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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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sonst. Das gleiche gut geschnittene Gesicht, der gleiche Körperbau, aber in seinen Augen glitzerte ein merkwürdiger Widerschein. Ich betrachtete das Foto aus verschiedenen Winkeln, ich war sicher, dass seine Augenfarbe verändert aussah. Die Augen waren dunkler … schwarz … seine eine Hand wurde von meinen Babyknien halb verdeckt. Die Kamera hatte einen Teil seiner Handfläche genau im richtigen Winkel getroffen: eine merkwürdige Tätowierung aus sich überschneidenden Linien, die man leicht für die Faltlinie im Foto hätte halten können. Das war nicht das Symbol aus dem Traum. Obwohl es schwer zu erkennen war, war ich mir sicher. Zacken. Wie ein halbes Quadrat.
    Sein Zeichen.
    Hadrian.

KAPITEL 22

    Ich kniete und hielt das Foto schützend in den Händen. Wie konnte es sein, dass mein Vater dasselbe Zeichen getragen hatte wie Hadrian? Ich sah mir das Bild noch genauer an. Die Hand meines Vaters wirkte gerötet und geschwollen. Ganz sicher war ich nicht, aber bei genauem Hinsehen schienen sich die Wellenlinien unter den frischeren Linien abzuzeichnen. Hatte er sich das selbst zugefügt? Hatte er sich eine Kopie von Hadrians Zeichen in die Hand geritzt? War das eine Huldigung an seinen Schutzengel, oder hatte Hadrian meinem Vater das Zeichen eingebrannt – um ihn zu quälen?
    Irgendwann musste den beiden klar geworden sein, dass ich eines Tages alles erfahren, wenn auch nicht sofort begreifen würde. Obwohl ich heute der Wahrheit ein ganzes Stück nähergekommen war, ergab doch alles noch lange keinen Sinn.
    Ich legte die Fotos schnell in die Schachtel zurück und verstaute diese unterm Bett, dann kroch ich unter die Decke. Schlaf war jetzt wichtig, um für morgen bereit zu sein, aber meine Gedanken rasten. Unfassbare Angstpackte mich mit eisigen Krallen. Meine Beine wogen auf einmal eine Tonne, der Oberkörper dagegen wurde ganz schlaff. Ich wollte meine Augenlider fest zusammenpressen, um nicht sehen zu müssen, was da im Schatten lauerte, aber sie gehorchten mir nicht.
    Wieder das raschelnde Geräusch. Es kam aus einer Ecke, wurde immer stärker, als ob sich ein großer Vogel in die Luft erheben würde, aber der Lärm war dafür viel zu laut, und ich dachte wieder an den furchtbaren Traum von Claire und der Krähe. Mein Körper wollte einen Schrei ausstoßen, heraus kam bloß ein jämmerliches Quieken. Ich versuchte daran zu denken, was Garreth über Stärke und Bestimmung gesagt hatte, war aber leider bloß noch ein Häufchen Elend. Dann war es so weit. Wie eine Kobra schoss er aus der Tiefe des Schattens hervor, mit ausgebreiteten Flügeln, der aschgraue Schleier zerteilte das Dämmerlicht in meinem Zimmer …
    »Ich bin wach, ich bin wach, ich bin wach«, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt zu träumen, dass die Wirklichkeit ein Schock war.
    » Garreth «, ich legte alles in diesen Gedanken, »bitte hör mich.«
    Das Wesen erhob sich drohend und schwebte über mir, dann nahm es Gestalt an. Kalte, geisterhafte Stille legte sich über den Raum.
    Er war überwältigend.
    Ich musste es zugeben. Garreth war nach wie vor mein perfekter Traummann in Menschengestalt, aber als Hadrian aus dem Schatten wie ins Rampenlicht trat, konnte ich die Augen einfach nicht von ihm lassen. Unfassbar.
    Die schwarze Kleidung betonte jede Einzelheit seines perfekten Körpers. Er stand vollkommen reglos, seine schwarzen Augen bohrten sich in meine. Sogar aus der Entfernung konnte ich sehen, dass Pupille und Iris seiner Augen zu einem pechschwarzen Kreis verschmolzen. Sein Blick, tiefgründig und kalt, ließ mich erzittern, aber ich konnte die Augen nicht abwenden. Sein geheimnisvolles dunkles Wesen übte eine magnetische Anziehungskraft auf mich aus, die sich nicht in Worte fassen ließ. So überwältigt war ich von ihm, dass ich alles getan hätte, was er wollte, aber er starrte mich nur an.
    Seine Bewegungen waren sanft und flüssig, als würden sie Musik verkörpern. Aber ich war gewarnt. Eine dunkle Kraft lag unter diesem strengen, eleganten Äußeren verborgen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er in der Lage war, mich mit einer einzigen schnellen Bewegung entzweizuteilen. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich den Atem anhielt. Beim nächsten tiefen Atemzug spürte ich eine schwache Wärme, eine Wolke hatte sich zwischen mich und den schwarzen Engel geschoben.
    »Lass sie in Ruhe«, sagte Garreth warnend.
    Sobald er vor mir Gestalt angenommen hatte, klammerte ich mich

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