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Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass

Titel: Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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plötzlich schien er sich wieder zu erinnern, mit wem er überhaupt sprach. »Könntest du das tun?«
    »Möglicherweise«, sagte sie und schwenkte das nächste Terminal zu sich herüber, so dass sie es bequem erreichen konnte. »Soll ich es versuchen?«
    Für ein paar Sekunden starrte er auf ihre Hände, die über dem Terminal schwebten, und focht einen inneren Kampf aus. Sie wartete … »Nein«, sagte er leise, griff nach ihrer Hand und zog sie von der Tastatur weg. »Wir dürfen es nicht riskieren, erwischt zu werden. Nicht jetzt.«
    Seine Hand war kalt und steif; und während Chandris sie hielt, sah sie ihm unwillentlich ins Gesicht. In diese fremdartigen Augen, mit der düsteren Spannung dahinter.
    Als sie in der Dunkelheit des Engel-Lagerraums der Gazelle gewartet hatte, hatte sie sich intensiv Gedanken darüber gemacht, ob es wirklich klug wäre, einen Spion der Pax allein zu stellen. Er hatte sie dann zu überzeugen vermocht, ihm den Bonus der Unschuldsvermutung zu gewähren, aber sie war auch bereit gewesen, sofort zuzuschlagen, wenn er die Maske fallen ließ und seiner wahren Pläne offenbarte.
    Doch nun wurde ihr plötzlich bewusst, dass ihre mentale Vorbereitung unnötig gewesen war. Kosta führte nichts Böses im Schilde, denn Kosta war derjenige, für den er sich ausgab: ein braver Akademiker, den es Knall auf Fall ins schillernde Milieu der Geheimdienste verschlagen hatte. »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich werde dich nicht an die Behörden verraten.«
    Er schüttelte den Kopf, und sein Blick schweifte in die Ferne. »Ich mache mir keine Sorgen um mich, Chandris.«
    »Was ist dann …?«
    Sie verstummte, als hinter ihnen die Tür aufging und Gyasi zurückkam. »Und?«, wollte Kosta wissen und ließ Chandris’ Hand los.
    »Es müsste jetzt fertig sein«, sagte Gyasi und kam durch den Raum auf sie zu. »Sieh mal nach, ob du sie aufrufen kannst.«
    »Alles klar«, sagte Kosta und betätigte die Tastatur, während Gyasi sich wieder auf den Sitz neben ihm setzte. Die Zahlen erschienen …
    Gyasi murmelte etwas. »Da ist es«, sagte er. »Du hattest schon wieder Recht, Jereko.«
    »Es hat Masse verloren?«, fragte Chandris, überflog die Zahlen und versuchte einen Sinn darin zu erkennen.
    »Sowohl Masse als auch Ladung«, sagte Kosta ihr mit gepresster Stimme. »Jeweils fast drei Prozent.«
    »Und es hat sie über die äußere Masseschicht verloren«, fügte Gyasi hinzu. »Wenn der Engel zerfällt, müsste der Masseverlust sich nämlich als hochenergetische Teilchen bemerkbar machen, die die Hülle durchdringen. Ich will mal nachsehen, ob ein Strahlungsdetektor-Aufbau frei ist.«
    »Mach dir keine Umstände«, sagte Kosta. »Das ist kein spontaner Zerfall. Der Schaden ist schon angerichtet.«
    »Ja«, murmelte Chandris. Ihr schmerzte plötzlich das Herz, als sie auf die Zahlen starrte. Sie hatte so fest daran glauben wollen, dass es nicht die Anwesenheit des Engels gewesen war, weshalb Hanan und Ornina all die Jahre so friedlich zusammengearbeitet hatten. Anscheinend war das nichts anderes als das Wunschdenken eines naiven Mädchens gewesen.
    »Chandris?«
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Kosta sah sie mit gerunzelter Stirn an. »Was denn?«, sagte sie und wandte das Gesicht von ihm ab.
    »Es waren nicht die Daviees, die ihm das angetan haben«, sagte er leise.
    Habe ich das vielleicht gesagt?, stieg die heftige Erwiderung automatisch in ihrer Kehle empor. Doch zu ihrem gelinden Erstaunen blieb sie ihr auch im Hals stecken. »Wer war es dann?«, fragte sie stattdessen. »Du? Ich?«
    »Nein«, sagte Kosta. »Angelmass.«
    Sie drehte sich zu ihm um und rechnete schon damit, in seinem Gesicht einen Hinweis darauf zu entdecken, dass er nur einen blöden Witz gerissen hatte. Aber sein Ausdruck war todernst. »Was soll das heißen, Angelmass? Was hat Angelmass denn damit zu tun?«
    »Es ist die Quelle der Engel«, präzisierte Kosta. »Hawking-Strahlung – erinnerst du dich? Ein Teilchen-/Antiteilchen-Paar entsteht am Ereignishorizont. Das eine fällt ins schwarze Loch, das andere entweicht aus ihm.«
    »Aber es gibt doch keine Anti-Engel«, wandte Gyasi ein.
    »Doch, die gibt es«, sagte Kosta. Seine Stimme war fest und genauso ernst wie sein Gesichtsausdruck. »Wir haben sie nur noch nicht gefunden. Aber es gibt sie.«
    Er deutete auf den Bildschirm. »Das allein beweist es schon in meinen Augen. Gemäß Dr. Qhahenlos Theorie sind sowohl Quantenbündel als auch Feldeffekte möglich, du erinnerst dich?

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