Engelsschmerz
müssen.
„Was kann ich tun, Aiden? Wie können wir helfen?“
„Wir?“, fragt er mürrisch und vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter, wo er wiederholt seufzt, doch dieses Mal ist es ein resignierter Laut. „Woher willst du wissen, dass er genauso darüber denkt?“
„Weil ich es tue“, antwortet Gabriel hinter mir und Aiden drückt mich fester an sich, als ich über meine Schulter sehe. Gabriel setzt sich eben auf und betrachtet uns. „Ich müsste eifersüchtig sein, aber ich bin es nicht. Ich nehme an, was das Schicksal für uns bestimmt hat, Aiden. Warum tust du es nicht?“
„Du bist ein Bote des Todes.“
„Und du ein Wächter, der zwischen mir und Elias steht. Es gefällt mir nicht, aber ich verurteile dich nicht dafür. Wie steht es mit dir?“
„Ich wollte, dass er mir gehört.“
„Das hast du nicht zu entscheiden.“
„Soll ich ihn dir etwa überlassen?“
Gabriel verdreht sichtlich genervt die dunklen Augen zur Decke und sieht mich auffordernd an. Das macht er immer, wenn er bei Aiden nicht weiter kommt, was recht häufig der Fall ist. Die zwei sind so verschieden, dass ich mich jedes Mal aufs Neue darüber wundere, dass uns das Schicksal in dieser Konstellation zusammengeführt hat. Aber es funktioniert … wenn auch momentan nur für Gabriel und mich.
„Niemand wird hier irgendwem überlassen, Aiden“, sage ich leise und tadelnd. „Und hört auf, über mich zu reden, als wäre ich nicht im Raum.“
„Wächter“, murrt Gabriel abfällig und kassiert dafür einen wütenden Blick von mir, wonach er sich seufzend wieder hinlegt. „Meine Güte, Elias, ich stelle mich doch auch nicht so an.“
„Gefühlloser Todesbote“, knurrt Aiden und bekommt dafür meinen Ellbogen in die Seite.
„Schluss damit! Alle beide!“
Gabriel schlägt die Bettdecke zurück und steht auf. Er ist nackt. Ich hatte vergessen, dass er unbekleidet schläft. Schluckend mustere ich ihn. Er sieht zum Anbeißen aus. Lange, muskulöse Beine, ein umwerfender Rücken und dann dieser knackige Hintern mit den beiden niedlichen Grübchen, die ich gerne küsse. Gabriel zuckt jedes Mal zusammen, wenn ich es tue. Seine Haut ist an der Stelle unglaublich weich, ich liebe das.
Aiden stöhnt an meinem Ohr kaum hörbar auf. Ich werfe ihm einen irritierten Blick zu, doch bevor ich etwas dazu sagen kann, wendet er sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck von Gabriel ab. Aber da ist es längst zu spät. Ich kann an meinem Oberschenkel seine Erregung deutlich fühlen, gegen die er mit aller Macht kämpft, das beweisen seine fest zusammengebissenen Zähne und die Anspannung in seinem Körper.
„Du willst ihn“, rutscht mir heraus, weil es das erste Mal ist, dass er so offensichtlich auf Gabriel reagiert, und wenn ich nicht völlig falsch liege, ist das ein Teil seines Problems.
Ich höre Gabriel auf nackten Füßen näherkommen und hebe eine Hand, ohne ihn anzusehen. „Warte.“
„Warum? Wenn er mich will ...“
„Gabriel!“ Ich werfe ihm einen verärgerten Blick zu. „Verdammt, lass' dieses Machogetue sein und führ' dich nicht immer auf wie ein Elefant im Porzellanladen.“
„Ich führe mich nicht auf, ich bin so“, kontert Gabriel trocken und tritt an meine Seite, um Aiden durchs Haar zu streicheln. „Und er weiß das. Wir kennen uns seit tausend Jahren, eher mehr, wer zählt schon mit? Aiden weiß, wie ich bin, genau das zieht ihn an. Nicht wahr, Aiden? Oder glaubst du wirklich, ich hätte deine Blicke nicht gesehen?“
„Und was ist mit deinen Blicken?“, zischt Aiden und hebt abrupt den Kopf, um Gabriel mit seinen hellblauen Augen anzustarren. Er kocht vor Wut. „Du ziehst mich schon seit Jahren mit deinen schwarzen Augen aus. Du nimmst dir, was du willst, ohne Rücksicht auf Verluste. Du bist ein Todesengel. Arrogant, eingebildet, vorlaut, launisch, hochnäsig und von dir selbst eingenommen.“
„Und du bist ein Wächter. Über alles erhaben, hältst dich für etwas Besseres ...“
„Das ist doch gar nicht wahr“, unterbricht Aiden Gabriel verärgert und schlägt dessen Hand beiseite.
Ich nutze die sich mir bietende Gelegenheit, um von Aidens Schoß aufzustehen und einen Sicherheitsabstand zu den beiden einzunehmen. Hier fliegen nämlich gleich wieder die Fetzen, was langsam einfach nur noch nervig ist, muss ich zugeben. Dabei kann ich Aiden verstehen. Es ist mit Sicherheit nicht leicht, seinen Glauben nach tausenden von Jahren aufzugeben, weil das Schicksal es so will.
Gabriel und
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