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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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wirklich hingehörst.« Er hielt mir seine glatte, bleiche Hand entgegen. »Ich mache das Angebot nur einmal, also überleg es dir gut.«
    Mir selber unerklärlich, stand ich auf und sah Hadrian mit neuen Augen an. Mein wunderschöner Engel lag zusammengebrochen zu meinen Füßen, aber ich fühlte einen Nebel des Nichts durch meinen Körper ziehen und war wie betäubt. Ich bahnte mir einen Weg durch den Trümmerhaufen meines Zimmers, um Garreths leblosen Körper herum und streckte die Hand aus, um Hadrians zu ergreifen, während Garreth blutend auf dem Boden lag. Ich hatte nicht gewusst, dass Engel bluten können, hatte nie darüber nachgedacht, aber er war jetzt auch viel menschlicher, als er je vorgehabt hatte.
    Die schwarzen Augen, die in meine blickten, versprachen so viel, dass alles andere unwichtig schien. Es war kein Wunder, dass die anderen eingenommen worden waren. Ob Mensch oder Schutzengel, Hadrian wirkte auf alle unwiderstehlich faszinierend.
    In dem Moment nahm ich ein Glitzern wahr. Etwas Kleines und Goldenes lag halb verborgen im Dunkeln. Ich versuchte zu erkennen, was es war, und plötzlich waren die Dinge wieder so, wie sie sind. So einfach war das? Meine Hand griff nicht nach der Hand des Engels mit den schwarzen Flügeln, sondern nach dem Gegenstand, der uns möglicherweise alle retten konnte.
    Die Luft bewegte sich, als Hadrians Körper sich anspannte. In seinen Augen schimmerte jetzt keine bittende Einladung mehr, sein Blick wirkte finster und hohl. Lautes Donnern kündigte einen Sturm an, der den Himmel verfinsterte. Plötzlich erzitterten die schwarzen Flügel vor mir und breiteten sich über mir aus. Ich ließ meinen Arm unter die durcheinandergewühlten Bettsachen gleiten. Ich zog den Dolch hervor, den Garreth mit anvertraut hatte, die schlichte Eleganz ließ mich ehrfürchtig innehalten, aber ich passte auf, dass ich Hadrian nicht zu lange den Rücken zuwandte.
    Hadrian zitterte vor Wut, seine Flügel waren zu voller Spannweite und Schönheit ausgebreitet und rissen fast die Wände nieder, so viel Platz nahmen sie im Zimmer ein. Sie überschatteten mich wie ein aschfarbenes Gewand und ließen ihn schweben – ein Anblick, der zugleich schrecklich und schön war.
    Ich kauerte mich so klein wie möglich zusammen und erwartete seinen Wutausbruch, aber plötzlich überzog ein verschlagenes Lächeln seine Miene. Mühelos hob er Garreth, eine fast vergessene Trophäe, vom Boden auf. Hadrians dunkles Gelächter hallte in meinem Kopf wider und wurde dann zu einem Flüstern im Wind.
    Ich war allein mit dem Dolch.

KAPITEL 23

    Der Morgen hätte mich von meinem Albtraum befreien sollen, aber es kam kein Licht. Keine Sonne wärmte meine Haut, und das Dunkel der Nacht vertiefte sich noch durch den immer heftiger tobenden Sturm vor meinem Fenster. Der Schock setzte sich in meinem Körper fest, trotzdem warf ich Kleidungsstücke und Decken über die zertrümmerten Möbel. Ob mein Ich jemals wieder heilen würde?
    Um wenigstens das zusammenzuhalten, was noch von mir übrig war, wickelte ich mich fest in meine Bettdecke. Dann rollte ich mich an der Stelle auf dem Boden zusammen, wo Garreth gelegen hatte, machte die Augen zu und stellte mir sein warmes, weißes Licht vor, konnte aber nur den kalten, harten Boden fühlen.
    Die Stille war tröstlich, sie umhüllte mich wie beruhigendes Flüstern. Ich ließ mich fallen und war endlich in der Lage, darüber nachzudenken, was passiert war, aber die Erinnerungen fegten mich um. Je tiefer ich darin versank, desto größer wurde die Wut in mir.
    Diese Wut war kein bösartiger Ärger. Sie gab mirKraft. Der Spieß war umgedreht. Damit Garreth überleben konnte, musste ich Hadrian folgen. Lautes Donnern ließ mich zusammenzucken, ich zog die Decke noch fester um mich, als ein Blitz den Himmel erleuchtete und die Dunkelheit zerriss. Obwohl früher Morgen, war es dunkel wie mitten in der Nacht, und ich musste die Dunkelheit beenden.
    Ich musste mein Licht retten.
    Ich musste Garreth retten.
    Das Zeichen auf meiner Hand glühte sanft und hoffnungsvoll. Ich wusste, was zu tun war. Ich nahm den zierlichen Dolch in die Hand, sein Gewicht bestärkte meine Entschlossenheit. Garreth hatte ihn mir gegeben, um damit gegen Hadrian anzutreten, was eben nicht möglich gewesen war. Hadrian war mächtiger, als wir uns hatten vorstellen können, aber ich wusste, wie ich ihn besiegen konnte. Ich würde seinen Wunsch erfüllen und ihm eine Herausforderung sein.
    Der Plan nahm in meinem

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