Engelssturz - Zahn, T: Engelssturz - Angelmass
gegen Chandris prallte. »Ist aber kein sehr großer Lagerraum.«
»Wir haben normalerweise auch nicht viel dabei, was eingelagert werden müsste«, sagte Ornina. »Wir nutzen ihn hauptsächlich zum Einsammeln der Engel. Das mit dem Tee war aber ernst gemeint. Oder Sie könnten sich den Engel auch von Chandris geben lassen, und sie geht dann rauf und bereitet ihn zu.«
Trilling schnaubte. »Du bist wirklich ein Spaßvogel«, sagte er. »In Ordnung. Du – Kosta – gehst da rüber zu ihr.«
»Trilling, das muss doch nicht sein«, sagte Chandris mit leiser und flehender Stimme, als Kosta zu Ornina hinüberging. »Bitte. Ich werde mit dir gehen, wenn du sie in Ruhe lässt.«
Trilling sah sie mit diesem irren Blick an. »Natürlich gehst du mit mir«, sagte er. Er klang erstaunt. »Wir beide sind doch füreinander bestimmt.«
»Trilling, bitte«, wiederholte Chandris.
»Chandris, was ist denn in dich gefahren?«, wollte Trilling wissen. »Was bedeuten dir diese zwei Opfer denn schon?«
Kosta ließ den Blick durch den Lagerraum schweifen und hoffte auf eine Eingebung. Plötzlich überkam ihn wieder die Erinnerung an diesen Abend, als Chandris ihn gestellt, mit einem hellen Licht geblendet und ihm den Einsatz eines Schneidbrenners angedroht hatte. Wenn sie wirklich einen Schneidbrenner gehabt hatte, und wenn er noch immer hier war …
Aber sie hatte keinen Schneidbrenner gehabt, also war auch keiner hier. Orninas Werkzeuge? Zu klein, um ihm als Waffe zu dienen. Dann vielleicht lockere Rohre oder herumliegende Deckel von Vorratskisten? Aber er sah nichts, was irgendwo lose heruntergehängt oder herumgelegen hätte.
»Genug!«, blaffte Trilling, und Kosta richtete die Aufmerksamkeit wieder auf das aktuelle Geschehen. Der Disput, sofern man überhaupt von einem solchen sprechen konnte, war zu Ende.
Und Chandris hatte verloren.
»Wenn du dir das nicht mit ansehen willst, kannst du auch den Raum verlassen«, fuhr Trilling fort, richtete den Blick wieder auf Kosta und hob das Messer. »Es wird nur einen Moment dauern.«
Kosta spürte, wie die Hand der hinter ihm stehenden Ornina nach seiner tastete. Er nahm ihre Hand, und sie drückte seine einmal. Es war kein panischer und nicht einmal ein ängstlicher Händedruck, sondern nur ein tröstender und freundschaftlicher. Und vielleicht auch einer zum Abschied.
Und dann ließ sie seine Hand langsam los. Damit er die Hand wieder frei hatte – für welche Maßnahme auch immer, die er geplant hatte.
Plötzlich wurde er von einer Woge der Entschlossenheit erfasst, als ob er von einer Tasse von Orninas heißem Sadras-Tee stimuliert würde. Ornina vertraute ihm ihr Leben an; und Chandris vertraute darauf, dass er sie von diesem Mann befreite.
Und er würde den Teufel tun und sie im Stich lassen.
»Na gut«, sagte Chandris mit kläglicher Stimme. Man hörte ihr an, dass sie sich geschlagen gab. Sie warf Kosta noch einen Blick zu, als sie hinter Trilling vorbei zur Tür ging. Trilling hob das Messer und setzte sich mit einem Blick, der die Lust am Töten verriet, in Bewegung.
Kosta ging leicht in die Knie und nahm die Kampfstellung ein, die man ihm beigebracht hatte. Dann drehte er leicht den Körper, um dem Feind eine geringere Angriffsfläche zu bieten. Die Hände hingen noch immer herab, aber vor dem geistigen Auge riss er schon den linken Arm hoch, um Trillings Messerarm zur Seite zu schlagen. Wenn Trillings Rumpf dann ungedeckt war, würde er dem anderen mit aller Macht gegen das Knie treten und dann noch einen Tritt in den Unterleib folgen lassen …
Und dann drehte Chandris sich hinter Trilling lautlos auf einem Fuß und hieb ihm die Engel-Transportbox mit aller Kraft auf den Kopf.
Trilling stieß ein zorniges Bellen aus, schüttelte die momentane Benommenheit ab und wirbelte zu der Verräterin herum. Er holte mit dem linken Arm aus und schlug ihr die Box aus der Hand, so dass sie zurücktaumelte. Das Messer blitzte in der Hand, als er zum Todesstoß ausholte …
Und mit einem weiteren Bellen verlor er das Gleichgewicht, als Kosta ihm in die rechte Kniekehle trat.
Trilling schlug hart auf dem Deck auf und drehte sich mit katzenartiger Geschmeidigkeit auf den Rücken. Kosta wollte sie schon auf ihn stürzen und blieb im letzten Moment stehen, als er – zu spät – erkannte, dass Trilling noch immer das Messer in der Hand hatte.
Er reagierte zu langsam. Während er noch zurückwich, holte Trilling mit dem Messer aus und zog es Kosta quer über die Brust. Er
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