Engelsschmerz
mich hat in der Hinsicht auch niemand gefragt, und ich bin froh, dass es die beiden geworden sind. Die Vorstellung mit einem Menschen, oder in meinem Fall Engel, verbunden zu sein, der absolut nicht der eigene Typ ist … Nein, darüber will ich gar nicht nachdenken, und wäre Gabriel nicht Aidens Typ, würde er auf ihn nicht körperlich reagieren.
Wir können es schaffen, ich muss nur endlich einen Weg finden, die uralte Feindschaft zwischen Gabriel und Aiden zu durchbrechen. Michael sagte zu mir, ich wäre das Bindeglied zwischen ihnen, und genau das muss sich doch nutzen lassen können, nur wie?
Als Gabriel Aiden einen Feigling nennt, verkneife ich mir ein enttäuschtes Seufzen und greife nach meiner Hose, um mich anzuziehen und mir in der Küche einen Kaffee machen zu gehen. Wir sind Engel und damit wohl irgendwie tot, aber das bedeutet nicht, dass wir einen guten Kaffee oder eine leckere Pizza nicht zu schätzen wüssten. Obwohl wir weder das eine noch das andere bräuchten.
Engel essen und trinken rein aus Genuss, aber wenn ich den beiden Sturköpfen da oben schon weiter zuhören muss, will ich wenigstens einen duftenden Kaffee in der Hand haben.
„Manchmal könnte ich ihn ...“
Gabriel schenkt sich den Rest seines Fluchs, als er zu mir in die Küche tritt, den Kaffee sieht und genießerisch seufzt. Hatte ich schon erwähnt, dass wir beide totale Kaffeejunkies sind? Aiden hingegen kann Kaffee nicht ausstehen, mordet allerdings für Schokolade. Natürlich rein hypothetisch gesehen. Aiden würde keiner Fliege etwas zuleide tun, wenn er nicht muss. Gabriel hingegen … lassen wir das.
Ich betrachte Gabriel nachdenklich, wie er mit der Tasse vor mir am Küchentisch lehnt, während ich mir die Theke in meinem Rücken als Stütze gesucht habe. Er ist ein Riese mit seinen zwei Metern Körpergröße, und er ist, da hat Aiden recht, ein arroganter und eingebildeter Arsch.
Genau da liegt Aidens Problem mit Gabriel, wird mir plötzlich in einer Klarheit bewusst, dass ich aufstöhne. Wieso habe ich das nicht früher begriffen? Aiden schützt die Jüngeren, das ist seine Aufgabe im Himmel. Er sorgt für Ordnung in den Reihen der Schutzengel. Aiden ist wie ein Vater, der sich um seine Kinder sorgt.
Gabriel ist das Gegenteil. Immer auf seinen Vorteil bedacht, den er eiskalt ausnutzt, wenn sich dafür eine Möglichkeit ergibt, wie es bei mir der Fall war. Gabriels rüde Art bringt Aiden regelmäßig auf die Palme, aber trotzdem will er ihn. Kein Wunder, dass Aiden dagegen ankämpft wie ein Löwe.
„Was geht dir durch den Kopf?“, fragt Gabriel und grinst mich über seine Kaffeetasse hinweg an. „Es ist Aiden, oder? Du hast begriffen, warum er mir ständig an die Gurgel geht.“
Ich sehe ihn verblüfft an. „Du weißt es?“
Gabriel lacht und nickt dabei. „Oh ja. Was glaubst du, wie lange ich Aiden beobachte? Er war schon verrückt nach mir, da gab es deine Familie auf der Erde noch gar nicht.“
Dieser Mistkerl ist unmöglich und im Moment bin ich derjenige, der Gabriel erwürgen will. Ich belasse es bei einem empörten Schnaufen. „Du bist so eingebildet.“
„Ich weiß“, kontert Gabriel hörbar belustigt. „Aber so bin ich und Aiden wird damit klarkommen. Irgendwann. Wir sind unsterblich, schon vergessen? Ich warte seit Jahrhunderten auf ihn, da kommt es auf ein paar Jahre mehr oder weniger nicht an.“
Mir bleibt im ersten Moment der Mund offenstehen, weil offensichtlich ist, was er mit seinen Worten sagen will. „Du liebst ihn.“
„Jup“, stimmt Gabriel mir salopp zu und tritt neben mich an die Kaffeemaschine, um sich nachzuschenken. „Schon seit er mir den Hals gerettet hat, als ich noch ein kleiner Bengel war und ständig meine Nase in Sachen gesteckt habe, für die ich eindeutig zu jung war. Aber da es gegen unsere Gesetze verstieß, einen Wächter zu lieben, habe ich meine Gefühle unterdrückt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als du uns erzählt hast, was Michael dir gesagt hatte.“
Nein, das kann ich tatsächlich nicht. Aber es erklärt Gabriels verstecktes Lachen an jenem Tag. Meine Offenbarung muss für ihn wie ein Sechser im Lotto gewesen sein. Trotzdem hält er sich seit Monaten für Aiden zurück, und das ist eine Seite an ihm, die mir verdammt gut gefällt und die beweist, dass Todesengel sehr wohl Gefühle haben. Ich wünschte, Aiden könnte Gabriel jetzt sehen.
„Er ist ein Wächter. Ich dachte, sie kümmern sich nur um die Schutzengel“, sage
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