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Engelsstimme

Engelsstimme

Titel: Engelsstimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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sie beim Weihnachtsbaum in der Eingangshalle standen.
    »Prostitution? Wovon redest du eigentlich?«, stieß der Hotelmanager ächzend hervor und wischte sich mit seinem zerknüllten Taschentuch über den Nacken.
    Erlendur blickte ihn an und wartete.
    »Jetzt fang bloß nicht an, so einen verdammten Quatsch damit in Verbindung zu bringen«, sagte der Hotelmanager. »Hat der Portier hier vielleicht die Nutten besorgt?«
    »Jetzt hör aber mal auf«, sagte der Hotelmanager. »Es gibt keine Nutt … keine Prostitution in diesem Hotel.«
    »In allen Hotels gibt’s Prostitution.«
    »Nanu?«, sagte der Hotelmanager. »Hast du Erfahrung damit?«
    Darauf antwortete Erlendur nicht.
    »Willst du damit andeuten, dass unser Portier hier den Zuhälter gespielt hat?«, erklärte der Hotelmanager und klang schockiert. »Noch nie in meinem Leben habe ich so einen absurden Quatsch gehört. Das hier ist kein Striplokal. Das hier ist das zweitgrößte Hotel in Reykjavík!«
    »Lungern hier wirklich keine Frauen an der Bar oder im Foyer herum, die es auf die Männer abgesehen haben und mit ihnen aufs Zimmer gehen?«
    Der Hotelmanager zögerte. Er schien Erlendur nicht gegen sich aufbringen zu wollen.
    »Das ist ein großes Hotel«, sagte er schließlich. »Wir können nicht alles mitverfolgen, was sich hier abspielt. Falls es tatsächlich eindeutig um Prostitution geht, versuchen wir, etwas zu unternehmen, aber es ist ziemlich schwierig. Falls wir etwas beobachten, was nicht ganz koscher ist, mischen wir uns ein. Ansonsten bleibt es den Gästen überlassen, was sie auf ihren Zimmern treiben.«
    »Ausländer und reiche Isländer, Reeder vom Land, hast du das nicht gesagt?«
    »Ja, und natürlich noch viele andere. Das ist keine billige Absteige. Es ist ein renommiertes Hotel, und die Gäste sind gut situiert und können sich im Allgemeinen die Übernachtung locker leisten. Hier verkehrt kein Gesocks. Sieh dich um Himmels willen vor, solche Gerüchte in Umlauf zu setzen. Die Konkurrenz ist so schon hart genug, und es ist furchtbar, mit diesem Mord in Verbindung gebracht zu werden.«
    Der Hotelmanager schwieg eine Weile.
    »Hast du vor, weiterhin hier im Hotel zu übernachten?«, fragte er dann. »Ist das nicht in hohem Maße ungewöhnlich?«
    »Hier ist nur eins ungewöhnlich, nämlich ein toter Weihnachtsmann bei dir im Keller«, entgegnete Erlendur lächelnd.
    Er sah, wie die Laborantin mit ihren Gerätschaften aus der Hotelbar im Erdgeschoss kam. Er verabschiedete sich mit einem Kopfnicken vom Hotelmanager und ging zu ihr hinüber. Sie wandte ihm den Rücken zu und war auf dem Weg zur Garderobe beim Seiteneingang des Hotels.
    »Wie geht es voran?«, fragte Erlendur.
    Sie drehte sich um und erkannte ihn sofort wieder, ging aber trotzdem weiter.
    »Leitest du diese Ermittlung?«, fragte sie und betrat die Garderobe, wo sie einen Mantel vom Bügel nahm. Sie bat Erlendur, ihre Tasche zu halten.
    »Es waren nicht alle begeistert von den Speichelproben«, sagte sie, »und damit meine ich nicht nur den Koch.«
    »Uns geht es in erster Linie darum, die Hotelangestellten auszuschließen, damit wir uns auf andere Dinge konzentrieren können, ich dachte, euch wäre das als Erklärung an die Hand gegeben worden.«
    »Hat nicht viel genutzt. Habt ihr was gefunden?«
    »Valgerður ist ein alter isländischer Name, nicht wahr?«, sagte Erlendur, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    Sie lächelte.
    »Darfst du nicht über die Ermittlung sprechen?«
    »Nein.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, wenn Valgerður ein alter Name ist?«
    »Mir? Nein, ich …« Erlendur zögerte.
    »Sonst noch was?«, fragte Valgerður und streckte ihre Hand nach ihrer Tasche aus. Sie musste über diesen Mann lächeln, der in seiner geknöpften Strickweste unter dem schäbigen Jackett mit den abgenutzten Ellbogenschonern vor ihr stand und sie mit traurigen Augen anschaute. Sie waren wahrscheinlich im gleichen Alter, aber er wirkte zehn Jahre älter als sie.
    Es rutschte Erlendur heraus, ohne dass ihm klar war, was er da eigentlich sagte. Diese Frau hatte irgendwas.
    Und er sah keinen Ring.
    »Ich hätte gern gewusst, ob ich dich heute Abend hier zum Abendessen einladen darf, zum Weihnachtsbüfett, das ist wirklich exzellent.«
    Er wusste gar nichts über sie, und er sagte es so, als hätte er keine Chance, eine positive Antwort zu bekommen, aber er hatte es trotzdem gesagt, und er wartete nur darauf, dass sie anfangen würde, zu lachen und ihm von ihrer Ehe zu erzählen, von

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