allerdings haben wir die Haare an der unbekleideten Leiche sichergestellt.«
»Das reicht nicht aus.«
»Unsere Zeugin hat ausgesagt, dass Ihr Mädchen und diese Barlowe den Club an dem Abend direkt nach dem späteren Mordopfer verlassen haben. Die beiden waren die letzten Menschen, die den Mann lebend gesehen haben.«
»Ihre Zeugin ist eine lügende Prostituierte mit einen Drogenproblem.«
»Und Ihre Mandantin ist eine geheimnisumwitterte Frau, die in einem Strip-Club gearbeitet hat. Eine Fremde. Nicht hier aus der Gegend. Die Geschworenen werden sie nicht gerade lieben, erst recht nicht, wenn sie das Veilchen in ihrem Gesicht sehen.«
»Sie haben weder eine Mordwaffe noch ein Motiv.«
»Darauf können wir verzichten. Wir haben genügend handfeste Indizien, um eine Verurteilung zu erreichen. Und wissen Sie, was? Bis das Verfahren vorbei ist, werden sich ohnehin noch neue Erkenntnisse ergeben.«
»Es gibt bereits neue Erkenntnisse. Sie haben doch, glaube ich, heute früh mit einem gewissen Virgil Watterson gesprochen, nicht wahr?«
Landers schwieg einige Sekunden.
»Wie, zum Teufel, haben Sie denn das erfahren?«
»Er hat mich zuerst angerufen und mir erzählt, was er damals in der Nacht auf der Brücke gesehen hat. Er glaubt, dass Sie die falsche Person verhaftet haben. Deshalb hat er sich gemeldet. Ich habe ihm geraten, er soll Sie anrufen und Ihnen erzählen, was er gesehen hat, damit Sie Ihr Vorgehen korrigieren können. Nachdem er mit Ihnen gesprochen hat, hat er mich noch mal angerufen und gesagt, dass Sie offenbar an seinen Angaben kein Interesse haben. Hätte ich mir eigentlich denken können.«
»Auf den Mann ist doch kein Verlass. Sonst hätte er nicht zwei Monate gewartet, bevor er sich bei uns meldet.«
»Er möchte nicht, dass seine Frau davon erfährt.«
»Es war stockdunkel in der Nacht und schon nach Mitternacht. Bei den Lichtverhältnissen kann er unmöglich jemanden erkannt haben.«
»Er hat Erlene gesehen. Sie war allein. Außerdem hat er die Corvette gesehen. Das stimmt übrigens auch mit Julie Hayes’ Aussage überein. Was ist mit euch los? Warum ermittelt ihr eigentlich nicht gegen Erlene Barlowe?«
»Das geht Sie einen Scheißdreck an. Ich kann auf Ihren Rat gut verzichten.«
»Dann wollen Sie Wattersons Angaben also einfach unter den Tisch fallen
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