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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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zwei mit dem VornamenHenry.EinerseitseinAmerikanernamensHenry Bartlet, und andererseits ein Engländer, Henry Wapshott. Der Letztere antwortete nicht, als man bei ihm durchklingeln ließ, aber Bartlet war auf seinem Zimmer und wunderte sich sehr, als sich herausstellte, dass die isländische Polizei etwas von ihm wollte. Die Story des Hotelmanagers über den Herzinfarkt des Portiers war offensichtlich glaubwürdig gewesen.
    Erlendur nahm Sigurður Óli zu dem Treffen mit Henry Bartlet mit. Sigurður Óli hatte ein amerikanisches Diplom in Kriminalwissenschaften, auf das er sich nicht wenig einbildete, und beherrschte die Sprache wie ein Eingeborener. Der amerikanische Singsang ging Erlendur zwar auf die Nerven, aber damit musste man sich abfinden.
    Auf dem Weg nach oben berichtete Sigurður Óli Erlendur darüber, dass man mit der Mehrzahl der Hotelangestellten, die Schicht hatten, als Guðlaugur ermordet wurde, gesprochen hatte, und dass die meisten ein Alibi vorzuweisen hatten, das von anderen bestätigt werden konnte.
    Bartlet war um die dreißig, ein Börsenmakler aus Colorado. Er und seine Frau hatten vor einiger Zeit eine Sendung über Island im amerikanischen Fernsehen gesehen und sich von der wilden isländischen Natur und der Blauen Lagune faszinieren lassen; dort waren sie bereits dreimal gewesen. Sie hatten einfach beschlossen, einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen und Weihnachten und Silvester in diesem fernen Winterland zu verbringen. Sie waren hellauf begeistert vom Land, fanden aber die Preise in den Restaurants und Kneipen der Stadt unverschämt hoch.
    Sigurður Óli nickte zustimmend. Für ihn waren die USA das Land seiner Träume, und er genoss es in vollen Zügen, sich mit dem Ehepaar zu unterhalten und mit ihnen über Basketball und amerikanische Weihnachtsbräuche zu reden, bis Erlendur genug hatte und ihn unterbrach.
    Sigurður Óli informierte die Eheleute über den Tod des Portiers und den Zettel, den man in dem Zimmer gefunden hatte. Henry Bartlet und seine Frau starrten die Kriminalbeamten an, als hätten sie sich urplötzlich in Gäste von einem anderen Planeten verwandelt.
    »Ihr habt den Portier nicht gekannt, oder?«, fragte Sigurður Óli, als er ihre entgeisterten Mienen sah.
    »Mord?«, stöhnte Henry. »Hier im Hotel?«
    »Oh, my god«, sagte seine Frau und sank auf das Doppelbett nieder. Sigurður Óli beschloss, das Kondom nicht zu erwähnen. Er erklärte, dass der Zettel darauf hindeutete, dass Guðlaugur, der Ermordete, eine Verabredung mit einem Mann namens Henry gehabt hatte, aber sie wüssten nicht, an welchem Datum und ob dieses Treffen bereits stattgefunden hatte oder möglicherweise erst zwei Tage, eine Woche oder zehn Tage später stattfinden sollte.
    Henry Bartlet und seine Frau wiesen es weit von sich, den Portier gekannt zu haben. Sie hatten ihn nicht einmal wahrgenommen, als sie vor vier Tagen im Hotel eincheckten. Erlendur und Sigurður Óli hatten sie ganz offensichtlich in Aufregung versetzt.
    »Jesus«, ächzte Henry. »Ein Mord!«
    »You have murders in Iceland?«, fragte die Frau und schaute auf die Icelandair-Broschüre auf dem Nachttisch. »Cindy«,hatte sie zu Sigurður Óli gesagt, als sie sich begrüßten.
    »Rarely«, sagte er und versuchte zu lächeln.

    »Dieser Henry muss nicht unbedingt Gast im Hotel gewesen sein«, konstatierte Sigurður Óli, während sie auf den Aufzug nach unten warteten. »Muss nicht mal ein Ausländer sein. Es gibt auch Isländer, die Henry heißen.«
    »Genau«, sagte Erlendur. »Der stammt bestimmt aus dem edlen Geschlechte derer von Reißaus.«

Sechs
    Sigurður Óli hatte den ehemaligen Hoteldirektor ausfindig gemacht. Deshalb verabschiedete er sich von Erlendur, als sie in die Lobby kamen,und machte sich auf den Weg zu ihm. Erlendur fragte nach dem Empfangschef, aber der war immer noch nicht aufgetaucht und hatte auch nichts von sich hören lassen. Henry Wapshott hatte am frühen Morgen seinen Schlüssel an der Rezeption hinterlegt, ohne dass es irgendjemandem aufgefallen wäre. Er hielt sich schon seit einer Woche im Hotel auf, und sein Zimmer war für zwei weitere Tage gebucht. Erlendur bat darum, sofort benachrichtigt zu werden, wenn Wapshott sich an der Rezeption blicken ließe.
    Der Hotelmanager watschelte an Erlendur vorbei.
    »Ich hoffe nur, du belästigst meine Gäste nicht«, sagte er. Erlendur zog ihn ein wenig beiseite.
    »Wie sieht es hier im Hotel mit Prostitution aus?«, fragte Erlendur ohne Umschweife, als

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