Engelsschmerz
von dem Buch erzählte.“
„Hat er?“ Ich muss grinsen, was Gabriel überhaupt nicht lustig findet, seinem folgenden und finsteren Blick nach zu urteilen, den er Aiden zuwirft. „Wie?“
„Nun ...“
„Aiden!“, unterbricht Gabriel Aiden verärgert. „Seit wann erzählst du Kindern immer die Wahrheit?“
„Seit du versucht hast, Elias mit unfairen Mitteln für dich einzunehmen, was ich niemals erlaubt hätte, und das solltest du eigentlich wissen. Wir kennen uns lange genug. Elias ist mein Schützling, und er wird es bleiben. Du bekommst ihn nicht, Gabriel. Nicht mal mit deinen hinterhältigen Tricks.“
„Es war kein Trick, ihm eine Möglichkeit in die Hand zu geben, selbst eine Wahl zu treffen.“
„Ach? Und was hat die ihm gebracht? Sieh ihn dir an. Es ist Elias' Glück, dass Michael eingewilligt hat, ihm noch eine Chance zu geben.“
„Ich würde ihm eine Million Chancen gegeben“, hält Gabriel entschlossen dagegen und treibt Aiden damit nur noch mehr auf die Palme.
„Damit du ihn dir unter den Nagel reißen kannst, so wie alle deine Todesboten, die du verführt hast?“
„Es war seine freie Entscheidung!“
„Es wäre Elias' freie Entscheidung gewesen, wenn er gewusst hätte, dass du als oberster Befehlshaber deiner Todesengel die Macht besitzt, ihm ein Leben in dieser Teufelstruppe anzubieten. Aber das hast du wohlweislich verschwiegen, weil es nämlich Elias' einzige Möglichkeit gewesen wäre, sein Dasein als Geist zu beenden!“
„Und? Ich hätte bekommen, was ich wollte. Wenn du zu feige bist, ihm die Wahrheit über das Buch zu sagen, ist das nicht mein Problem.“
„Du weißt ganz genau, warum wir nicht über dieses Buch sprechen!“
„Wie gesagt, nicht mein Problem.“
Aiden knurrt vor Ärger und ich bekomme Gänsehaut. Was ist hier eigentlich los? Ich weiß ja, dass Todesengel und Wächter nicht gut miteinander auskommen, aber langsam übertreiben die beiden ein bisschen, finde ich. Es fehlt nur noch, dass sie mit den Fäusten aufeinander losgehen. Bei meinem Glück stehe ich dabei zufällig im Weg und kriege den ersten Schlag ab.
Augenblick mal. Ich sehe verblüfft zwischen Gabriel und Aiden umher, die sich immer noch streiten, aber gerade von vernünftigen Argumenten zu Beleidigungen gewechselt sind. Sie kommen mir vor wie kleine Kinder, die sich um den nächsten Lolli zanken. Der dann wohl ich bin. Mir bleibt der Mund offenstehen. Das kann nicht sein. Nein, ich irre mich. Und was, wenn nicht?
„Äh …“, mache ich mich bemerkbar und beide sehen mich an. „Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber streitet ihr euch um mich?“
„Schon seit deiner Geburt“, antwortet Gabriel und lacht, als Aiden flucht und ich ihn fassungslos anstarre. „Elias, wir sind uralt, wissen fast alles und warten unser unsterbliches Leben lang auf den einen, die eine oder meinetwegen auch zwei, die an unsere Seite gehören. Und du bist dieser eine für uns. Deswegen will ich dich und darum will Aiden dich.“
Dazu fällt mir nun wirklich nichts Vernünftiges ein. „Ihr seid ja verrückt.“
Gabriel zuckt amüsiert mit den Schultern. „Es ist, wie es nun mal ist. Gewöhn' dich daran und entscheide dich, Elias. Ich bin kein sehr geduldiger Engel“, erklärt er und breitet mit einem überheblichen Grinsen die Flügel aus, als ich ihn finster anschaue. „Und ohne eingebildet zu sein, ich bin die bessere Wahl.“
„Arroganter Arsch!“, rufe ich ihm nach, als er lachend in den Nachthimmel entschwindet, und sehe danach verärgert zu Aiden. „Wenn du mir jetzt auch noch etwas von besserer Wahl erzählst, setzt es was.“
Aiden grinst, dann schüttelt er den Kopf. „Ich habe kein Recht dazu. Du musst selbst wählen, Elias, das kann ich dir nicht abnehmen. Und jetzt, wo du weißt, dass wir dich wollen, musst du dich entscheiden.“ Aiden breitet die Flügel aus und streckt mir eine Hand entgegen. „Ach übrigens, Gabriels Ungeduld ist meiner ebenbürtig, und nun lass' uns gehen. Es wird Zeit.“
Ich greife verärgert nach seiner Hand. „Sag' mal, ist Gabriel oder dir eigentlich nie in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht gar keinen von euch will?“
„Wir haben die Ewigkeit Zeit, Elias. Irgendwann wirst du eine Wahl treffen.“
Das schlägt ja wohl dem Fass den Boden aus. „Du bist genauso arrogant wie Gabriel.“
Statt zu antworten lacht Aiden und umschließt meine Finger mit seinen, bevor er mich an sich zieht und wir uns zusammen in die Luft erheben. Ich ignoriere
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