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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Murgia
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Bibliothek.«
    »Sicher, Liebes. Vielleicht solltest du dir selber einen suchen. Für dich wäre ein Neuanfang auch gut.«
    Ich hatte sofort das Gefühl, sie enttäuscht zu haben, konnte aber im Moment einfach nichts versprechen.
    Sie ließ mich am Fenster stehen, ich starrte wie betäubt durch die Scheibe und war entscheidungsunfähig. Was sollte ich jetzt tun? Mich für die Schule fertigmachen? Claires Eltern anrufen und mich bedanken? Meine inneren Fragen wurden von außen beantwortet.
    »Mach dich jetzt fertig für die Schule. Dann ist noch genug Zeit, die Meyers anzurufen und dich zu bedanken, bevor du losmusst.«
    Meine Mutter ist obercool. Wie schaffte sie es, so ruhig zu bleiben, wo ich jetzt ein Auto hatte, mit dem ich natürlich sofort fahren wollte?
    Vielleicht war ich ja die in der Familie, die sich immer zu viele Sorgen machte. Nein, sie konnte das auch sehr gut. Egal wie, irgendwas lag in der Luft und hatte uns verändert, sodass wir loslassen und die Änderungen annehmen konnten, die wir uns normalerweise nie zugestanden hätten.
    Ein Blick auf die Uhr, und ich raste nach oben. Ich musste noch duschen, und mir war eingefallen, dass mein Führerschein seit dem Tag meiner bestandenen Fahrprüfung in meinem alten Jeansportemonnaie im Schrank lag.
    »Bist du ganz sicher, dass du keinen Speck willst?« Die Stimme meiner Mutter folgte mir die Stufen hoch.
    »Ha-ha«, rief ich nach unten, rannte ins Badezimmer und sperrte ihr Kichern aus.

KAPITEL 29

    Ich fuhr auf Claires alten Parkplatz.
    Alle guckten, als würde ihnen ein Geist erscheinen, aber als sie mich erkannten, kehrte wieder Normalität ein. Ich blieb ein paar Minuten sitzen, ohne auszusteigen, ohne an der Riesenstereoanlage, die noch im Auto war, herumzuspielen, obwohl die Knöpfe verlockend waren. Ich spürte den Unterschied zwischen jetzt und früher, als ich in diesem Auto gesessen hatte. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich nicht mehr die Beifahrerin war, Claire hatte mich früher oft fahren lassen.
    Jetzt war ich einsam.
    Ich tippte den Vanille-Lufterfrischer mit dem Finger an, sah ihn schaukeln und dachte an die vielen Male, die Claire und ich aus Spaß an der Freude durch die Gegend gefahren waren. Immer wir drei: Claire, ich und das Auto. Abends im Winter hatten wir bei voll aufgedrehter Heizung die Fenster runtergekurbelt, und wer mitbekommen hatte, wie wir aus voller Kehle singend vorbeifuhren, musste uns für völlig durchgeknallt gehalten haben. Ich hatte wider besseres Wissen gehofft, dass etwas davongeblieben wäre, im Leder der Sitze eingesickert, und dass im Wagen die Erinnerungen an Claire so stark wären, dass die alten Zeiten wieder zum Leben erweckt und weitergehen würden. Damit ich sie nicht vermissen müsste. Aber so war es nicht. Sie war weg.
    Ich machte die Augen zu, und sofort wurde mir schlecht vom Vanilleduft im Auto. Das erinnerte mich an noch was, das mir bevorstand. Ich sah mich in einem anderen Auto sitzen, von einem ganz anderen Geruch erfüllt. Sein Auto. Sein Geruch. Noch ein Verlust. Unerträglich. Ich stieg aus, schloss ab und ging auf die Schule zu, ohne mich noch mal nach dem Wagen umzudrehen, der jetzt mir gehörte.
    Tausende von Worten schwirrten durch die Eingangshalle, Tausende Stimmen, aber ich nahm nur ohrenbetäubende Stille wahr. Meine Füße trugen mich automatisch von einem Klassenzimmer ins nächste, wo ich Interesse heuchelte und tat, was von mir erwartet wurde. Gegen Ende der letzten Stunde war Garreth immer noch nicht aufgetaucht.
    Tolle Überraschung.
    Ich dachte an den Tag, als ich ihn nirgendwo hatte finden können. Wie verunsichert und panisch ich gewesen war. Wie mein Herz wie wild geschlagen hatte in Erwartung, ihn zu treffen, und als das nicht geschah, war das Herzklopfen erst recht mit mir durchgegangen.
    Jetzt wartete ich einzig und allein auf das letzte Klingeln, um einen schnellen Abgang zum Auto zu machen, als dessen Besitzerin ich mich noch nicht fühlte.
    Mein Auto.
    Das klang zu blöd.
    Als es klingelte, stand ich auf und ging wie benebelt raus in die Halle, mein Körper war nicht in der Verfassung für einen schnellen Abgang. Ich ging um die Ecke und auf die Spinde am Ende der Halle zu, wo ich geistesabwesend am Zahlenschloss drehte, bis es mit einem Klick aufsprang.
    Meine Sportsachen lagen seit einer Woche in eine Tüte gestopft ganz unten. Als ich danach griff, merkte ich, dass ich nicht länger allein war. Jemand in einer verwaschenen Jeans stand hinter mir, und ich zog

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