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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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an seinen Rücken wie an ein Schutzschild. Hadrian stieß ein dröhnendes Geräusch aus, das mich in Schrecken versetzte, bis mir klar wurde, dass das verächtliches Lachen sein sollte.
    »Ah, Garreth, der weiße Ritter eilt der Dame seinesHerzens zu Hilfe. Der ganze Himmel sieht dir zu, da kannst du sicher sein. Du bist schließlich der, der alles riskiert für das Menschenmädchen, das er liebt. Wie süß.«
    Das Symbol in meiner Hand brannte warnend. Eine Hitzewelle überlief mich, und ich verstand, dass Garreth mir mehr von seinem Licht abgab. Garreths Rücken spannte sich, und die dunkle Schönheit, die ich eben noch so anziehend gefunden hatte, schmolz dahin und enthüllte die groteske Wahrheit dahinter. Mit einer Armbewegung versetzte Hadrian Garreth einen Schlag, der ihn quer durch den Raum gegen die gegenüberliegende Wand schleuderte.
    »Nein!«, schrie ich.
    Es war mir egal, wenn jetzt meine Mutter verängstigt und mit großen Augen hereingerannt käme. Das wäre mir nur recht! Hatte ich echt gedacht, dass ich alleine mit alldem fertig werden konnte? War ich irre?
    Garreth kam schwankend auf die Beine. Als ich sah, wie dunkelrote Flüssigkeit von seinem Haaransatz über sein bleiches Gesicht rann, spürte ich den bitteren Geschmack von Galle in meinem Mund. Obwohl er geschwächt war, versuchte er, zu mir zu kommen. Es war unglaublich: Garreth beschützte mich immer noch, selbst in dieser schrecklichen Situation. Er war eine Mischung aus Teenager und uraltem Schutzengel, der bis zum Letzten für seinen Schützling kämpfte. Aber seine Kraft war erloschen. Er hatte den letzten Rest davon mir gegeben.
    Ein ebenholzfarbener Schatten erhob sich über meinem Kopf und spannte schwarze, fingerähnliche Flügel über die ganze Zimmerdecke und die Wände aus.
    »Das ist ein Trick   …«, redete ich mir ein.
    Ganz bestimmt nutzte Hadrian die Schatten, damit er größer wirkte und ich vor Angst den Verstand verlor. Ich dachte schon, ich hätte ihn durchschaut, da tauchte sein verschlagenes Gesicht eine Haaresbreite vor meinem auf. Seine Lippen verzogen sich verächtlich, sein Hass durchdrang mich bis in die Knochen. Ich hätte schwören können, dass dies die Fratze der Finsternis war, das grauenhafte Grinsen seines Zwillingsbruders Luzifer.
    Hadrians Flügel schwangen zurück, als wollte er sie widerwillig zusammenfalten. Aber stattdessen peitschten sie auf einmal nach vorne und sandten eine Schockwelle durchs Zimmer auf Garreth zu. Mein Bett machte einen Purzelbaum in der Luft und zertrümmerte das Bücherregal. Ich wollte mich umdrehen und nach Garreth rufen, stand aber vor Erschütterung wie angenagelt auf dem Fleck.
    Als der Sturm sich legte, sah Garreth mich an. Seine blauen Augen blickten ruhig und sanft, in Sekundenschnelle beruhigte sich das Chaos. Nur mit den Augen, ganz ohne Worte sprach er zu mir. Ich vernahm ihn deutlich in meinem Kopf und erfuhr, was ich ihm in all den Jahren, durch all die Wiedergeburten hindurch bedeutet hatte. Mit Worten hätte sich das nicht sagen lassen.
    Obwohl ich zusah, wollte ich meinen Augen nicht trauen: Garreth saß ganz gefasst, völlig ruhig da, während um uns herum die Welt, oder zumindest mein winzigesZimmer auf dieser Welt, vernichtet wurde. Dann, wie auf Knopfdruck, heulte der Wirbelsturm wieder los. Die Zimmerecke, in der Garreth saß, verschwand plötzlich in der Dunkelheit. Ich konnte nur zusehen, wie Hadrians Wut sich mit voller Kraft über Garreth entlud. Ein großes Stück meiner Seele wurde dabei in Stücke gerissen.
    Schwitzend und zitternd fiel ich auf die Knie. Die Leere in mir war unerträglich. Es war kaum zu glauben, wie sehr Garreth Teil von mir gewesen war, wie viel ich als selbstverständlich betrachtet hatte. Dass ich dachte, es sei, was ich fühlte. Was ich glaubte.
    Mein Zimmer sah aus wie ein Schlachtfeld. Schweigend starrte ich Hadrian an, der jetzt wieder wunderschön war. Ich wollte eine Antwort, verborgen hinter seinen pechschwarzen Augen, seiner bleichen Haut, aber ich konnte auf einmal nicht mehr sprechen.
    Als ob er meine plötzliche Behinderung bemerkt hätte, wandte sich Hadrian wieder mir zu und sprach mich zum ersten Mal direkt an. »Er gehört jetzt mir.«
    »Gehört?« Auf einmal war ich stinksauer. Meine Hand brannte wie Feuer, das über den Arm in die Brust hochloderte.
    Er ignorierte mich und wandte sich zum Gehen, aber das ließ ich nicht zu. Mit neuer Kraft stemmte ich mich auf die Füße und stürzte mich auf seine Beine.
    »W

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