Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
Vom Netzwerk:
lassen?«
    »Was heißt hier unter den Tisch fallen lassen. Was mich betrifft, hat der Kerl nicht mal angerufen.«
    Ein kurzes Klopfen an der Tür, dann kam der Polizeibeamte Harold »Bull« Deakins herein, einer von Landers’ berüchtigten Saufkumpanen.
    Deakins trug seinen Spitznamen völlig zu Recht. Er hatte so breite Schultern, dass er fast im Türrahmen stecken blieb.
    »Man hat mir gesagt, dass ich dich hier finde«, sagte er zu Landers, der mich immer noch wütend anstarrte. Ich hielt seinem Blick unbeirrt stand. Deakins blieb abrupt stehen. »Alles in Ordnung hier bei euch?« Auch seine Frage vermochte die Atmosphäre nicht zu entspannen.
    »Ich habe Ihren Kumpel gerade gefragt, wieso er eigentlich unschuldige Leute einsperrt«, sagte ich, ohne den Blick von Landers abzuwenden. Der starrte wütend zurück.
    »Watterson hat Erlene damals in der Nacht auf der Brücke gesehen. Sie war allein. Von meiner Mandantin war weit und breit nichts zu sehen. Sie wissen doch genau, was das bedeutet.«
    »Das bedeutet einen Scheißdreck. Dieser Watterson hat sich doch bloß auf Ihr Betreiben hin bei uns gemeldet. Soweit ich weiß, haben Sie ihn sogar für die Aussage bezahlt, dass er auf der Brücke eine Corvette gesehen hat.«
    »Entschuldigung«, sagte ich, »so ein Verhalten würde eher zu Ihren Gepflogenheiten passen.«
    »Wissen Sie, was, Dillard? Sie verschwenden hier Ihre Zeit. Mein Job ist es lediglich gewesen, diesen Mordfall aufzuklären und den Täter festzunehmen, und genau das habe ich getan. Jetzt muss ich nur noch vor Gericht aussagen und dafür sorgen, dass Ihre Mandantin bekommt, was sie verdient hat – eine beschissene Giftspritze, die sie ins Jenseits befördert.«
    Er fing an, seine Sachen wieder in die Schachtel zu räumen, während sich Deakins drohend hinter mir aufbaute. Ich wandte mich zum Gehen. In der Tür blieb ich noch mal stehen und sah Landers an. Er stand mit seiner Schachtel am Tisch und blickte in meine Richtung.
    »Sie ist unschuldig«, sagte ich. »Sie hat keinem Menschen etwas Böses getan.«
    Er hob kaum merklich die Schultern. Was war das? Ein Achselzucken?
    »Verstehen Sie? Sie hat keinem Menschen etwas Böses getan.«
    Das wusste er so gut wie ich. Ja, der Dreckskerl war ganz genau im Bilde. Er richtete den Blick wieder auf den Tisch, und ich ging zur Tür hinaus.
    25. Juni
    13:00 Uhr
    Ich hatte Angel bis dahin ein Mal pro Woche im Gefängnis besucht und mit ihr vor allem über private Dinge gesprochen. Die eigentlichen, heiklen Fragen hatten wir bis dahin beiseite gelassen. Allerdings hatte sie mir bereits geschildert, was ihrer Meinung nach in der Mordnacht passiert war. Doch nun war es an der Zeit, dass sie mir etwas mehr über ihren persönlichen Hintergrund erzählte. Anfangs hatte sie auf meine Fragen eher ausweichend geantwortet, aber nach einigen Begegnungen brachte sie mir schließlich so viel Vertrauen entgegen, dass sie mir ihren richtigen Namen nannte und mir wenigstens sagte, woher sie kam.
    Diese Informationen gab ich an Diane Frye weiter, die schon seit Wochen Recherchen für mich anstellte. Außerdem schickte ich Tom Short dreimal zu Angel ins Gefängnis. Tom war gelegentlich als psychiatrischer Sachverständiger für mich tätig. An diesem Tag hatte ich für den Nachmittag mit beiden – Diane und Tom – Termine vereinbart.
    Diane war in der Zwischenzeit in Oklahoma und Ohio gewesen, hatte dort Zeugen befragt und amtliche Dokumente studiert. Ich war gespannt, was sie mir zu erzählen hatte. Als ich hereinkam, war der Tisch in meinem Besprechungszimmer schon mit Papieren übersät.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich doch glatt auf die Idee kommen, dass Ihre Kleine ein Phantom ist«, sagte sie in ihrer Tennessee-typischen schleppenden Sprechweise. Trotz ihrer fast sechzig Jahre hatte sich Diane blonde Strähnchen in das hellbraune Haar färben lassen. Sie trug ein leuchtendes orangefarbenes Fan-Shirt der Tennessee Volunteers und Khakishorts. Ihre klobigen Knie und die Krampfadern an ihren Waden waren deshalb deutlich zu sehen. Ihre Füße steckten in ebenfalls orangefarbenen hohen Basketballschuhen. Sie sah mich mit ihrem breiten Grinsen an.
    »Das Mädchen hat weder eine Sozialversicherungsnummer noch einen Führerschein, sie hat keine Schule besucht, und einen Bankkredit hat sie offenbar auch nie in Anspruch genommen – Fehlanzeige. Das heißt, von Amts wegen gibt es sie eigentlich gar nicht. Allerdings habe ich mit einigen Leuten gesprochen und

Weitere Kostenlose Bücher