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Engelsschmerz

Engelsschmerz

Titel: Engelsschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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dicht an sich und presst seinen Mund auf Aidens Lippen, erstickt damit dessen überraschtes Keuchen. Ich starre sie ungeniert an, denn ich will auf keinen Fall etwas verpassen. Ich weiß wie Gabriel küsst, und Aidens erstauntem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist mein Wächter gegen Gabriels heiße Lippen nicht immun. Im Gegenteil. Er stöhnt und drängt sich unkontrolliert an Gabriel, um im nächsten Moment zusammenzuzucken.
    Gabriel weicht von Aiden zurück, als der anfängt ihn von sich zu schieben, doch Aidens heftiger Atem, seine geröteten Wangen und vor allen Dingen seine roten und geschwollenen Lippen sprechen eine deutliche Sprache.
    „Das ist es, was ich für dich empfinde. Merk' es dir, denn ich werde dich wieder küssen, verlass' dich darauf“, sagt Gabriel und verlässt die Küche. Kurz darauf fällt die Haustür hinter ihm zu und Aiden lehnt sich nach Luft ringend gegen den Türrahmen, während er mir einen fassungslosen Blick zuwirft.
    Ich zucke mit den Schultern und stelle Gabriels Tasse auf die Theke. „Was hast du denn erwartet? Dass du mit deinem Gezicke dauerhaft bei ihm durchkommst?“
    „Gezicke?“, fragt Aiden verärgert, aber damit wird er heute nicht bei mir durchkommen, denn ich bin es leid.
    „Ja, Aiden, genau das ist es. Gezicke. Du warst hart, als er aus dem Bett gestiegen ist. Du willst ihn. Und das garantiert nicht erst seit vorhin.“ Ich trinke den Kaffee aus und räume meine und Gabriels Tasse in die Spüle, bevor ich zu Aiden gehe, dessen Blick jetzt grübelnd auf den Boden gerichtet ist. „Unsere Bindung mag ja von Michael vorhergesehen worden sein, aber sie wird nur funktionieren, wenn du endlich damit aufhörst, Gabriel als gefühllosen Todesengel zu sehen.“
    „Ich will ihn nicht.“
    Eine Lüge und wir beide wissen das. „Sieh' mich an, Aiden.“ Ich schweige, bis er es tut. Sein gequälter Blick spricht Bände. „Engelsschmerz“, murmle ich und lege eine Hand auf seine Wange, um die Träne aufzufangen, die über seine Wange läuft. „Irgendjemand hat dir sehr wehgetan. Du musst es mir nicht erzählen, du musst es nicht einmal bestätigen. Ich vermute, es war einer von den Todesengeln, deshalb lehnst du Gabriel so sehr ab, aber das ist nicht fair ihm gegenüber, und das weißt du. Er ist viel mehr als ein Bote des Todes. Er ist ein Teil von uns. Ein Partner. Für uns beide. Daran solltest du in Zukunft denken, bevor du ihn wieder anschreist oder beleidigst.“ Ich wende mich von Aiden ab und bin fast aus der Tür, als er etwas flüstert. „Was?“, frage ich, weil ich ihn nicht verstanden habe.
    „Benjamin.“
    Ich drehe mich um. Aiden sieht mich todunglücklich an und ich trete langsam auf ihn zu. Will er reden? Ich werde es auf jeden Fall versuchen. „Wer war er?“
    „Ja, er war, Elias. Nicht, er ist ... Benjamin war ein Junge. Ein Mensch, dem ich zufällig bei meiner Suche nach Gabriel über den Weg gelaufen bin. Er hat mir freudig erzählt, dass er gesehen hat, wie ein Engel vom Himmel fiel. Ich habe dir gesagt, dass Kinder uns sehen können, erinnerst du dich?“, fragt Aiden und ich nicke. „Sie erkennen Engel bis zu einem bestimmten Alter. Je mehr Fantasie und Träume ein Kind besitzt, umso länger sieht es uns.“ Aiden lächelt, in seinen Erinnerungen versunken. „Und Benjamin hatte unzählige Träume. Ich mochte ihn und ging wieder zu ihm. Selbst als junger Mann konnte er mich immer noch sehen und glaubte an uns.“
    Ich ahne, was passiert ist, und falls mein Gefühl mich nicht trügt, haben meine beiden Engel einen langen Weg vor sich. „Hat Gabriel ihn geholt?“
    „Ja“, antwortet Aiden verbittert. „Er ist jetzt wie sie. Wie alle Boten des Todes. Gefühllos, überheblich und arrogant. Gabriel spielt um Seelen, als wären sie nichts wert. Er hätte dich zu einem von den schwarzen Teufeln gemacht, die er befehligt.“
    Das ist also der wahre Grund, dass Aiden Gabriel so hartnäckig ablehnt. Er hat durch ihn einen Menschen verloren, der ihm etwas bedeutet hat. Sehr viel sogar, wenn ich an Aidens Lächeln zuvor denke. Dennoch … „Benjamin ist schon lange kein Kind mehr. Und Gabriel ist kein Teufel.“
    „Macht es das besser?“
    „Hättest du Benjamin lieber für immer verloren?“ Aiden schweigt und weicht meinem prüfenden Blick aus, was ihn verrät. Ich bin auf dem richtigen Weg. „Du hast mir gesagt, dass ihr nur wenige Menschen zu Engeln macht, um jene zu ersetzen, die fallen oder freiwillig gehen. Wäre Benjamin ein Engel

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