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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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schuldig?
    »Ich bringe dich nach Hause, du bist müde.«
    »Ich bin nicht müde.« Das klang sogar in meinen Ohren lahm.
    »Lügnerin. Komm her.«
    Mit einer einzigen schwungvollen Bewegung hob er mich hoch und hielt mich so fest und eng in seinen Armen wie nie zuvor. Ich fühlte mich warm und geborgen und wurde sofort müde. Eine Sekunde lang machte ich die Augen zu. Ich hörte noch ein Rascheln und merkte, dass sein Hemd sich blähte, als ich mich an ihn kuschelte.
    »Es wird windig«, flüsterte ich, dann war ich weg.
    Ein paar Minuten später standen wir vor seinem Auto, auf dem Parkplatz, wo auch Claires Wagen stand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wir wären von oben herabgeschwebt, als seine Füße mit leichtem Knirschen auf dem Asphalt aufkamen. Er schaffte es, ohne mich abzusetzen die Autotür zu öffnen, mich auf den Sitz zu bugsieren und anzuschnallen, bevor ich überhaupt die Augen richtig aufbekam. Dann zeigte er auf einen großen Becher mit Kaffee, aus der kleinen Trinköffnung im Deckel quoll Dampf.
    »Den brauchst du wahrscheinlich.«
    »W oher wusstest du, dass ich …?«
    »Trink einfach.«
    Hmm. Caramel Macchiato.
    Die bittere Flüssigkeit verbrannte mir fast die Kehle, aber das hielt mich nicht davon ab, in großen Schlucken zu trinken. Die Wärme tat zu gut. Ich war bis auf die Knochen durchgefroren, und meine Nerven flatterten im Wind.
    Im Jeep war es mollig warm, als ob Garreth das Heizgebläse angelassen hätte, als er im Wald nach mir suchte. Langsam lockerten sich meine Muskeln, und mir wurde warm. Garreth lächelte, als er sah, wie ich mit zitternden Händen den Kaffee runterkippte und der wunderbaren Stille lauschte.
    Dann fiel mir auf, wie schnell wir es zum Auto zurückgeschafft hatten. Der Fußmarsch mit den anderen hatte viel, viel länger gedauert. Ganz sicher.
    »W ie sind wir so schnell hierhergekommen?«
    »Du hast geschlafen.«
    »Du hast mich den ganzen Weg getragen?«
    Der Gedanke an mich als nasser Sack in seinen Armen ließ mich erschauern. Es gab nicht viel, was Garreth nicht konnte. Seine Engelsfähigkeiten erstaunten mich immer wieder, auch wenn er sagte, dass er sie bald nicht mehr haben würde. Daran wollte ich aber nicht denken,also überlegte ich stattdessen, wie schwierig der Weg zu dem Rave im Vollbesitz all meiner Kräfte für mich gewesen war. Ich fühlte mich schuldig, weil ich das kostbare warme Licht, das er mir gegeben hatte, verbraucht hatte, auch wenn es mir heute Abend überhaupt nichts genutzt hatte. Die Vorstellung, dass ich durch den Wald gestolpert war wie ein Volltrottel, war zu erniedrigend, also verdrängte ich das Bild schnell wieder.
    »W ie um alles in der Welt hast du es geschafft, mit mir auf den Armen durch den stockfinsteren Wald zu laufen? Ich bin nicht gerade leicht.«
    »W er redet von laufen?«
    Ein ungläubiger Ausdruck machte sich auf meinem Gesicht breit und brachte ihn zum Lachen, weil ich mal wieder völlig baff war.
    Ich schaffte es, ein paar Worte herauszubringen. »W ürdest du … würdest du mir das mal zeigen?«
    Garreth legte den Kopf schief und sah mich eindringlich an.
    »Ich meine, würdest du mir zeigen, wie wir so schnell hergekommen sind?«
    »Ich würde dir alles zeigen.«
    Das ließ mein Herz höher schlagen. Wir fuhren an Claires kleinem weißen Auto auf dem Parkplatz vorbei. Meine Brust zog sich zusammen, im Hals hatte ich einen Kloß.
    »Ihr geht’s doch gut, oder?«
    »Kommt drauf an.« Garreths Stimme klang weich, aber da lag noch was hinter.
    »V erstehe ich nicht.«
    »W eißt du noch, wie ich gesagt habe, dass es bereits angefangen hat? Wenn ein Mensch sich unerklärlich oder untypisch verhält und sich verändert, dann bedeutet das normalerweise, dass sein Schutzengel … besiegt wurde.«
    Claire war heute Abend völlig anders gewesen – die Haare, die Klamotten, die Musik. Auch die aufgemotzte Stereoanlage und die Gleichgültigkeit ihrem Bruder gegenüber waren völlig untypisch.
    »Sie war nicht sie selbst. Es war wie bei Angriff der Körperfresser , nur in echt.« Ich seufzte.
    Dass Claire alles gut fand, was Ryan gut fand, war nicht normal, es war regelrecht ungesund. Und dann noch der Temperatursturz. Das und die fehlende Atemwolke waren einfach zu viel. Besser gar nicht darüber nachdenken.
    »Als ob sie ihre Persönlichkeit verloren hätte.« Ich starrte aus dem Fenster und ließ mich von den Fahrbewegungen betäuben. »Ich fand Ryan eigentlich ganz nett. Ich hatte keine Ahnung, dass er mit Brynn

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